Einschätzung der US-Justiz Polizei-Rassismus hat in Ferguson Routine
04.03.2015, 10:11 Uhr
Polizisten verhaften einen schwarzen Demonstranten während der Unruhen in Ferguson.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Mehr als ein halbes Jahr, nachdem ein weißer Polizist einen schwarzen Jugendlichen in Ferguson erschossen hat, legt das US-Justizministerium seinen Untersuchungsbericht vor. Dabei kommt es zu einer drastischen Einschätzung.
Sieben Monate nach der Erschießung des schwarzen Jugendlichen Michael Brown durch einen weißen Polizisten in der US-Stadt Ferguson wirft das US-Justizministerium der dortigen Polizei in einem Untersuchungsbericht Rassismus und die routinemäßige Schikanierung der mehrheitlich schwarzen Bevölkerung vor. Medien zitierten vorab aus dem Bericht, der an diesem Mittwoch veröffentlicht werden soll, die mehrheitlich weiße Polizei, aber auch die Justiz, hätten regelmäßig Bürgerrechte verletzt und damit gegen die Verfassung verstoßen.
Der weiße Polizist Darren Wilson hatte Anfang August 2014 den unbewaffneten 18-jährigen in der Vorstadt von St. Louis im Bundesstaat Missouri erschossen. Eine sogenannte Grand Jury aus überwiegend weißen Laienrichtern kam aber im November zu dem Schluss, dass sich der Polizist nichts zuschulden kommen ließ. Das Urteil führte in Ferguson und zahlreichen anderen Städten zu teils gewaltsamen Protesten.
Der Fernsehsender CNN und die "Washington Post" berichteten unter Berufung auf den Untersuchungsbericht, Schwarze seien überdurchschnittlich oft das Ziel polizeilicher Maßnahmen gewesen. Ihr Anteil an allen Festnahmen zwischen 2012 und 2014 lag demnach bei 93 Prozent, obwohl sie nur zwei Drittel der Bevölkerung von Ferguson ausmachten. 85 Prozent der von der Polizei angehaltenen Autos wurden von Schwarzen gefahren, 90 Prozent der vor Gericht zitierten Personen waren Schwarze, und Gewalt wurde in 88 Prozent der Fälle gegen Schwarze angewandt.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte in einer ersten Reaktion, US-Präsident Barack Obama solle eine Arbeitsgruppe einrichten, um Empfehlungen für Reformen der Strafjustiz auszuarbeiten. Der Tod von Michael Brown mache eine "nationale Debatte" über Rassismus bei der Polizei erforderlich. Die USA habe eine lange Geschichte der Diskriminierung von Minderheiten und der Straflosigkeit der dafür Verantwortlichen, kritisierte die Organisation.
Quelle: ntv.de, bdk/AFP