Politik

Schutz vor Delta-Variante Merkel will Briten die Einreise verweigern

Boris Johnson und Angela Merkel haben sich kürzlich erst beim G7-Gipfel in Cornwall gesehen.

Boris Johnson und Angela Merkel haben sich kürzlich erst beim G7-Gipfel in Cornwall gesehen.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Einer britischen Zeitung zufolge will Kanzlerin Merkel durchsetzen, dass Briten wegen der Delta-Variante nicht mehr in die EU einreisen dürfen. Die Urlaubsländer des Südens wollen den Vorstoß offenbar zurückweisen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel will nach einem Bericht der Londoner "Times" durchsetzen, dass Briten nicht mehr in die Europäische Union einreisen dürfen. Der Zeitung zufolge soll dies nach den Vorstellungen der Kanzlerin für alle Briten gelten, auch für vollständig geimpfte. Der Grund ist die starke Ausbreitung der Delta-Variante im Königreich.

Ein entsprechender Vorstoß von Merkel werde heute im Krisenreaktionskomitee der EU diskutiert, schreibt die "Times" weiter. Allerdings hätten sich Griechenland, Spanien, Zypern, Malta und Portugal bereits dagegen ausgesprochen. In einer aktualisierten Version des Artikels weist die "Times" darauf hin, dass Einreisende aus Großbritannien mittlerweile in Portugal für 14 Tage in Quarantäne gehen müssen, wenn sie keinen vollständigen Impfschutz nachweisen können.

Die Zeitung zitiert einen britischen Regierungsvertreter mit den Worten, Merkel sei in der EU "zunehmend isoliert". Viele EU-Staaten würden denken, diese Frage sei ihre Entscheidung "und nichts, was in Berlin entschieden werden solle".

In Portugal müssen Reisende aus Großbritannien in Quarantäne

An diesem Freitag trifft Merkel sich mit dem britischen Premierminister Boris Johnson auf dessen Amtssitz in Chequers in der Grafschaft Buckinghamshire nahe London. "Dies wird eine Gelegenheit sein, eine Reihe von Themen zu besprechen, einschließlich die Vertiefung der deutsch-britischen Beziehungen und die globale Antwort auf die Coronavirus-Pandemie", sagte ein Regierungssprecher in der vergangenen Woche. Ein weiteres Thema dürften die Sonderregeln für Nordirland sein.

Die Bundesregierung hat sowohl Portugal als auch Großbritannien als Virusvariantengebiet eingestuft. Für Einreisende aus Ländern mit dieser Einstufung gilt auch hierzulande eine zweiwöchige Quarantänepflicht, von der man sich nicht "freitesten" kann.

Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatten auf dem EU-Gipfel in der vergangenen Woche vergeblich versucht, vor allem die vom Tourismus lebenden südlichen EU-Länder zu einem härteren Vorgehen gegen die Delta-Variante aufzufordern. Portugal etwa hatte keine Einreisebeschränkungen gegenüber Großbritannien.

Delta sorgt für "rasante" Corona-Ausbreitung

In Europa fasste Delta zuerst in Großbritannien Fuß, mittlerweile sind dort 95 Prozent aller Neuansteckungen auf diese Variante zurückzuführen. Die für den 21. Juni geplante Aufhebung fast aller Corona-Restriktionen in England verschob die Regierung in London nicht zuletzt wegen Delta.

Am Wochenende hatte die "Sunday Times" gemeldet, dass sich das Coronavirus unter britischen Schülern rasant ausbreitet. In der Woche zum 20. Juni sei die Zahl der infizierten 5- bis 9-Jährigen im Vergleich zur Vorwoche um 70 Prozent gestiegen, bei den 10- bis 14-Jährigen sei es ein Plus von 56 Prozent, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Zahlen der Gesundheitsbehörde Public Health. Insgesamt 16.100 Schüler waren wegen einer Corona-Infektion abwesend, in der Vorwoche waren es noch 10.600. Weil zudem Zehntausende wegen möglichen Kontakts mit Infizierten in Selbstisolation geschickt wurden, fehlten insgesamt 216.000 Schüler im Unterricht.

Grund für die rasche Ausbreitung sei die hoch ansteckende Delta-Variante, so die Zeitung. Der Co-Generalsekretär der Lehrergewerkschaft National Education Union, Kevin Courtney, warnte vor einer Vervielfachung der Fälle. Steve Chalke von der Wohltätigkeitsorganisation Oasis Trust sagte, Schulen seien "Inkubationszentren für die neue Delta-Variante". "Der Trend in Schulen zeigt seit drei Wochen nach oben. Wir haben offensichtlich noch nicht die Spitze dieser dritten Welle erreicht", sagte Chalke.

Quelle: ntv.de, hvo/AFP/rts

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