Hunderte Ukrainer getötet? Moskau meldet Erfolge im Süden - Kiew auch
31.08.2022, 18:24 Uhr
Kiews Truppen wollen zwischen Mykolajiw und Krywyj Rih Gelände gut machen.
(Foto: REUTERS)
Im Süden der Ukraine kommt es nach dem Beginn einer ukrainischen Offensive zu schweren Kämpfen. Unklar ist, wer die Oberhand behält - beide Seiten reklamieren Erfolge für sich. Moskau spricht von einem Scheitern des Vorstoßes, eine ukrainische Behörde vermittelt ein anderes Bild.
Der Erfolg der angekündigten ukrainischen Großoffensive im Süden des Landes bleibt weiter unklar. Eine ukrainische Regionalbehörde berichtet nun von Fortschritten des ukrainischen Militärs in von Russland besetzten Gebieten bei der Stadt Cherson. Dasselbe gelte auch für die Städte Beryslaw und Kachowka, sagte der Vize-Chef des Regionalrats von Cherson, Jurik Sobolewskji, dem ukrainischen Fernsehen. Einzelheiten wollte er nicht nennen.
Fast zeitgleich berichtete das russische Verteidigungsministerium von einem Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive in der Südukraine. Russland will den Truppen des Nachbarlandes schwere Verluste zugefügt haben. Es seien bereits mehr als 1700 ukrainische Soldaten getötet worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
Zudem haben die russischen Truppen laut Armeesprecher Igor Konaschenkow 63 Panzer, 48 gepanzerte Fahrzeuge und 4 Kampfflugzeuge zerstört. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Kiews Versuch, die Offensive im Süden der Ukraine zwischen Mykolajiw und Krywyj Rih sowie in andere Richtungen wieder aufzunehmen, sei gescheitert, sagte Konaschenkow.
Die ukrainische Führung selbst gibt seit Beginn der Offensive gar keine Informationen zu deren Verlauf heraus. Russische Quellen schrieben dagegen, dass die moskautreuen Truppen an einigen Abschnitten selbst stark unter Druck gekommen seien.
Schweres Artilleriefeuer zu hören
Die ukrainische Armee hatte am Montag eine Offensive zur Rückeroberung der von russischen Truppen besetzten Region Cherson gestartet. Am Dienstag hatte das Büro von Präsident Wolodymyr Selenskyj schwere Kämpfe in "fast dem gesamten Gebiet" gemeldet. In der Region wurden demnach mehrere russische Munitionsdepots und fast alle großen Brücken über den Fluss Dnipro zerstört.
Im Ort Beresnehuwate, der etwa 70 Kilometer nördlich von Cherson nahe der Frontlinie liegt, hörten Reporter schweres Artilleriefeuer, während zahlreiche ukrainische Panzerfahrzeuge vorbeifuhren. Militärexperten hatten eine Zunahme des Kampfgeschehens im Süden der Ukraine vorausgesagt, da es im ostukrainischen Donbass für keine der beiden Seiten Fortschritte gibt - und sowohl Russland als auch die Ukraine daher versuchen, vor dem Wintereinbruch im Süden voranzukommen.
Die Region Cherson mit ihrer gleichnamigen Hauptstadt am Ufer des Dnipro grenzt an die 2014 von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Als erste Großstadt der Ukraine war Cherson Anfang März kurz nach Kriegsbeginn von der russischen Armee eingenommen worden. Die Region ist für die Landwirtschaft von zentraler Bedeutung und wegen ihrer Nähe zur Krim auch strategisch wichtig.
Quelle: ntv.de, kst/dpa/rts/AFP