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DeSantis steigt aus Jetzt spricht alles für Trump

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Noch hat Trump in Nikki Haley eine Gegnerin - doch er bleibt der haushohe Favorit für die Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikaner.

Noch hat Trump in Nikki Haley eine Gegnerin - doch er bleibt der haushohe Favorit für die Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikaner.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Am Dienstag findet in New Hampshire die zweite Vorwahl der Republikaner statt. Schon jetzt hat Trump in Nikki Haley nur noch eine Konkurrentin. Bald könnten es noch weniger sein.

Für Nikki Haley wird der Weg zur Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner immer steiniger. Nach ihrer Niederlage in Iowa vor einer Woche droht der früheren UN-Botschafterin und Gouverneurin an diesem Dienstag in New Hampshire eine weitere Pleite - obwohl sie nach dem Ausscheiden von Ron DeSantis mittlerweile die einzige Alternative für all jene ist, die jemand anderen als Donald Trump ins Rennen gegen Präsident Joe Biden schicken wollen. Tatsächlich sind ihre Chancen nirgends so groß wie in dem Bundesstaat an der Ostküste. Doch das heißt nicht, dass die Chancen wirklich gut sind. Zwar hat es ihr geholfen, dass der ebenfalls moderate Republikaner Chris Christie bereits aufgegeben hat. Doch mit DeSantis' Ausstieg verdüstern sich ihre Aussichten wieder.

Volksnah in Jeans und Pullover - Nikki Haley bei einer Wahlkampfrede in Exeter, New Hampshire. Die letzte verbliebene Gegnerin Trumps in den Vorwahlen der Republikaner muss am Dienstag in New Hampshire gewinnen, um überhaupt noch eine Chance auf die Kandidatur zu haben.

Volksnah in Jeans und Pullover - Nikki Haley bei einer Wahlkampfrede in Exeter, New Hampshire. Die letzte verbliebene Gegnerin Trumps in den Vorwahlen der Republikaner muss am Dienstag in New Hampshire gewinnen, um überhaupt noch eine Chance auf die Kandidatur zu haben.

(Foto: picture alliance / newscom)

Ein Blick auf die Umfragen zeigt die Misere: Laut einer neuen Erhebung der renommierten Zeitung "Boston Globe" kommt Trump auf 55 Prozent der Stimmen, Haley auf 36 und DeSantis auf 6. Immerhin, eine andere Umfrage der "American Research Group" zeigt ein ausgeglicheneres Bild. Demnach steht Trump bei 46, Haley bei 44 Prozent Zustimmung. DeSantis landet hier ebenfalls bei 6. Beide Umfragen entstanden vor DeSantis' Aufgabe. Die entscheidende Frage ist nun, zu wem seine Sympathisanten wechseln werden.

Dabei ist Trump klar im Vorteil. Nicht nur, weil DeSantis eine Wahlempfehlung für ihn abgegeben hat. Auch inhaltlich überschneiden sich beide in ihrem Programm, etwa bei der Abschottung der Südgrenze oder außenpolitisch bei der kritischen Haltung gegenüber den europäischen Verbündeten. Damit Haley zu Trump aufschließt, müsste schon deutlich mehr als die Hälfte der DeSantis-Wähler zu ihr umschwenken. Das aber ist mehr als unwahrscheinlich. Klar ist vor allem eines: Selbst dort, wo seine Gegnerin am stärksten ist, geht Trump als Favorit ins Rennen.

Auch Biden hilft Haley mehr

Gewinnt Haley nicht einmal in New Hampshire, ist ihre Kandidatur so gut wie erledigt. Danach wird es heißen: "Wenn sie es dort nicht schafft, schafft sie es nirgendwo." Solche Narrative sind tödlich und lassen sich nur schwer drehen. So wäre es keine Überraschung, wenn sie nach einer Niederlage in New Hampshire aufgibt. Möglich ist auch, dass sie noch bis zum nächsten Termin in South Carolina am 24. Februar weitermacht. Immerhin hat sie finanzstarke Unterstützer und könnte es sich leisten, weiter Werbespots zu schalten und Wahlkampftermine zu organisieren. South Carolina ist ihre Heimat, dort war sie einst Gouverneurin. Allerdings ist der Staat Trump-Land, auch dort liegt der 77-Jährige meilenweit in Führung. Genau wie in praktisch allen anderen Bundesstaaten.

Wenn man so will, hat Haley außerdem ihren wichtigsten Verbündeten verloren - Joe Biden. Anfangs konnte sie sich noch als die Kandidatin präsentieren, die den Demokraten im Gegensatz zu Trump schlagen konnte. Als moderate Frau nahe der politischen Mitte sprach sie die wenigen Wechselwähler an, die Wahlen entscheiden können. Gegen Trump sprach dabei, dass er bei weiten Teilen der Wählerschaft, insbesondere bei den Demokraten so verhasst ist, dass er sie geradezu an die Urnen treibt. Das ging so weit, dass Trump als der einzige Kandidat galt, den Biden schlagen konnte. Doch der 80-jährige Präsident wirkt mittlerweile derart tatterig, dass seine Beliebtheitswerte im Keller festhängen. Mittlerweile können daher auch die taktisch denkenden Wähler zu dem Schluss kommen: Selbst Trump kann diesen Biden schlagen.

Gegen Haley spricht außerdem, dass es einfach keine Wechselstimmung bei den Republikanern gibt. Der größte Teil der republikanischen Wähler glaubt Trump seine Lügen, er werde politisch verfolgt und die letzte Präsidentschaftswahl sei nicht sauber gelaufen. Selbst wenn man die Stimmen von Trumps Gegenkandidaten addierte, erreichten sie allenfalls so viele Prozentpunkte wie er - wenn überhaupt. Hinzu kam, dass sich mit DeSantis und Vivek Ramaswamy zwei wichtige Kandidaten unter den Herausforderern tummelten, die eher Trumps Musterschüler als knallharte Gegner waren. Beide empfahlen schließlich, den Ex-Präsidenten zu wählen.

Samthandschuhe zu spät abgelegt?

Von Anfang an war nur der weitgehend erfolglose Chris Christie, einst Gouverneur von New Jersey und später Trump-Berater, ausdrücklich gegen Trump. Haley blieb lange vorsichtig und vermied einen Frontalangriff. Das war ihrer strategisch schwierigen Lage geschuldet. Sie bewarb sich ja um die Stimmen derer, die Trump mehrfach gewählt hatten. Angriffe auf Trump konnten da leicht als Angriffe auf eben diese Wähler verstanden werden. Funktioniert hat die Strategie, den Führenden zu überholen, ohne ihn zu attackieren, letztlich nicht.

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Erst auf den letzten Metern legt Haley die Samthandschuhe ab und setzt Stiche gegen Trump. So warf sie ihm vor, als Präsident das Geld "wie ein Demokrat" rausgeschmissen zu haben. Weil der sie mit der Demokratin Nancy Pelosi verwechselte, zweifelte sie am Wochenende seine geistige Fitness an. Doch solche Versprecher von Trump dürften seine Anhänger nicht zu viel mehr als einem Schulterzucken veranlassen. So etwas sind sie seit Jahren gewohnt.

Haley hat zwar einen guten Spruch: "Möge die beste Frau gewinnen", sagte sie kürzlich auf einer Wahlkampfrede. Aber ein Sieg in New Hampshire wäre eine große Überraschung. Doch nach der Wahl ist vor der Wahl: Wenn die Republikaner in vier Jahren wieder einen Präsidentschaftskandidaten suchen - sofern Trump keine Diktatur errichtet, wie ernsthaft diskutiert wird -, dürften der 45-jährige DeSantis und die sieben Jahre ältere Haley sich erneut bewerben. Dafür haben sie jetzt Erfahrungen gesammelt und vor allem auch ihren Bekanntheitsgrad gesteigert. DeSantis ließ sich jedenfalls die Hintertür für eine erneute Kandidatur sperrangelweit offen. Er verabschiedete sich mit einem angeblichen Zitat Winston Churchills: "Erfolg ist nicht endgültig, Scheitern nicht fatal: Was zählt, ist der Mut weiterzumachen." Ein Spruch, an den sich auch Haley klammern könnte.

Quelle: ntv.de

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