"Ich bin euer Krieger" So wird’s schwer für Trump
05.03.2023, 09:53 Uhr
"Ich bin euer Krieger, ich bin eure Gerechtigkeit, ich bin eure Vergeltung", verspricht Trump. Doch richtig mitreißen lässt sich das Publikum nicht.
(Foto: picture alliance / Consolidated News Photos)
Der Ex-Präsident will noch einmal ins Weiße Haus einziehen. Bei der CPAC, der jährlichen Versammlung der Rechtskonservativen in der Nähe von Washington, muss Trump das Heimspiel nutzen, damit seine schleppende Wahlkampf-Kampagne Fahrt aufnehmen kann.
Es sind noch zweieinhalb Stunden, bis er die Bühne betreten soll. Im Gaylord National Convention Center in der Nähe von Washington versammeln sich immer mehr Menschen vor den Chesapeake Rooms. Sie halten die Kameras bereit und probieren durch die kleine, noch offene Tür etwas zu sehen. Er soll da drin sein, tuschelt eine Tochter zu ihrer Mutter. Viele Menschen mit der roten "Make America Great Again Mütze" setzen sich in Bewegung.
Auf der Hauptbühne der Conservative Political Action Conference, CPAC, sprechen am Samstag der rechte Ex-Präsident von Brasilien Jair Bolsonaro und die Verliererin der Zwischenwahlen von Arizona Kari Lake, doch alle warten auf den 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten: Donald J. Trump. Er ist auch 2023 der Haupt-Redner.
Seine Vorredner heizen dem Publikum ein. Bolsonaro fabuliert von einer Gender-Ideologie, die um sich greife, redet über die Waffengesetze, die er vereinfachen würde und als er sagt, er würde niemanden dazu zwingen sich impfen zu lassen, reißt es die Menschen von den Stühlen. Ebenso bei dem Argument der gestohlenen Wahl in Brasilien. Ein Motiv, mit dem man im Saal an diesem Samstagnachmittag bestens umzugehen weiß - mit tosendem Jubel. Der 67-jährige Bolsonaro sagt außerdem, seine Mission sei noch nicht vorbei.
Was auch Kari Lake für sich in Anspruch nimmt. Auch wenn die Republikanerin ihre Wahl zur Gouverneurin in Arizona im November verloren hat, rufen die Fans beim Verlassen der Kongresshalle: "Wir lieben dich, Kari." Die ehemalige Fernsehmoderatorin will sich beim versammelten Publikum ins rechte Licht rücken. In ihrem Fall heißt das als bedingungslose Kämpferin für die große Sache, die MAGA-Bewegung. Es habe Menschen gegeben, sagt sie, die hätten sie nach ihrem Preis gefragt. Was müsse man bezahlen, damit sie die Politik verlasse? Nicht für 1, nicht für 10, nicht für 100 Millionen Dollar würde sie das tun, antwortet die 53-Jährige. Das klingt nach selbstlosem Patriotismus. Das ist genau das, womit man Jubelstürme erntet bei diesem Publikum.
Auch Trumps Konkurrent bekommt Applaus
Die letzte Stufe des Aufwärmprogramms sind die Umfragen. Wer eine Karte gekauft hat, hat Stimmrecht bei den CPAC-Umfragen. Etwas mehr als 2000 Menschen haben ihre Stimme abgegeben, und das Ergebnis ist eindeutig. 62 Prozent wollen ihn: Donald J. Trump. Das sind im Vergleich zum Ergebnis bei der Veranstaltung im Vorjahr sieben Prozentpunkte weniger, aber auf Platz zwei liegt abgeschlagen Ron de Santis. Für den Governor aus Florida stimmten gerade mal 20 Prozent. Der Applaus, als sein Name fällt, ist immerhin bemerkenswert: Nicht überschwänglich, aber man merkt, es sind einige Fans von DeSantis im Kongress-Saal.
Dann startet die Veranstaltungsregie das Lied "Gloria" von Laura Branigan. Deutlich lauter als alles, was man an dem Tag vorher in der Halle hörte. Ein patriotischer Filmclip läuft, der am Ende "den nächsten Präsidenten der USA" ankündigt: Donald Trump. Beide können sich aufeinander verlassen: Trump schenkt dem johlenden Publikum seine applaudierenden Demuts- und Dankes-Gesten, die Menschen bereiten ihm einen Empfang, der ihm deutlich macht: Hier bist du zu Hause. Der Raum ist voll von roten Make-Amerika-Great-Again-Mützen.
Als die Menge leise wird, legt Trump los. Zu Beginn in erstaunlich sachlich-ruhigem Ton. Doch die Inhalte passen zu dem 76-Jährigen. Wäre er an der Macht, würde er den Ukraine-Krieg an einem Tag beenden. Schließlich sei er der einzige Kandidat, der einen Dritten Weltkrieg einfach verhindern könne, sagt Trump. Natürlich nicht, ohne den NATO-Staaten eine klassische Breitseite mitzugeben. Schutz bekäme nur noch, wer dafür auch mehr bezahlt. Für sich selbst hat er eine neue Bezeichnung gefunden, er verspricht seinen Anhängern im Saal: "Ich bin euer Krieger, ich bin eure Gerechtigkeit, ich bin eure Vergeltung."
Trump hatte vor gut 16 Wochen angekündigt, wieder für die Präsidentschaft kandidieren zu wollen. Doch es wird erwartet, dass es eine ganze Reihe von Gegenkandidaten gibt. Der aussichtsreichste, Ron de Santis, war dieses Jahr nicht auf der CPAC-Konferenz. In seiner Rede lässt Trump keinen Zweifel daran, dass jede Alternative zu ihm, ein Establishment repräsentiere, "zu dem wir niemals zurückkehren werden". Es sei jetzt die letzte Schlacht, behauptet er und argumentiert mit seiner Erfahrung aus der ersten Amtszeit: "Jetzt bin ich erfahren und kenne die Menschen in Washington."
Trumps Kandidatur ist kein Selbstläufer
Wenn Trump redet, ist es ruhig im Kongress-Zentrum. Egal, welches Thema der Ex-Präsident berührt, überschwänglicher Jubel brandet selten auf. Am lautesten wird der Applaus, als es um Migration geht und Trump erklärt, er wolle die größte Abschiebe-Aktion der Geschichte des Landes starten. Doch während der gesamten Rede hatte man nicht das Gefühl, es gibt diesen Moment, in dem Trump voll aufdreht und das Publikum elektrisiert. Mit den Worten "Make America great again!" beendet er seine Rede. Sie sind kaum ausgesprochen, da flüchtet ein großer Teil der Besucher schon aus dem Saal. Trump steht da noch auf der Bühne und winkt ins Publikum.
Führende Republikaner machen Trump für das miese Abschneiden bei den Zwischenwahlen verantwortlich. Schon eine ganze Weile orientieren sich große Geldgeber in Richtung De Santis. Die CPAC-Halle hatte bei Trumps Rede im hinteren Bereich mehrere Hundert freie Sitzplätze. Durch die Rede wurde kein Momentum geschaffen. Dieser Samstagabend hat eines gezeigt: Es ist zwar für Abgesänge zu früh, aber es wird kein Selbstläufer für Donald Trump, noch einmal als republikanischer Kandidat in die nächste Präsidentschaftswahl zu gehen. Und gewonnen hat er die dann auch noch nicht.
Quelle: ntv.de