London: Neue Zwangsrekrutierung Russland will 400.000 "Freiwillige" anwerben
30.03.2023, 10:51 Uhr Artikel anhören
Um die Unzufriedenheit in Russland zu minimieren, täuscht Russland eine "freiwillige" Rekrutierung vor, glaubt London.
(Foto: REUTERS)
Der Kreml plant Berichten zufolge eine neue Rekrutierungskampagne, um 400.000 neue Soldaten zu gewinnen. Russland spreche dabei von einem "Freiwilligenmodell". Der britische Geheimdienst glaubt dagegen nicht an einen freien Willen.
Eine geplante Rekrutierungskampagne in Russland von Freiwilligen für den Krieg gegen die Ukraine ist nach britischer Einschätzung nur ein Deckmantel für neue Zwangseinziehungen. "Es besteht die realistische Möglichkeit, dass diese Unterscheidung in der Praxis verwischt und dass regionale Behörden versuchen werden, die ihnen zugewiesenen Einstellungsziele zu erreichen, indem sie Männer zum Beitritt zwingen", teilte das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Russischen Medien zufolge sollen 400.000 Freiwillige angeworben werden.
Das angebliche "Freiwilligenmodell" solle Unzufriedenheit im Land möglichst minimieren, so das britische Ministerium. "Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Kampagne 400.000 echte Freiwillige anzieht." Notwendig sei zudem nicht nur frisches Personal. "Russland benötigt mehr Munition und Rüstungsgüter, als es derzeit zur Verfügung hat", hieß es weiter.
Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar gibt die Verluste russischer Streitkräfte als viel höher als die der ukrainischen Soldaten an. "Es gibt Tage im Osten, an denen das Verhältnis der Verluste (Todesopfer) bei 1 zu 10 liegt", teilt sie auf Telegram mit. "Das ist natürlich nicht jeden Tag der Fall, und das durchschnittliche Verhältnis ist niedriger, aber immerhin."
Das ukrainische Militär hat bisher keine Angaben zu den eigenen Verlusten seit Kriegsbeginn vor über einem Jahr gemacht. Dagegen wird eine tägliche Statistik mit den angeblichen Verlusten des russischen Militärs veröffentlicht. Demnach haben die russischen Streitkräfte bisher über 172.000 Tote zu beklagen.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Updates zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.
Quelle: ntv.de, vmi/dpa