Berlin äußert sich besorgt Saudische Grenzer sollen Hunderte Migranten ermordet haben
21.08.2023, 15:16 Uhr Artikel anhören
Saudische Grenzschützer im Süden des Landes.
(Foto: imago stock&people)
Saudische Grenzschutzbeamte sollen Hunderte Migranten aus Äthiopien massakriert haben, darunter auch Kinder. Augenzeugen berichten von Leichenbergen entlang der Flüchtlingsroute. Das Auswärtige Amt reagiert bestürzt auf die Vorwürfe.
Das Auswärtige Amt in Berlin hat sich besorgt zu einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) geäußert, nach dem saudische Grenzschutzbeamte Hunderte äthiopische Migranten und Asylsuchende getötet haben sollen. "Wir sind sehr besorgt über die dort aufgeführten massiven Vorwürfe", sagte eine Sprecherin des deutschen Außenministeriums in Berlin. Man verfüge aber über keine eigenen Erkenntnisse zu den in dem Bericht geäußerten Vorwürfen.
Die Äthiopier sollen beim Versuch, die jemenitisch- saudische Grenze zu überqueren, getötet worden sein. Das Auswärtige Amt bemühe sich im Gespräch mit den internationalen Partnern, solche Sorgen vorzubringen, sagte die Sprecherin. Über Details wollte sie keine Auskunft geben, ergänzte aber: "Das Auswärtige Amt spricht sehr regelmäßig mit Saudi-Arabien, auch über Menschenrechtsfragen."
Laut dem am Morgen veröffentlichten HRW-Bericht sollen an der jemenitische-saudischen Grenze Menschen aus nächster Nähe erschossen worden sein, darunter auch Kinder. Demnach wurden außerdem Sprengwaffen gegen Migranten eingesetzt. In dem Bericht wurde der Zeitraum von März 2022 bis Juni 2023 untersucht. Aktuelle Untersuchungen von HRW deuteten aber darauf hin, dass die Tötungen weiterhin stattfinden.
Augenzeugen berichteten den Menschenrechtlern von Leichenbergen entlang der Migrationsroute. "Wenn die saudischen Sicherheitsbeamten eine Gruppe (Migranten) sehen, schießen sie ununterbrochen", sagte eine der Überlebenden den Helfern. Asylsuchende und Migranten sagten, die Migrationsroute zwischen dem Jemen und Saudi-Arabien sei "voll von Missbrauch" und unter der Kontrolle von Menschenhändlern.
Schätzungen zufolge kommen weit mehr als 90 Prozent der Migranten auf der "gefährlichen Ostroute" - vom Horn von Afrika über den Golf von Aden durch den Jemen nach Saudi-Arabien - aus Äthiopien. Die Route wird HRW zufolge auch von Migranten aus Somalia, Eritrea und gelegentlich aus anderen ostafrikanischen Ländern genutzt. In den vergangenen Jahren ist der Anteil der Frauen und Mädchen, die auf der Ostroute migrieren, gestiegen.
Im Jemen herrscht seit Ende 2014 ein verheerender Konflikt zwischen der Regierung, den Huthi-Rebellen und deren Verbündeten. Trotz des Bürgerkriegs kommen noch immer Migranten in den Jemen mit dem Ziel, ins benachbarte Saudi-Arabien zu gelangen. Das Königreich kämpft im Jemen gegen die vom Iran unterstützten Huthis, die das Land 2014 überrannten und weite Teile im Norden beherrschen. Die Vereinten Nationen betrachten den Konflikt im Jemen als eine humanitäre Katastrophe, die das Land an den Rand einer Hungersnot gebracht hat.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa