Schrittweiser Abzug aus Homs Syrische Rebellen geben ihre Hochburg auf
09.12.2015, 12:35 Uhr
Nach jahrelangen Kämpfen ist die Altstadt von Homs in weiten Teilen zerstört.
(Foto: dpa)
Homs gilt als "Hauptstadt der Revolution" - doch jetzt ziehen die syrischen Rebellen nach Absprache mit Assad ab. Selbst in den eigenen Reihen sorgt das für Proteste. Der radikale Flügel will den Machthaber lieber im Gefängnis sehen als am Verhandlungstisch.
Die syrischen Rebellen haben mit dem Abzug aus ihrer einstigen Hochburg, der Stadt Homs, begonnen. Nach einem Abkommen mit dem Assad-Regime hätten rund 150 Menschen in Bussen das letzte von den Rebellen gehaltene Viertel Al-Waer verlassen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die meisten von ihnen seien Zivilisten gewesen. In der ersten Phase sollen insgesamt 750 bis 800 Menschen Al-Waer verlassen. Sie werden in Rebellen-Gebiete in den Provinzen Idlib und Hama gebracht.
Unter ihnen sollen auch etwa 80 Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und des syrischen Ablegers von Al-Kaida sein, die die Waffenruhe ablehnten. Die Rebellen hatten in der vergangenen Woche mit dem Regime ein Abkommen geschlossen, wonach die rund 3200 Rebellen mit ihren Familien schrittweise innerhalb von zwei Monaten den Stadtteil verlassen sollen. Im Gegenzug versprach die Regierung von Machthaber Baschar al-Assad, ihre Angriffe auf das Viertel sowie die Belagerung zu stoppen. Nach Abzug der letzten Kämpfer sollen Polizisten kommen und für Sicherheit sorgen, aber keine Soldaten.
Homs, das als "Hauptstadt der Revolution" gilt, ist seit Jahren umkämpft. Für das Regime ist die zentralsyrische Stadt strategisch wichtig, weil sie zwischen Damaskus und der von ihm beherrschten Küstenprovinz liegt. In Al-Waer im Westen der Innenstadt von Homs leben heute noch etwa 75.000 Menschen, vor Beginn des Konfliktes im März 2011 waren es 300.000. Das Viertel war das letzte in Homs, in dem sich die Rebellen gehalten hatten, nachdem die meisten Aufständischen die Altstadt schon im Mai 2014 verlassen hatten.
Rebellen sollen gemeinsame Linie finden
Zugeständnisse an Assad sind in den eigenen Reihen stark umstritten. Vor einem Treffen syrischer Oppositions- und Rebellengruppen in Saudi-Arabien erklärte die Islamisten-Gruppe Ahrar al-Scham, der syrische Machthaber müsse vor Gericht gestellt und alle Institutionen seines Unterdrückungsapparats aufgelöst werden. Zugleich warf Ahrar anderen Teilnehmern des Treffens vor, "eher das Regime als das Volk und die Revolution zu vertreten".
Die USA und Russland hatten sich bei den Syrien-Verhandlungen in Wien mit Vertretern der EU und Regionalmächten darauf verständigt, für die Übergangszeit die staatlichen syrischen Institutionen intakt zu lassen. Dutzende Organisationen und Einzelvertreter der zersplitterten Opposition sind nach Riad eingeladen, damit sich die Rebellen auf eine gemeinsame Position für die im kommenden Jahr erwarteten Friedensverhandlungen verständigen.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP/rts