"Armee braucht Veränderungen" Selenskyj feuert Chef der Bodentruppen nach neun Monaten
29.11.2024, 19:30 Uhr Artikel anhören
Olexander Pawljuk ist nicht mehr Kommandeur des ukrainischen Heeres.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Im Donbass steht das ukrainische Militär stark unter Druck. Als Reaktion ordnet Präsident Selenskyj einen Wechsel an der Spitze des Heeres an. Nach nicht einmal einem Jahr im Amt muss Bodentruppen-Chef Pawljuk seinen Posten schon wieder räumen.
Wegen der schwierigen Lage der ukrainischen Armee an der Ostfront hat Präsident Wolodymyr Selenskyj nach nur neun Monaten den Chef der Landstreitkräfte ausgewechselt. Generalmajor Mychajlo Drapatyj wurde zum neuen Kommandeur des Heeres ernannt. Drapatyj habe die russische Offensive im östlichen Gebiet Charkiw erfolgreich zum Stehen gebracht, schrieb der Präsident in sozialen Netzwerken. Der bisherige Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Olexander Pawljuk, wurde von diesem Posten entbunden.
Außerdem beförderte der Staatschef Oleh Apostol, bislang Oberst und Kommandeur der 95. Luftsturmbrigade, zum stellvertretenden Oberkommandierenden. Die Neuernannten sollten die Kampffähigkeit der Armee erhöhen, sagte Selenskyj bei einer Sitzung mit seiner Militärführung in Kiew. "Die ukrainische Armee braucht interne Veränderungen, um die Ziele unseres Landes vollständig zu erreichen." Pawljuk wurde im Februar zum Chef der Bodentruppen ernannt. Der frühere Vize-Verteidigungsminister ersetzte damals Olexander Syrskyj, der zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte befördert worden war.
Im Gebiet Donezk im Osten der Ukraine rücken russische Truppen derzeit so rasch vor, wie seit den ersten Tagen der Invasion 2022 nicht mehr. Den Verteidigern fehlt es an Waffen und Soldaten. Syrskji kündigte daher heute eine Verstärkung der Truppen an der Ostfront an. Es würden Soldaten, Munition und Ausrüstung geschickt, erklärte er auf Telegram nach einem Besuch zweier wichtiger Positionen in der Nähe der umkämpften Städte Pokrowsk und Kurachhowe in der Region Donezk. Syrskji zufolge wehren die ukrainischen Streitkräfte die russischen Vorstöße in der Gegend ab. "Wir halten den Feind weiterhin zurück und fügen ihm schwere Verluste an Truppen und Ausrüstung zu." Es gehe darum, Pläne des Gegners zu vereiteln, "die weit über diese Frontabschnitte hinausgehen".
Pokrowsk und Kurachhowe liegen am westlichen Rand des Bergbau- und Industriereviers Donbass. Daran schließt sich eine offene Steppenlandschaft bis zum Fluss Dnipro an. Ein Durchbruch würde der russischen Armee den Weg zu den wichtigen Großstädten Dnipro und Saporischschja eröffnen.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa