Mutter filmte Spaziergang noch Russische Raketen töteten vierjährige Liza
15.07.2022, 14:08 Uhr
Irynas Instagram ist voll mit gemeinsamen Bildern, dieses war eines ihrer letzten.
(Foto: Instagram)
Iryna aus Winnyzja dokumentiert das Leben mit ihrer kleinen Tochter Liza auf Instagram. Ein Video zeigt beide bei einem Spaziergang. Kurz darauf schlagen die russischen Raketen ein. Die Vierjährige ist tot, die Mutter kämpft um ihr Leben.
Im westlich gelegenen Winnyzja, eigentlich weit weg von den schweren Gefechten in der Ostukraine, wiegen sich Iryna und ihre vierjährige Tochter Liza in Sicherheit. Auf Instagram posieren beide in violetten Kleidern vor einem Lavendel-Feld, das Profilbild zeigt Mutter und Tochter mit der ukrainischen Fahne auf der Wange. Russische Raketen zerstören ihr Leben für immer. Bei dem Beschuss der Großstadt sterben mindestens zwanzig Zivilisten, darunter Liza. Ihre Mutter verliert bei dem Angriff ein Bein und kämpft im Krankenhaus um ihr Leben.
Kurz bevor die Raketen einschlagen, erweckt ein Instagram-Video, das Iryna gepostet hatte, noch den Anschein von Normalität. Es zeigt einen gemeinsamen Spaziergang von Mutter und Tochter, die kleine Liza schiebt ihren Kinderwagen selbst. Sie trägt eine weiße Blume im Haar, lächelt in die Kamera. Laut Anzeige ist es 9.38 Uhr.
Wenige Augenblicke später, um kurz nach 11 Uhr, passiert das, was der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als einen "Akt des Terrorismus" bezeichnet. Die Raketen zielen auf ein Kulturzentrum, Trümmer werden auf die Straße geschleudert, Autos brennen. Auch Liza wird getroffen. Eine in den sozialen Medien kursierende Aufnahme zeigt, wie die Vierjährige leblos in ihrem umgestürzten Kinderwagen liegt, neben ihr ein abgetrennter Fuß.
Der "Guardian" zitiert aus einer lokalen Zeitung eine Freundin Irynas. "Sie ist meine beste Freundin. Wir haben beide 'sonnige' Kinder", sagt Lidia Voitenko demnach und benutzt damit einen ukrainischen Ausdruck für Kinder mit Entwicklungsproblemen. "Wir haben zusammen eine Wohnung gemietet." Iryna sei bei Bewusstsein gewesen, als sie auf die Intensivstation gebracht wurde, berichtet Voitenko. "Aber Liza starb auf der Stelle. Mehr kann ich nicht sagen. Es ist zu schwierig."
Der plötzliche Tod des kleinen Mädchens bewegt auch die ukrainische First Lady. Olena Selenska kannte Liza persönlich, schreibt sie auf Twitter. "Wir haben uns bei der Aufnahme für ein Weihnachtsvideo getroffen." Selenska erzählt, wie Liza damals die Dreharbeiten aufmischte und alle Anwesenden mit Farbe bemalte. "Schaut sie euch lebendig an. Ich weine mit ihren Liebsten."
Quelle: ntv.de, mdi