CSU-Politiker hat nachgedacht Söder verfolgt "breiteren Ansatz" bei Corona
15.01.2022, 08:49 UhrBisher bezeichnet sich Bayerns Ministerpräsident Söder stets als Teil des "Teams Vorsicht" in der Corona-Politik. Doch der Jahreswechsel bewirkt bei dem CSU-Mann einen Sinneswandel. "Es wird nicht mehr ausreichen, die Lage nur medizinisch und virologisch zu betrachten", sagt er.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will in der Corona-Politik angesichts der Omikron-Variante künftig einen "breiteren Ansatz" verfolgen. "Ich habe über den Jahreswechsel lange nachgedacht, viele Gespräche geführt - privat und politisch - und aus diesen zwei Corona-Jahren auch tiefe Lehren gezogen", sagte der CSU-Politiker dem "Münchner Merkur". "Es wird nicht mehr ausreichen, die Lage nur medizinisch und virologisch zu betrachten. Wir müssen auch auf die gesellschaftliche und soziale Komponente stärker achten."
Die Gesellschaft sei nicht in zwei gleiche Teile gespalten, aber sie sei geteilt. "Eine kleine Gruppe Querdenker mit sehr abstrusen Argumenten, eine große Gruppe an sehr vorsichtigen Menschen, aber eben auch einige, die zwar alle Regeln mitgemacht haben, aber erschöpft und müde sind und am Sinn mancher Vorschriften zu zweifeln beginnen."
Söder mahnte mit Blick auf die Omikron-Variante: "Wir müssen die Lage in den nächsten zwei Wochen sehr genau im Blick behalten." Bisher schilderten Experten eine geringere Anzahl Patienten in den Krankenhäusern und mildere Verläufe. "Omikron ist nicht Delta. Das heißt: Wir müssen genau justieren, welche Regeln zwingend nötig, aber auch verhältnismäßig sind. Wir wollen 'Team Vorsicht' und 'Team Augenmaß' zusammenbringen."
Söder will Politik besser erklären
Der Ministerpräsident fügte an: "Wir müssen erkennen, dass die Gesellschaft mehr von uns erwartet, als jeden Tag nur neue Verordnungen zu erlassen. Wir müssen künftig genauer und verständlicher begründen, was wir tun." Söder hat sich bislang als Verfechter besonders strenger Corona-Maßnahmen positioniert.
Schon für den nächsten Corona-Gipfel zwischen Bund und Ländern am 24. Januar kündigte er an, sich für ein Nachsteuern einsetzen zu wollen. So wolle er bundesweit und mit der Bundesliga darüber sprechen, wieder Zuschauer in die Stadien zu lassen. In Bayern solle künftig bei Kulturveranstaltungen jeder zweite Platz besetzt werden dürfen. Zudem will er zu einer Hotspot-Strategie zurückkehren, bei der Maßnahmen ab einer Inzidenz von 1000 und einer bestimmten Auslastung der Intensivbettenkapazität greifen sollen.
Söder kündigte im "Münchner Merkur" darüber hinaus an, mit Maßnahmenkritikern das Gespräch suchen zu wollen. Bei Corona-Demos gebe es neben Rechtsradikalen "Menschen, die einfach verunsichert und beschwert mitlaufen". Söder sagte: "Mit ihnen müssen wir wieder ins Gespräch kommen. Denn nicht jeder, der skeptisch ist, ist ein Corona-Leugner, Verschwörungstheoretiker oder Rechtsradikaler. Mehr hinhören ist der erste Schritt zum Heilen."
Quelle: ntv.de, jog/dpa