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Begnadigung nach sechs Monaten London: Wagner-Häftlinge werden Problem für Russland

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Kämpfer der Wagner-Gruppe - die geschwächte Söldnertruppe ringt derzeit um Verstärkung.

Kämpfer der Wagner-Gruppe - die geschwächte Söldnertruppe ringt derzeit um Verstärkung.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Um Kämpfer zu generieren, rekrutiert die Wagner-Söldnertruppe Häftlinge in Gefängnissen. Mittlerweile sind Tausende von ihnen tot. Und vielen, die noch übrig sind, winkt bald dank eines Versprechens die Freiheit. Das könnte aus mehreren Gründen zum Problem für Russland werden.

Britische Geheimdienste halten die Begnadigung der aus Gefängnissen rekrutierten Wagner-Söldner für ein Risiko für die russische Gesellschaft. In den kommenden Wochen würden voraussichtlich Tausende russische Inhaftierte, die im Ukraine-Krieg für die Gruppe der Wagner-Söldner gekämpft hätten, begnadigt und freigelassen, hieß es im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Bei der Rekrutierung aus Gefängnissen im Zuge einer Aufstockung der russischen Truppen sei den Wagner-Veteranen in Aussicht gestellt worden, dass ihre Haftstrafen nach sechs Monaten Kriegsdienst aufgehoben werden.

Da die Rekrutierung von Wagner-Häftlingen im vergangenen Herbst nach Angaben der Briten ihren Höhepunkt erreichte, läuft die Spanne von sechs Monaten nun für viele Betroffene ab - wobei rund die Hälfte von ihnen nach britischen Angaben im Kampf getötet oder verletzt worden sein soll. Die plötzliche Eingliederung von oft gewalttätigen früheren Straftätern mit kürzlichen traumatischen Kampferfahrungen werde mutmaßlich eine große Herausforderung für Russlands Gesellschaft in Kriegszeiten darstellen, hieß es aus London.

Wagner-Gruppe kämpft mit Personalmangel

Außerdem werde sich der Personalmangel in den russischen Truppen verstärken, da Wagner wohl mittlerweile nicht mehr in Gefängnissen rekrutieren dürfe. Zuvor hatte dies den Angaben zufolge unter Einverständnis der russischen Führung stattgefunden. Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, will bis Mitte Mai rund 30.000 neue Kämpfer unter Vertrag nehmen. In einer Audio-Botschaft in dem Messengerdienst Telegram erklärte er, pro Tag würden in den Anwerbestellen in 42 russischen Städten 500 bis 800 Männer rekrutiert. Er nannte keine Beweise für diese Zahlen. Die Angaben sind nicht unabhängig nachzuprüfen.

In den vergangenen Wochen haben die Wagner-Truppen allein bei Bachmut Tausende Soldaten im Kampf verloren. Die Häftlinge sollen bei Stoßangriffen auf die ukrainischen Verteidigungslinien regelrecht verheizt worden sein. Nach Schätzungen des NATO-Geheimdienstes kommen auf jeden ukrainischen Soldaten, der bei der Verteidigung von Bachmut getötet wurde, mindestens fünf russische Soldaten. Im Januar schätzten die Vereinigten Staaten noch, dass die Wagner-Truppe etwa 50.000 Kämpfer in der Ukraine hat, darunter 40.000 Sträflinge.

Im Kampf um Bachmut hatte die russische Privatarmee Wagner das Verteidigungsministerium in Moskau erst kürzlich zu Hilfe gerufen. Prigoschin veröffentlichte einen Brief an Verteidigungsminister Sergei Schoigu, in dem er um Verstärkung bittet.

(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 21. März 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, rog/dpa

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