Keine Angaben zu Aktivisten Polizei berichtet von 70 verletzten Beamten in Lützerath
15.01.2023, 09:20 Uhr
Die Nacht zum Sonntag in Lützerath soll laut Polizeiangaben ruhig verlaufen sein.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Polizei zieht eine erste Bilanz zum Einsatz in Lützerath: 70 Beamte seien verletzt worden, jedoch nicht alle in Auseinandersetzungen mit Aktivisten. Die Veranstalter sprechen von einer dreistelligen Zahl Verletzter. Derweil wird die Räumung fortgesetzt.
Im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Räumung des Dorfes Lützerath in Nordrhein-Westfalen sind nach Polizeiangaben seit Mittwoch mehr als 70 Beamte verletzt worden. Ein Teil davon sei auf den Einsatz bei einer Großdemonstration am Samstag zurückzuführen, sagte ein Sprecher der Polizei Aachen. Die Verletzungen gehen demnach sowohl auf Auseinandersetzungen mit Klimaaktivisten als auch auf Fehltritte wegen der Bodenbeschaffenheit oder andere Umstände zurück. Die meisten Beamten seien weiterhin dienstfähig.
Nach Angaben der Initiative "Lützerath lebt" gab es am Samstag bei den Protesten der Kohle-Gegner "zahlreiche Schwerverletzte" unter den Demonstrierenden und in einem Fall sogar eine lebensgefährliche Verletzung. Es sei eine "hohe zweistellige bis dreistellige Zahl" von Teilnehmern verletzt worden, sagte am Sonntag eine Sprecherin des Sanitätsdienstes der Demonstranten. Die Polizei habe auf den Feldern vor Lützerath "massiv Schlagstöcke, Pfefferspray, Räumpanzer, Wasserwerfer, Hunde und Pferde" gegen die Klimaaktivistinnen und -aktivisten eingesetzt. Die Veranstalter sprachen von Gewalt-Exzessen. Die Polizei selbst nannte zu den am Samstag verletzten Aktivisten keine konkreten Zahlen.
Gegen die Räumung und den Abriss von Lützerath hatten am Samstag viele Tausend Menschen im benachbarten Ort Keyenberg demonstriert - darunter die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Die Polizei sprach von insgesamt 15.000 Protestteilnehmerinnen und -teilnehmern. Der Umweltverband BUND, einer der Veranstalter, sprach von 35.000 Demonstrierenden, die Initiative Alle Dörfer Bleiben sogar von 50.000. Am Rand der Demonstration kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Dabei wurden auf beiden Seiten Menschen verletzt.
Nur noch wenige Aktivisten vor Ort
Die Beamten wollen die Räumung des Braunkohleorts an diesem Sonntag fortsetzen. "Im Laufe des Tages geht es weiter", sagte ein Sprecher. "Ein paar Baumstrukturen werden noch überprüft." Nach Polizeiangaben halten sich nur noch wenige Aktivisten in Lützerath auf. Die Zahl der Menschen soll schätzungsweise im einstelligen Bereich liegen. Nach Aussage eines Aktivisten vor Ort sind noch etwa 20 Menschen auf dem Gelände.
Weite Teile des Geländes waren am frühen Morgen mit Flutlicht ausgeleuchtet. Bagger fuhren auf das Gelände, um weitere Gebäude abzureißen. Die Polizei, die den Ort absichert, fuhr immer wieder Streife. An einem Tunnel, in dem zwei Aktivisten ausharren sollen, kontrollierte die Feuerwehr regelmäßig ein Belüftungsgerät. Insgesamt ist es in der Nacht ruhig geblieben.
Die abgeriegelte Ortschaft im Rheinischen Revier wird seit Mittwoch von der Polizei geräumt. Die wenigen Gebäude der Siedlung werden abgerissen, um es dem Energiekonzern RWE zu ermöglichen, die darunter liegende Braunkohle abzubaggern. Aktivisten wollen das verhindern. Im Zuge des seit Mittwoch laufenden Einsatzes in Lützerath gab es nach Polizeiangaben bislang rund 150 Strafverfahren unter anderem wegen Widerstands gegen Polizeibeamte, Sachbeschädigung und Landfriedensbruchs.
Quelle: ntv.de, als/dpa