12.600 Menschen in 24 Stunden Slowenien meldet Rekord-Flüchtlingszahl
22.10.2015, 10:38 Uhr
In Zelten ruhen sich diejenigen aus, die es bis ins serbische Berkasovo geschafft haben.
(Foto: AP)
Das kleine EU-Land Slowenien sieht sich dem Flüchtlingsandrang nicht gewachsen. In der Nacht erreichen die illegalen Einreisen einen neuen Höchststand, der sogar die Zahlen aus dem Sommer übersteigt.
In der Flüchtlingskrise auf der Balkanroute ist keine Entspannung in Sicht: Slowenien meldet einen neuen Rekord an Grenzübertritten. Demnach haben allein in der vergangenen Nacht 6500 Menschen illegal die Grenze dieses EU-Landes überschritten, wie die slowenische Nachrichtenagentur STA unter Berufung auf die Polizei berichtet. Dies ist ein Rekord, der sogar die Zahl der nach Ungarn gekommenen Flüchtlinge zum Höhepunkt der dortigen Krise im September übertrifft.
Das kleine Alpen-Adria-Land kann sich nach eigenen Angaben nur um 2500 Menschen am Tag kümmern. Flüchtlinge, die aus dem Nachbarland kommen, müssen nicht nur registriert, sondern auch versorgt, untergebracht und dann zur österreichischen Grenze weitertransportiert werden. Angesichts der angespannten Situation kommt EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos im Lauf des Tages nach Slowenien, um sich ein Bild von der Lage zu machen und mit der Regierung EU-Hilfen zu besprechen.
"Aufmachen, aufmachen!"
Auch an einem weiteren Dauerbrennpunkt, dem serbisch-kroatischen Grenzübergang Berkasovo/Bapska, warteten wieder 2000 Flüchtlinge vor der geschlossenen Grenze. Die Kroaten lassen nur kleinere Gruppen durch, weil ihr nahe gelegenes Erstaufnahmelager Opatovac mit 3500 Menschen bereits überfüllt ist. "Aufmachen, aufmachen!", riefen die Menschen immer wieder. Viele von ihnen hatten die kalte Nacht im Freien verbracht. Kroatien transportiert die aus der Türkei, Griechenland, Mazedonien und Serbien kommenden Flüchtlinge weiter nach Slowenien. Von dort reisen sie nach Österreich und vor allem nach Deutschland.
Das Thema beschäftigt auch den EU-Sondergipfel am Sonntag in Brüssel. Eigentlich ist das EU-Land für Flüchtlinge zuständig, in dem sie zuerst den Boden der Union betreten. Kanzleramtschef Peter Altmaier forderte am Mittwoch einen Stopp des ungehinderten Transits von Flüchtlingen über den Balkan nach Mitteleuropa.
Jedes Land müsse seinen Beitrag zur Lösung der Krise leisten, forderte der Koordinator der Flüchtlingspolitik im ZDF. "Es kann auch nicht sein, dass jedes Land einfach die Flüchtlinge durchleitet." Man wolle über unhaltbare Zustände reden. Sie entstünden, weil Flüchtlinge über fünf oder sechs Länder nach Deutschland kämen.
Quelle: ntv.de, sba/dpa