Keine Hinweise auf Geiseln Soldaten finden Hamas-Waffen in Al-Schifa-Klinik
15.11.2023, 11:46 Uhr Artikel anhören
Israel vermutet unter der Al-Schifa-Klinik eine Hamas-Kommandozentrale. In der Nacht dringen deshalb Soldaten in den Komplex vor. Sie finden laut Medienberichten Waffen der Terroristen. Doch erhoffte Spuren auf die entführten Geiseln gibt es keine.
Israelische Soldaten haben bei einem stundenlangen Militäreinsatz im Al-Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen Berichten zufolge Waffen der islamistischen Hamas gefunden. Es gab demnach aber zunächst keine Hinweise darauf, dass in der Klinik in der Stadt Gaza auch Geiseln festgehalten werden, wie israelische Medien unter Berufung auf die Armee meldeten. Israels Streitkräfte hatten gehofft, in dem Klinikkomplex Informationen über den Verbleib der am 7. Oktober bei der Hamas-Terrorattacke aus Israel verschleppten Geiseln zu finden.
Bei dem Einmarsch in das größte Krankenhaus im Gazastreifen sei es nicht zu Spannungen zwischen den Truppen und Patienten oder Personal gekommen, hieß es weiter. Zivilisten, die von der Hamas als menschliche Schutzschilde benutzt würden, solle kein Schaden zugefügt werden, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Die Bodentruppen brachten nach eigenen Angaben bei dem Einsatz auch Brutkästen, Babynahrung und medizinische Hilfsgüter in die Klinik.
Israels Militär habe zuvor auch eine "großangelegte Evakuierung des Krankenhauses ermöglicht und einen regelmäßigen Dialog mit den Krankenhausbehörden geführt". Bei einem Gefecht vor der Klinik töteten Soldaten den Medienberichten zufolge mindestens fünf bewaffnete Hamas-Mitglieder. Israelische Soldaten seien nicht verletzt worden.
UNO und Rotes Kreuz besorgt um Patienten
Das israelische Militär ist davon überzeugt, dass sich unter dem Krankenhaus eine Hamas-Kommandozentrale befindet. Dazu legte die Armee Ende Oktober nach eigenen Angaben Geheimdienstinformationen vor. Die Hamas bestreitet die israelischen Angaben.
UNO und Rotes Kreuz äußerten sich angesichts des israelischen Einsatzes besorgt um die Sicherheit von Patienten, Flüchtlingen und medizinischem Personal in der Klinik. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, zeigte sich "zutiefst beunruhigt", wie er bei X schrieb. Die WHO habe erneut Kontakt zu dem medizinischen Personal in der Klinik verloren.
Auch UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths zeigte sich bei X "entsetzt" über das Vordringen von Soldaten in die Klinik. "Krankenhäuser sind kein Schlachtfeld", erklärte er. Der Schutz von Neugeborenen, Patienten, medizinischem Personal und allen Zivilisten müsse Vorrang haben. Ähnlich äußerte sich das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).
Im Schifa-Krankenhaus im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens waren nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums zuletzt sieben Neugeborene nach dem Abschalten von Sauerstoffgeräten wegen Spritmangels für Stromgeneratoren gestorben. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Das UN-Nothilfebüro OCHA teilte mit, unter anderem 36 Frühchen, die auf Brutkästen und damit auf Strom angewiesen sind, seien in akuter Lebensgefahr.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP