Politik

Rückkehr aus China nach Hongkong Mitarbeiter des britischen Konsulats ist frei

Zunächst galt Simon Cheng als vermisst - später teilte das chinesische Außenministerium mit, dass er festgenommen worden sei.

Zunächst galt Simon Cheng als vermisst - später teilte das chinesische Außenministerium mit, dass er festgenommen worden sei.

(Foto: picture alliance/dpa)

Ein Mitarbeiter des britischen Konsulats in Hongkong will aus China zurückreisen - und verschwindet. Bald wird klar: Er wurde festgenommen. Nun kommt er wieder frei. Doch die Spannungen zwischen China und Hongkong dauern an. Auch die massiven Proteste Tausender Regierungskritiker gehen weiter.

Ein in China festgesetzter Mitarbeiter des britischen Konsulats in Hongkong ist wieder auf freiem Fuß. Wie die Polizei der südchinesischen Stadt Shenzhen mitteilte, lief die 15-tägige "Administrativhaft" für Simon Cheng am Samstag ab. Cheng konnte danach nach Hongkong zurückkehren. Unterdessen gehen die Proteste in Hongkong gegen eine zunehmende Einflussnahme Chinas weiter.

Der 28-jährige Cheng war nach Angaben seiner Familie am 8. August an der Grenze zwischen China und Hongkong auf dem Heimweg in die Sonderverwaltungszone verschwunden. Er hatte demnach ein Wirtschaftstreffen in Shenzhen im Südosten Chinas besucht. Erst als der Fall vergangene Woche öffentlich wurde, teilte das chinesische Außenministerium mit, dass Cheng festgenommen worden sei, weil er Gesetze zur öffentlichen Sicherheit verletzt habe. Simon Cheng habe die Anschuldigungen zugegeben, die gegen ihn erhoben worden seien, erklärte die Polizei über den Kurznachrichtendienst Weibo.

"Ich überquere jetzt die Grenze ... Bete für mich", soll der Konsulatsmitarbeiter vor seinem Verschwinden laut Hongkonger Medien in einer Nachricht an seine Freundin geschrieben haben. Das britische Außenministerium hatte sich besorgt über die Festnahme geäußert.

Erneut massive regierungskritische Proteste

Unterdessen sind in Hongkong erneut Tausende Menschen auf die Straße gegangen. Die Behörden schlossen vier U-Bahn-Stationen, um die Demonstration in einem Industriegebiet zu erschweren. Die Menschen ließen sich davon jedoch nicht abhalten.

Der Betrieb am Flughafen und auf den Straßen und Bahnverbindungen dorthin verlief zunächst normal, obwohl die Demonstranten die Verkehrsinfrastruktur eigentlich einem "Stresstest" unterziehen wollten. Die Behörden hatten einen Gerichtsbeschluss erwirkt, der Proteste am Flughafen untersagte. Wegen der Belagerung des Hauptterminals durch Tausende Demonstranten hatte der Flughafen vergangene Woche zeitweise den Betrieb einstellen müssen. Rund tausend Flüge wurden abgesagt.

Am Freitagabend hatten bei Demonstrationen nach Angaben der Organisatoren 135.000 Menschen eine Menschenkette rund um die Stadt gebildet. Sie folgten damit einem Vorbild aus dem Jahr 1989, als schätzungsweise zwei Millionen Menschen in den drei baltischen Staaten so gegen die Sowjetunion protestierten.

In der einstigen britischen Kronkolonie Hongkong demonstrieren seit Wochen Hunderttausende Menschen. Sie fürchten eine Beschneidung ihrer Rechte durch China und werfen Regierungschefin Carrie Lam eine zu große Nähe zur kommunistischen Regierung in Peking vor. Auslöser der Demonstrationen war ein Gesetzentwurf der Regierung zur Auslieferung mutmaßlicher Krimineller an China. Peking hat Großbritannien und andere Staaten mehrfach davor gewarnt, sich in den Konflikt einzumischen.

Hongkong gehört seit dem Abzug der Briten 1997 wieder zu China. Als Sonderverwaltungszone hat es noch bis 2047 umfangreiche Sonderrechte garantiert, um die viele Menschen in Hongkong nun bangen. Zentrale Forderungen der Demonstranten sind freie Wahlen und eine unabhängige Untersuchung von Polizeigewalt bei früheren Demonstrationen. Aus der Menge wurden aber auch Rufe nach Unabhängigkeit laut.

Quelle: ntv.de, aeh/rts/dpa

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