IS-Vormarsch im Irak nicht gestoppt US-Luftschläge ohne schnellen Erfolg
12.08.2014, 11:37 Uhr
Vom Flugzeugträger "George H.W. Bush" im Persischen Golf starten die Jets in Richtung Irak.
(Foto: AP)
Seit Freitag fliegen US-Jets Angriffe auf Stellungen von Islamisten im Irak. Nun teilt das Militär mit, dass deren Vormarsch noch nicht gestoppt sei, wohl noch nicht einmal ernsthaft geschwächt. Dafür liefert man inzwischen auch Waffen an kurdische Milizen.
Die USA haben weitere Luftangriffe gegen islamistische Terrormilizen im Nordirak geflogen. Nach offiziellen Angaben der Streitkräfte griffen Kampfjets vier Kontrollposten der Milizen Islamischer Staat (IS) sowie Fahrzeuge der Extremisten nahe des Sindschar-Gebirges an, wo Zehntausende Flüchtlinge verfolgter Minderheiten Zuflucht gefunden haben.
Die US-Militärs sprachen von erfolgreichen Operationen. Unter den getroffenen Fahrzeugen seien auch Schützenpanzer, hieß es. Alle US-Jets seien sicher zurückgekehrt. Zum fünften Mal versorgte das US-Militär zudem die Flüchtlinge im Sindschar-Gebirge mit Lebensmitteln und Wasser, wie das US-Zentralkommando mitteilte. Auch britische Flugzeuge warfen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in London Hilfsgüter im Westen von Mossul ab.
Nach mehrtägigen US-Luftschlägen zog das Verteidigungsministerium in Washington allerdings eine eher ernüchternde Bilanz: Die IS-Milizen seien noch nicht gestoppt, wohl nicht einmal ernsthaft geschwächt. Die Luftangriffe der USA haben nach Einschätzung des Pentagons den Vormarsch der islamistischen Milizen gebremst, aber bislang nicht aufhalten können.
Waffenlieferungen an Kurden
Man habe ihr "Tempo verlangsamt", sagte Generalleutnant William Mayville. Doch die IS-Kämpfer seien "weiter darauf aus, größere Gebiete zu gewinnen". Der Sprecher fügte hinzu: "Ich kann nicht sagen, dass wir die Dynamik tatsächlich eingedämmt oder gebrochen hätten", sagte er mit Blick auf den IS.
Derweil stärkt Washington die Kurden im Nordirak mit Waffenlieferungen für den Kampf gegen den IS. Die Lieferungen hätten bereits vergangene Woche begonnen, sagte die Sprecherin im US-Außenamt, Marie Harf, CNN. Die USA schicken zudem Katastrophenhelfer, um Zehntausende Flüchtlinge mit Wasser, Lebensmitteln und Unterkünften zu versorgen.
Unterdessen stellte sich US-Präsident Barack Obama im Machtkampf im Irak klar hinter den designierten Ministerpräsidenten Haidar al-Abadi. Dessen Nominierung sei "ein hoffnungsvoller Schritt", sagte Obama. Amtsinhaber Nuri al-Maliki, der sich weigert, sein Amt abzugeben, erwähnte Obama dagegen mit keinem Wort. Er forderte alle politischen Fraktionen auf, die anstehenden Fragen friedlich zu lösen.
Dschihadist bei Einreise festgenommen
Der bisherige Premier Al-Maliki sagte, die Entscheidung von Präsident Fuad Massum, Al-Abadi mit der Regierungsbildung zu beauftragen, sei Verfassungsbruch. Der einzige Kandidat für eine Regierungsbildung sei er selbst. Al-Maliki und Al-Abadi gehören derselben Partei an. Al-Malaki hatte am Sonntagabend Sicherheitskräfte an wichtigen Stellen in Bagdad positionieren lassen, um seinen Machtanspruch zu untermauern. Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern al-Malikis wurde in Samara mindestens ein Mensch getötet. Die Gewalt sei in einer Kaserne zwischen dort zusammengezogenen schiitischen Freiwilligen ausgebrochen, meldete die Nachrichtenseite Shafaaq News.
Auf dem New Yorker Flughafen wurde ein US-Bürger wegen Unterstützung des Islamischen Staats festgenommen. Der Mann sei bereits am 2. August vom FBI gefasst worden, meldeten die "New York Daily News". Er sei gerade nach acht Monaten aus dem Libanon zurückgekommen. Der 44-Jährige sei vorbestraft und wegen verschiedener Waffendelikte aufgefallen. Er soll unter dem Pseudonym Abu Omar al Amreeki die islamistische Terrorgruppe per Twitter aus dem Libanon unterstützt und Straftaten vorbereitet haben.
Die USA und Australien wollen die Gefahr ausländischer Dschihadisten in Krisengebieten wie Syrien und dem Irak innerhalb der UN-Gremien diskutieren. Ziel sei es, das Thema noch in diesem Monat bei einem Treffen der Vereinten Nationen zu besprechen, sagte US-Außenminister John Kerry bei einem Besuch in Sydney. An den Kämpfen in Syrien und dem Irak beteiligen sich auch Dschihadisten aus verschiedenen Drittländern. Australiens Außenministerin Julie Bishop sagte, die "barbarische Ideologie" der Dschihadisten bedrohe auch die Lebensart ihres Landes, da viele der Kämpfer als ideologisch radikalisierte "Terroristen" in ihre Heimat zurückkehrten und in der Lage seien, dort Anschläge zu verüben.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP