Politik

Todes-Crash in Großbritannien US-Diplomatengattin droht Klage

Charlotte Charles, die Mutter des verstorbenen Motorradfahrers, setzt sich für ein Gerichtsverfahren gegen die beschuldigte Unfallverursacherin ein.

Charlotte Charles, die Mutter des verstorbenen Motorradfahrers, setzt sich für ein Gerichtsverfahren gegen die beschuldigte Unfallverursacherin ein.

(Foto: AP)

Eine amerikanische Diplomatengattin ist in Großbritannien mit ihrem SUV auf der falschen Straßenseite unterwegs. Ein Motorradfahrer kollidiert mit ihrem Wagen und stirbt. Statt sich den Behörden zu stellen, reist die Frau in ihre Heimat aus. Der Fall hat ein juristisches Nachspiel.

Rund vier Monate nach einem tödlichen Verkehrsunfall in Großbritannien haben britische Behörden trotz Widerstands aus den USA eine US-Diplomatengattin offiziell beschuldigt. Die Staatsanwaltschaft habe genehmigt, Anne S. wegen "gefährlichen Fahrens mit Todesfolge anzuklagen", teilte Staatsanwältin Janine Smith mit. Das US-Außenministerium zeigte sich in einer Mitteilung "enttäuscht" über die Entscheidung und argumentierte erneut, S. genieße diplomatische Immunität.

Der 19-jährige Motorradfahrer Harry Dunn war Ende August nahe einer Militärbasis in Northamptonshire bei einem Frontalzusammenstoß mit einem SUV, der auf der falschen Straßenseite fuhr, getötet worden. S., die nach dem Vorfall in die USA zurückgekehrt war, hatte im Oktober zugegeben, am Steuer des Unfallautos gesessen zu haben. Sie weigerte sich jedoch, nach Großbritannien zurückzukehren, um vor Gericht gestellt werden zu können.

Die Entscheidung über die Einleitung der Ermittlungen sei "nicht hilfreich" und keine Lösung, kritisierte das US-Außenministerium. Zum Zeitpunkt des Unfalls habe S. unter einem Status gestanden, der ihr "diplomatische Immunität gewährt" habe.

Der britische Außenminister Dominic Raab sprach von einem "wichtigen Schritt", um zu erreichen, dass sich die 42-Jährige der britischen Justiz stelle. Er hoffe, dass S. "nun einsehen wird, dass es die einzig richtige Entscheidung ist, nach Großbritannien zurückzukehren und im Rahmen des Strafverfahrens zu kooperieren", teilte er mit. Anfang Oktober hatte sich auch Großbritanniens Premierminister Boris Johnson dafür ausgesprochen, die Immunität der Diplomatengattin aufzuheben.

Vater "angewidert" von Verhalten der Fahrerin

In der Nähe dieser Luftwaffenbasis kam es zu dem fatalen Crash.

In der Nähe dieser Luftwaffenbasis kam es zu dem fatalen Crash.

(Foto: AP)

Die Eltern des Unfallopfers hatten Mitte Oktober US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus getroffen und von seiner Regierung gefordert, S. nach Großbritannien auszuliefern - jedoch ohne Erfolg. Dunns Eltern erklärten später, Trump sei "herzlich" und "gastfreundlich" gewesen. Sie kritisierten jedoch, dass kurzfristig versucht worden sei, ein Treffen mit S. zu arrangieren, die im Nebenraum mit Fotografen wartete. Daraufhin verließen sie das Weiße Haus, ohne die Diplomatengattin zu treffen.

Trump hatte den Verkehrsunfall als einen "schrecklichen Unfall" bezeichnet und hinzugefügt, dass es für US-Staatsbürger normal sei, beim Fahren auf der anderen Straßenseite Probleme zu haben. Dunns Vater Tim sagte im Sender Sky News, seine Familie sei "angewidert" und "entsetzt" angesichts des Verhaltens der Fahrerin. "Ich bin wütend, dass jemand so etwas tut und dann in ein Flugzeug steigt und verschwindet", sagte er. Die Familie hat bereits Klage gegen die britische Regierung eingereicht, weil diese die Ausreise der Diplomatengattin nicht verhindert hat.

Quelle: ntv.de, fzö/AFP

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