Kühnert im "ntv-Frühstart" "Die EM ist ein Stück aus dem Tollhaus"
28.06.2021, 09:16 Uhr
SPD-Vize und Fußballfan Kevin Kühnert warnt: Die EM ist in Sachen Reisen in Corona-Zeiten kein gutes Vorbild. Bei Reiserückkehrern brauche es "engmaschige Kontrollen".
Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Kevin Kühnert hat angesichts der sich ausbreitenden Virus-Varianten den Modus der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft scharf kritisiert: "Es ist ein Stück aus dem Tollhaus muss man wirklich sagen, dass nun ausgerechnet im Corona-Sommer eine EM quer über den Kontinent mit Reiseverkehr von Fans, Mannschaften und dem ganzen Tross drumherum stattfindet", sagte Kühnert im "Frühstart" von ntv.
"Es geht um die Vorbildwirkung", sagte Kühnert. "Millionen Europäerinnen und Europäer sitzen im Urlaubssommer 2021 da und sehen im Fernsehen: Offensichtlich ist wieder alles in Ordnung." Gleichzeitig sage man den Menschen aber, dass es ebenfalls harte Restriktionen beim Reisen gebe. "Da verstehe ich, dass das die Leute in ihrem Kopf nicht ganz zusammenbringen."
Die Entscheidung, dass keine Fans aus Deutschland zum EM-Achtelfinale der deutschen Nationalmannschaft gegen England nach London anreisen könnten, bezeichnete Kühnert als "total richtig angesichts der Gesamtsituation. Ich finde, hier ist schon adäquat reagiert worden."
Brauchen "engmaschiges Kontrollsystem"
Mit Blick auf Reiserückkehrer aus Risikogebieten und die Debatte über Tests- und Quarantäneverordnungen, sagte Kühnert, dass es "nicht genügen" könne, einfach nur Antigen-Schnelltests vorzuweisen bei der Rückkehr: "Sondern dann muss es ein engmaschiges Kontrollsystem geben, um dafür zu sorgen, dass hier die Virusvarianten nicht noch schneller nach Deutschland eingeschleppt werden, als das nach Adam Riese sowieso in den nächsten Monaten passieren wird."
Auch die SPD-Ministerpräsidenten von Berlin, Hamburg und Niedersachsen hatten sich Forderungen nach einer deutlichen Verschärfung der Regeln bei der Einreise nach Deutschland angeschlossen. Kühnert warnte: "Die Lehre aus dem Sommer 2020 ist schon, dass man die Leichtigkeit des Moments nicht mit der Leichtigkeit der Gesamtsituation verwechseln sollte - überhaupt keine Frage."
"Hausärzte werden noch wichtiger"
Zudem lobte Kühnert, dass sich der tägliche Impffortschritt weiterhin auf sehr hohem Niveau befinde. Aber mit Blick auf Menschen, die sich noch nicht ganz sicher seien, ob sie sich wirklich impfen lassen wollten, sagte der SPD-Politiker: "Insbesondere die sogenannten 'No-shows', also Leute, die einen Termin haben und dann am Ende nicht erscheinen, da werden die Quoten höher, nach allem was man hört."
Hier bekämen die Hausärzte eine "noch wichtigere Rolle", da diese die Menschen gezielt ansprechen könnten. Zudem müsse man "insbesondere noch mal in Regionen von sozial schwächer gestellten Menschen hineingehen, die häufig denken, wenn sie die Krankenkassen-Karte nicht finden, können sie sich nicht impfen lassen oder es kostet Geld am Ende oder dürfen nur deutsche Staatsbürger sein". Kühnert fügte hinzu: "Das Maß an Information, was fehlt, das ist viel größer, als wir uns manchmal vorstellen können."
Quelle: ntv.de, psa