Nobelpreisträger als Premier?Bangladeschs Präsident löst Parlament auf

Chaos-Tage in Bangladesch: Der Armeechef verspricht nach der Flucht von Premierministerin Hasin, schnell eine Übergangsregierung zu bilden. Nach Drohungen weiterer Proteste löst der Präsident das Parlament ganz auf. Studenten fordern einen Friedensnobelpreisträger als Übergangspremier.
Nach dem Rücktritt und der Flucht von Ministerpräsidentin Sheikh Hasina in Bangladesch hat Präsident Mohammad Shahabuddin das Parlament aufgelöst. Zuvor hatten mehrere Organisatoren der Studentenproteste mit weiteren Demonstrationen gedroht, sollte das Parlament nicht aufgelöst werden. Zudem hat sich einer der Organisatoren der Studentenproteste, Nahid Islam, für Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus als Kopf einer Übergangsregierung ausgesprochen.
In einem Beitrag in sozialen Medien erklärte Islamd, die Anführer der Studentenproteste hätten bereits mit Yunus gesprochen. Dieser habe eingewilligt, das Amt des Regierungschefs in der derzeitigen Lage zu übernehmen.
"Jede andere Regierung als die von uns vorgeschlagene wird nicht akzeptiert", sagte Islam in einem Facebook-Video mit drei weiteren Organisatoren. Die Demonstranten würden weitere Namen für die Regierung verkünden, erklärte er und bekräftigte, dass es für die derzeitige Führung schwer werden würde, ihre Wünsche zu ignorieren.
Nobelpreisträger Yunus von Hasina geächtet
Seit Hasinas Flucht treiben Präsident Mohammad Shahabuddin und der Armeechef, General Waker-Us-Zaman, Bemühungen zur Bildung einer Übergangsregierung voran und haben versprochen, sich mit den Anführern der Studentenproteste treffen zu wollen. Islam bekräftigte jedoch, dass die Demonstranten keine Regierung akzeptieren werden, "die vom Militär unterstützt oder geführt wird".
Der nun von den Studenten vorgeschlagene Friedensnobelpreisträger Yunus wurde unter Hasinas Herrschaft Korruptionsanschuldigungen ausgesetzt. Den Nobelpreis erhielt er im Jahr 2006, weil er mit der von ihm gegründeten Grameen Bank Mikrokredite an Menschen ohne Einkommenssicherheiten vergab und ihnen so Wege aus der Armut ermöglichte. Die gegen ihn erhobenen Korruptionsvorwürfe bezeichnete er als Racheakte.
Auslöser der Proteste war die geplante Einführung eines Quotensystems in staatlichen Stellen, nach welchem die Hälfte aller Stellen an die Nachkommen von Soldaten, an Frauen sowie Menschen aus ärmeren Regionen vergeben werden. Infolge der über Wochen andauernden Demonstrationen und der Stürmung des Regierungssitzes sind bereits mehr als 56 Menschen ums Leben gekommen.