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Eine Vorwahl, die kaum eine ist Trump braucht nur fünf Minuten für Haley

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Zwei Termine, zwei überzeugende Siege für Ex-Präsident Trump: Seine einsame Gegnerin Haley hat auch im ihr wohlgesonnenen New Hampshire das Nachsehen. Nun braucht sie ein kleines Wunder.

Donald Trump ist zwar in Sichtweite, wie er entspannt in Richtung der Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner radelt - aber zu weit enteilt, um ihm einen Stock in die Speichen zu werfen. Dies ist die Momentaufnahme nach der republikanischen Vorwahl in New Hampshire. Auch in dem kleinen Bundesstaat an der Ostküste hat der Ex-Präsident gewonnen. Das restliche Bewerberfeld hatte bereits zuvor aufgegeben; nur seine ehemalige Untergebene Nikki Haley hechelt ihm noch hinterher. Beide wollen im November gegen Präsident Joe Biden antreten und ins Weiße Haus einziehen.

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Trump ist davon genervt, heißt es in US-Medien. Zwar hat Haleys Wahlkampfteam demnach bereits darüber diskutiert, aufzugeben. Doch die ehemalige UN-Botschafterin der USA hat sich anders entschieden. "Was für eine großartige Nacht", sagt sie deshalb am Abend vor ihren Anhängern und zeigt sich kampfeslustig: "Dieses Rennen ist noch lange nicht vorbei." Das entspricht der positiven Stimmung im Saal. Haley fordert "Tests der psychischen Gesundheit für Politiker über 75" - Trump ist 77 Jahre alt -, und aus dem Publikum ruft jemand "Trump ist ein Verlierer!", als es um die verlorenen Wahlen der letzten Jahre geht. Den längsten und lautesten Jubel jedoch bekommt Haley, als sie Trump zum TV-Duell auffordert. "Nikki"-Sprechchöre folgen.

Die Wahllokale waren gerade mal fünf Minuten geschlossen, da meldete die Nachrichtenagentur AP bereits: Trump gewinnt die republikanische Vorwahl in New Hampshire gegen Nikki Haley. Nicht lange danach folgten weitere US-Medien mit den gleichen Prognosen. Ob Haley tatsächlich bis zur nächsten wichtigen Vorwahl in South Carolina dabei bleibt, ist nicht sicher. Auch Floridas Gouverneur Ron DeSantis hatte noch beim Vorwahlauftakt in Iowa versichert, er werde dabei bleiben, nur um kurze Zeit später aufzugeben. Und Haley hat keine guten Aussichten.

Harte Gangart

Trump hat nun die beiden ersten Bundesstaaten für sich entschieden, ein Novum bei den Republikanern, was seine Bedeutung für die Konservativen noch einmal unterstreicht. Schließlich tritt er als Ex-Präsident an, nicht als irgendein Kandidat, der nach Vorstellung seiner Anhänger offenbar das zu Ende führen soll, was von der Pandemie unterbrochen wurde. Mehr als ein Drittel sagten bei Nachwahlbefragungen, die Wirtschaft sei ihr wichtigstes Anliegen, von ihnen stimmten 52 Prozent für Trump. Vor allem aber punktet er mit seiner harten Gangart gegenüber Immigranten: 76 Prozent derer, die sagen, Menschen ohne gültige Aufenthaltserlaubnis sollten abgeschoben werden, votierten für ihn.

Möchte nicht aufgeben: Nikki Haley

Möchte nicht aufgeben: Nikki Haley

(Foto: REUTERS)

New Hampshire war von der Wählerstruktur wohl Haleys beste Chance, einen Achtungserfolg gegen ihren früheren Chef zu landen. In der kleinen politischen Anomalie votierten nur 53 Prozent als registrierte Republikaner und 47 Prozent als Unabhängige. Von den Registrierten entschieden sich laut CNN 74 Prozent für Trump, von den anderen lediglich 66 Prozent für Haley. Sie hätte besser abschneiden müssen, um zum Ex-Präsidenten aufschließen zu können. In den kommenden Bundesstaaten wird es für sie wesentlich schwerer; und das, obwohl der nächste wichtige Vorwahlkampf in South Carolina stattfindet, ihrem Heimatstaat, wo sie auch Gouverneurin war.

Fingerzeig in Richtung Süden

Die dortigen Umfrageergebnisse sehen für Haley schlechter aus als sie es in New Hampshire waren. Zudem hat sie gehörigen Gegenwind. "Tim Scott hat sich verlobt", sagt Trump, der bedeutend später als Haley auf die Bühne getreten ist, um sich über sie und das Wahlergebnis auszulassen: "Das ist wichtiger als all das hier." Scott ist wie Haley innerhalb der Partei eher gemäßigt, aber er hat sich trotzdem auf Trumps Seite geschlagen. Der Senator steht direkt hinter ihm im Kamerablickfeld, kommt ebenfalls aus South Carolina und ist schwarz; ein Fingerzeig in Richtung der Wahl im November, denn diese Wähler wollen die Republikaner den Demokraten streitig machen. Biden hatte 2020 auch Dank der überwältigenden Unterstützung schwarzer Wähler gewonnen.

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Während Haley allein auf der Bühne redete, hat Trump eine ganze Mannschaft um sich. "Wer war eigentlich diese Betrügerin?", schimpft er über den optimistischen Auftritt seiner Konkurrentin: "Sie muss etwas genommen haben." Scott amüsiert sich. Neben ihm steht Vivek Ramaswamy, ein weiterer ausgestiegener Bewerber um die Kandidatur und erklärter Fan von Trump. Der bittet Ramaswamy gönnerhaft darum, eine Minute etwas zu sagen, woraufhin dieser Haley als "Schattenseite der amerikanischen Politik" bezeichnet, gegen George Soros lästert und Trumps "America First"-Kurs lobpreist. Trump ist damit anscheinend zufrieden.

Haley hat bis zur Vorwahl in South Carolina vier Wochen Zeit, um entweder aufzugeben oder einen Zaubertrank aus der Tasche zu zaubern, der sie auf Armeslänge an Trump heranbringt. "Die Menschen (dort) wissen, dass ich ihre Steuern gesenkt habe, das strengste Einwanderungsgesetz im Land verabschiedet und 40.000 aus der Sozialhilfe in Arbeit gebracht habe", wirbt sie für sich: "Sie wollen eine Wahl, keine Krönung." Sie könnte recht haben. Verlieren wird sie womöglich trotzdem.

Quelle: ntv.de

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