CDU-Politiker kritisiert Angriffe Türkei bombardiert weiter Kurden
08.09.2016, 11:35 Uhr
Bisher griff die Türkei vor allem mit Panzern und Luftschlägen in den Krieg in Syrien ein. Nun kommt Artilleriebeschuss hinzu.
(Foto: AP)
Die türkische Armee geht weiter gegen kurdische Stellungen in Syrien vor. Erstmals geht es um die Region Afrin, die von Kurden kontrolliert wird. Dort gehen türkische Artilleriegeschosse nieder. Aus Deutschland kommt Kritik an den anhaltenden Angriffen.
Durch türkische Artillerieangriffe sind in Syrien nach Angaben von Aktivisten sechs kurdische Kämpfer und mehrere Zivilisten getötet worden. Wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, wurde das von Kurden kontrollierte Gebiet Afrin am Mittwochabend von der Türkei aus heftig beschossen. Eine syrisch-kurdische Nachrichtenwebseite nannte die gleiche Opferzahl.
Die überwiegend von Kurden bewohnte Region Afrin wird seit der Vertreibung der syrischen Regierungstruppen im Jahr 2012 von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) kontrolliert. Seit dem Beginn der türkischen Militäroffensive in Syrien wurde sie bislang jedoch noch nicht direkt von der Türkei angegriffen.
Insgesamt starben seit Beginn der türkischen Offensive nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 19 kurdische und verbündete Kämpfer. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netz von Informanten vor Ort, ihre Angaben können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden.
Türkische Einheiten kämpfen seit dem 24. August in Nordsyrien zusammen mit syrischen Rebellen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat. Ziel ist es, die Nachschubwege der Terroristen über die türkisch-syrische Grenze zu kappen. Vergangene Woche konnte dazu der letzte vom IS kontrollierte Grenzstreifen zurückerobert werden.
"Dass sie diesen Unfug lassen"
Die türkische Offensive richtet sich aber auch gegen die YPG. Ankara will verhindern, dass die Kurden ein zusammenhängendes Autonomiegebiet in der Grenzregion schaffen. Für die USA sind die Kurdenmilizen jedoch ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den IS.
Scharfe Kritik an türkischen Angriffen auf Kurden übte derweil der CDU-Außenpolitiker Hans-Georg Wellmann. "Ich finde es unerträglich, dass diese Kurden jetzt ins Feuer geraten von türkischer Seite", sagte er im Deutschlandfunk. Die Bundesregierung müsse "mit der Türkei darüber sprechen, dass sie diesen Unfug lassen".
An dem Bundeswehr-Einsatz auf dem türkischen Stützpunkt Incirlik mit Aufklärungs-Tornados im Kampf gegen den IS will Wellmann aber festhalten. Mit einem Abzug würde sich Deutschland selbst schaden, denn "wir wollen ja den IS und wir müssen den IS bekämpfen". In Zusammenhang mit dem Bundeswehr-Einsatz gibt es allerdings auch Vorwürfe, dass die Türkei die für den Kampf gegen den IS gedachten Aufklärungsfotos der deutschen Tornado-Flieger für den Kampf gegen die syrischen Kurden missbraucht. Der CDU-Verteidigungsexperte Henning Otte hatte am Mittwoch eingeräumt, dies werde nicht kontrolliert. "In der Tat vertrauen wir hier der Türkei", hatte Otte im Deutschlandfunk gesagt.
Quelle: ntv.de, mli/AFP