Trotz Sanktionen Russland bezieht wohl weiter Waffen aus dem Westen
12.12.2024, 10:47 Uhr Artikel anhören
Putin zeigte sich in der Vergangenheit als Fan von Scharfschützengewehren aus russischer Produktion.
(Foto: REUTERS)
Gegen Russland verhängen die westlichen Staaten in den vergangenen zehn Jahren verschiedene Sanktionen. Auch die Ausfuhr von Waffen wird untersagt. Dennoch nutzen Putins Scharfschützen offenbar weiter gerne westliche Gewehre. Diese könnten über Umwege ins Land gelangen.
Russische Scharfschützen sollen trotz jahrelanger Sanktionen weiterhin jedes Jahr Tausende westliche Gewehre und Millionen Schuss Munition erhalten. Dies schreibt das russischsprachige Enthüllungsportal "The Insider". Nachdem die direkten Lieferungen nach Russland eingestellt worden seien, hätten Unternehmen aus der EU, den USA und der Türkei die Lieferungen nach Armenien, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan und Usbekistan vervielfacht.
Der "Insider" hat diese Routen sowie die Verbindungen einer Reihe westlicher Unternehmen zu russischen Waffenimporteuren ermittelt. Unter anderem nutzten russische Scharfschützen demnach US-Gewehre im September 2024 auf dem Truppenübungsplatz Angarskij auf der annektierten Krim.
Dem Bericht zufolge waren dort bei einem Schieß-Wettkampf über 1600 Meter das amerikanische Desert Tech SRS, das britische Accuracy International AXSR und das österreichische Steyr Mannlicher SSG am beliebtesten unter den teilnehmenden Soldaten. Nur sieben Schützen verwendeten überhaupt ein Gewehr aus russischer Produktion. Auch bei einem Wettbewerb über die doppelte Distanz griff eine Vielzahl wieder zu westlichen Waffen.
Waffen gehen in Russlands Nachbarstaaten
Als die EU-Länder nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 ein Waffenembargo gegen Russland verhängten, blieben zwei große Schlupflöcher in den Beschränkungen. Erstens erlaubte die Verordnung neue Lieferungen im Rahmen von Verträgen, die vor dem 1. August 2014 geschlossen wurden. Zweitens sah das Dokument keine Kontrollmaßnahmen für Ausfuhren in die Länder der Zollunion - Armenien, Belarus, Kasachstan und Kirgisistan - vor, die mit Russland sowohl durch einen gemeinsamen Zollraum als auch durch den militärischen und politischen Block der OVKS verbunden sind.
Nach den von "The Insider" analysierten Daten von UN-Comtrade erhalten diese Länder jedes Jahr Zehntausende von Waffen. Es gibt statistische Anomalien: Die Ausfuhren nach Armenien, Georgien, Kasachstan und Kirgisistan stiegen in drei Jahren um das Zweieinhalbfache: von 19.556 Waffen im Jahr 2020 auf 53.211 im Jahr 2023. So stiegen die Exporte von Gewehren und Schrotflinten aus Italien nach Armenien von 68 Stück im Jahr 2019 auf 1.862 im Jahr 2023.
Kirgisistan kaufte in den Jahren 2020 und 2021 überhaupt keine Waffen aus Italien, importierte aber 882 im Jahr 2022 und 4.434 im Jahr 2023. Georgien importierte 2021 431 Waffen aus den USA und steigerte die Einfuhren 2022 fast um das Zehnfache auf 4.140 Waffen. Der größte Lieferkanal für Russlands Nachbarn bleibt die Ausfuhr aus der Türkei nach Georgien, die von 8.426 im Jahr 2019 auf 18.843 Stück im Jahr 2023 anstieg. Diese Waffen könnten dann - innerhalb des gemeinsamen Zollraums - an Russland weiter geliefert worden sein.
Russische Gewehre sind in Bezug auf die Reichweite den westlichen Gewehren deutlich unterlegen. Gleichzeitig sind die Produkte privater russischer Waffenhersteller preislich bereits mit amerikanischen und europäischen Modellen vergleichbar.
Quelle: ntv.de, ghö/lme