Auftritt bei Junger UnionSöder verzichtet auf Attacken gegen Seehofer

CSU-Chef Seehofer ist geschwächt. Da wäre es für seinen Gegenspieler Söder leicht, ihm noch einen mitzugeben. Kritik an Seehofer äußert der Landesminister bei einer Rede vor der bayerischen Jungen Union aber allenfalls verklausuliert.
Bayerns Finanzminister Markus Söder hat in einer Rede vor der bayerischen Jungen Union Aussagen zu seiner persönlichen Zukunft und Angriffe auf CSU-Chef Horst Seehofer vermieden. Mit Blick auf die künftige personelle Aufstellung der Partei sagte er: "Mein Wunsch und meine Hoffnung ist, dass wir gemeinsam eine Lösung finden, dass wir es zusammen tun."
Politik sei wie Fußball: "Du brauchst starke Einzelspieler, aber wenn der Mannschaftsgeist nicht stimmt, wirst du nicht erfolgreich sein", betonte Söder. Natürlich hätten die Parteibasis und die Bevölkerung nun Erwartungen an die CSU. Er halte sich aber daran, dass erst die Jamaika-Sondierungen in Berlin geführt werden sollten, sagte Söder. Anschließend müsse aber geredet werden: intern, offen und ehrlich.
Da gehe es nicht um persönliche Ambitionen oder Eitelkeiten. "Es geht nur um die CSU in Bayern. Daran muss sich jeder messen lassen, und ich ganz besonders", betonte er. "Die Frage ist immer nur eine entscheidende: Was ist die erfolgreichste und beste Formation für 2018", wenn die Landtagswahl stattfindet. Er selber werde "für jede vernünftige Lösung" die Hand reichen, versprach er.
CSU sackt in Umfrage weiter ab
Söder mahnte zudem, die Herausforderung müsse "mit Anstand" bewältigt werden, aber auch "mit Ergebnissen". "Es muss uns gelingen, unsere Basis zu motivieren und die Wähler ein Stück weit wieder zu inspirieren", betonte er und forderte: "Es muss am Ende ein Ruck durch die CSU und durch ganz Bayern gehen."
Nahrung bekommt die Debatte durch eine neue Meinungsumfrage für Bayern. Dem Institut Insa zufolge käme die CSU derzeit nur noch auf 37 Prozent. Bei der Bundestagswahl war die CSU bereits auf 38,8 Prozent abgerutscht, bei der vergangenen Landtagswahl 2013 erreichte die Partei mit 47,7 Prozent die absolute Mehrheit im bayerischen Landtag.
Die Junge Union hatte sich am Samstag als erste große Parteiorganisation offen gegen den 68-Jährigen gestellt und einen Rückzug Seehofers spätestens im kommenden Jahr verlangt. Der Ministerpräsident selbst sagte seinen Auftritt bei der Jungen Union in Erlangen kurzfristig ab. Seehofer hatte in der "Bild am Sonntag" mit Unverständnis auf die innerparteiliche Kritik reagiert. Er hat seinen ehrgeizigen Minister stets auf Abstand gehalten und deutlich gemacht, dass er ihn nicht als geeigneten Nachfolger ansieht.