Öffnung humanitärer Korridore Russland kündigt Feuerpause an, Ukraine kritisiert Untergrabung
08.03.2022, 00:31 Uhr
Russische Granaten beschossen immer wieder zivile Ziele in der zweitgrößten Stadt der Ukraine, Charkiw.
(Foto: dpa)
Russland kündigt die Einrichtung mehrerer "humanitärer Korridore" in der Ukraine an. In den Städten Kiew, Charkiw, Mariupol, Tschernihiw und Sumy sollen am Dienstag lokale Waffenruhen gelten. Die Ukraine kritisiert, dass die Routen der Korridore auf einmal nur nach Russland führen würden.
Russland bietet nach Angaben seines UN-Botschafters am Dienstag eine erneute Feuerpause zur Öffnung humanitärer Korridore in der Ukraine an. Wassili Nebensja zitierte am Montag (Ortszeit) vor dem UN-Sicherheitsrat in New York aus einer neuen Erklärung aus Moskau: "Darin heißt es, dass die russische Partei erneut sagt, dass morgen, am 8. März um 10 Uhr morgens Moskauer Zeit, eine Waffenruhe durchgeführt und humanitäre Korridore geöffnet werden sollen", um Bürger aus Kiew, Tschernihiw, Sumy, Charkiw und Mariupol zu evakuieren. Alle fünf Städte standen in den vergangenen Tagen unter schwerem Beschuss durch die russische Armee.
In einer Stellungnahme des russischen Verteidigungsministeriums auf dem Kurznachrichtenportal Telegram schienen die humanitären Korridore aber hauptsächlich oder komplett in Richtung Russland oder Belarus zu verlaufen. Botschafter Nebensja betonte indessen, dass Flüchtlinge nicht unbedingt nach Russland geschickt würden: "Es wird auch eine Evakuierung in Richtung ukrainischer Städte westlich von Kiew angeboten."
Ukraine: Moskau kündigt neue Routen per Brief an
Die Ukraine wirft Russland jedoch vor, die für Dienstag geplante Öffnung von Fluchtrouten zu untergraben. Obwohl man sich mit Moskau und auch dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes auf eine Route über die zentralukrainische Stadt Poltawa geeinigt habe, habe Moskau per Brief neue Routen nur über Russland und Belarus angekündigt.
Das sagte der ukrainische UN-Botschafter Serhij Kyslyzja am Montag in New York bei einer Dringlichkeitssitzung zur humanitären Lage in der Ukraine. "Ich fordere die russische Seite auf, zu den zuvor vereinbarten Routen zurückzukehren, um ukrainischen und ausländischen Bürgern die Ausreise nach Europa zu ermöglichen." In einem Video-Statement aus seinem Büro in Kiew hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland für das Scheitern vorheriger Korridor-Versuche verantwortlich gemacht.
Quelle: ntv.de