Nationalmannschaft zu bunt? Mit mäßiger Quote stimmt die AfD für den Fußball
01.07.2024, 01:16 Uhr Artikel anhören
Maximilian Krah war nur als Soli-Aufkleber in Essen vertreten.
(Foto: IMAGO/Panama Pictures)
Die Nationalelf sei zu bunt, motzt die AfD. Aber am Ende ist beim Essener Parteitag das Deutschland-Spiel gegen Dänemark doch interessanter als dröge Debatten - zumindest für eine knappe Mehrheit.
Dem durchschnittlichen AfDler scheint die Nationalelf ein Graus zu sein. Zu viel Multikulti, zu divers, zu wenig deutsch. Aus jeder Pore des Fußballsports trete "die Regenbogenideologie" heraus, wettert Rechtsaußen Björn Höcke und demonstriert einmal mehr völkisches Gedankengut. Der AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl, Maximilian Krah, sprach mit Blick auf die Nationalmannschaft von einer "Fremdenlegion".
Die CDU-Politikerin Serap Güler vermutet, die AfD schrecke nicht einmal davor zurück, himmlische Mächte anzurufen: Die Partei der selbst ernannten Patrioten bete jeden Tag, "damit die Nationalmannschaft rausfliegt". Für Teile der Partei könnte da was dran sein.
Dabei sollten die strammen Rechten um den ehemaligen Deutsch- und Geschichtslehrer Höcke eigentlich mitbekommen haben, dass die DFB-Elf ohne ihre Spieler mit Migrationshintergrund - die wohlgemerkt alle einen deutschen Pass haben - ziemlich schwach dastehen würde. Dann gäbe es im DFB-Trikot kein Supertalent wie Jamal Musiala, der drei der bislang zehn deutschen EM-Tore erzielte. Weitere Stützen der DFB-Auswahl mit Vorfahren aus anderen Ländern sind, unter anderem, der robuste Verteidiger Antonio Rüdiger und Ilkay Gündoğan, der die Kapitänsbinde trägt.
Doch kann es sein, dass die AfD so ausländerfeindlich insgeheim dann doch nicht ist? Der Beobachter reibt sich verwundert die Augen: Auf dem Essener AfD-Parteitag wurde ein für Samstagabend angesetzter Tagesordnungspunkt auf Sonntag verschoben. Begründung des Antragstellers: "Dann können wir heute Abend alle noch Fußball gucken."
Für den Antrag gibt es eine Mehrheit - die aber deutlich unter der Einschaltquote für das Deutschlandspiel lag. Mehr als 46 Prozent der Delegierten hätte am Samstagabend lieber weiter Schiedsrichter gewählt - nicht für ein Fußballspiel, sondern für das Bundesschiedsgericht der Partei.
Quelle: ntv.de