Seltener öffentlicher Auftritt Putin und Schoigu zeigen sich an Schirinowskis Sarg
08.04.2022, 19:22 Uhr
Anlass, über die eigene Sterblichkeit nachzudenken? Der russische Präsident Putin erweist dem Faschisten Schirinowski die letzte Ehre.
(Foto: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP)
Lange hat der russische Präsident die Öffentlichkeit gemieden. Nun zeigt sich Putin am offenen Sarg des Ultranationalisten Schirinowski. Der starb nach zwei Monaten im Krankenhaus an einer Corona-Infektion. Der Kremelchef lobt ihn als "strahlenden Polemiker".
Bei einer Trauerfeier haben der russische Präsident Wladimir Putin und Tausende Menschen in Moskau von dem prominenten Politiker Wladimir Schirinowski Abschied genommen. Der 69-jährige Putin zeigte sich am Nachmittag bei seinem ersten Auftritt in der Öffentlichkeit seit längerer Zeit am offenen Sarg Schirinowskis. Der Fraktionschef der ultranationalistischen Liberaldemokratischen Partei Russlands (LDPR) war am Mittwoch nach mehr als zwei Monaten im Krankenhaus an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben.
Der als rechter Scharfmacher bekannte Politiker wurde 75 Jahre alt. Schirinowski galt als einer der schillerndsten Politiker in Russland - auch wegen seiner undiplomatischen Reden, die er oft schreiend mit hochrotem Kopf vortrug. Der Rechtspopulist war sechsmal bei den Präsidentenwahlen angetreten, zuletzt 2018, als er mit 5,65 Prozent den dritten Platz belegte. In Moskau begann unterdessen der Machtkampf um die Nachfolge des Vorsitzes in der LDPR, die eine von fünf kremltreuen Parteien in der Staatsduma ist.
Ehrengarde aus Trauerhalle verbannt?
Bei der Trauerfeier waren zahlreiche weitere Kreml-Spitzen anwesend, etwa Verteidigungsminister Sergej Schoigu oder der stellvertretende Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew. Beobachter berichteten, dass eine militärische Ehrengarde, die in der Trauerhalle postiert war, als andere Gäste sich von Schirinowski verabschiedeten, vom Sicherheitsdienst entfernt wurde. Erst dann sei Putin an den Sarg getreten. Offenbar habe der Präsident Angst um seine Sicherheit gehabt, vermutet ein Regionalpolitiker auf Twitter.
Schirinowski wurde auf dem Prominentenfriedhof des Moskauer Neujungfrauenklosters beigesetzt. Zuvor hatte es geheißen, er werde bei seinen Familienmitgliedern auf dem Friedhof Trojekurowo beerdigt. Allerdings hatte er selbst den Wunsch geäußert, auf dem berühmtesten Friedhof Moskaus seine letzte Ruhe zu finden.
Putin sprach den Angehörigen am Mittwoch sein Beileid aus. "Wladimir Schirinowski war ein erfahrener Politiker, ein energischer, offener Mensch, ein strahlender Redner und Polemiker", schrieb Putin in einem vom Kreml veröffentlichten Telegramm. Als Gründer der LDPR habe er "vor jedem Publikum in den schärfsten Diskussionen stets eine patriotische Haltung und die Interessen Russlands vertreten". In Russland hatte es bereits am 25. März großes Aufsehen gegeben, weil der Tod des Politikers versehentlich gemeldet worden war.
Quelle: ntv.de, mau/dpa