Zwölf US-Soldaten getötet US-Militär macht IS für Anschlag in Kabul verantwortlich
26.08.2021, 21:59 Uhr
Unter den Todesopfern des Terroranschlags am Kabuler Flughafen sind auch ein Dutzend Amerikaner. Dennoch wollen die USA laut General McKenzie die Evakuierungen aus Afghanistan fortsetzen. Ihm zufolge haben sich mindestens zwei Attentäter des IS in die Luft gesprengt.
Bei dem Anschlag außerhalb des Flughafens von Kabul sind nach Angaben der US-Regierung zwölf amerikanische Soldaten getötet worden. Das sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, in einer Videoschalte mit Journalisten im Pentagon. Es seien außerdem 15 US-Soldaten verletzt worden. McKenzie kündigte an, dass die Evakuierungsmission in Kabul am Flughafen der afghanischen Hauptstadt fortgesetzt wird. "Wir führen den Auftrag weiter aus", sagte er.
Mindestens zwei Selbstmordattentäter haben sich McKenzie zufolge bei dem Anschlag in die Luft gesprengt. Nach den Detonationen hätten eine Reihe von Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) das Feuer auf Zivilisten und Soldaten eröffnet, sagte er weiter. Die Extremisten reklamieren derweil über Telegram den Angriff für sich.
Das US-Militär sieht trotz des Anschlags keine Alternative für risikoreiche Körperkontrollen bei der Abfertigung von Passagieren für Evakuierungsflüge. US-Kräfte müssten die Menschen durchsuchen, bevor sie auf das Flughafengelände gelassen würden, sagte McKenzie. "Das geht aus der Ferne nicht." Er betonte, US-Kräfte müssten sicherstellen, dass sich niemand mit einer Bombe auf das Gelände und in ein Evakuierungsflugzeug schmuggeln und mit einer Detonation dort noch weit mehr Menschen töten könne. Daher seien die intensiven Kontrollen an den Flughafentoren unerlässlich. "Es gibt wirklich keinen anderen Weg, das zu machen." US-Soldaten müssten dieses Risiko eingehen.
Die genaue Zahl der Anschlagsopfer blieb zunächst offen. Auf Videos waren zahlreiche Opfer zu sehen. Die BBC berichtete unter Berufung auf einen Offiziellen aus dem Gesundheitswesen, dass 60 Menschen gestorben seien. Außenminister Heiko Maas sagte vor dem Pentagon-Briefing: "Wir haben zurzeit keine Informationen über deutsche Opfer."
General McKenzie geht davon aus, dass noch etwa 1000 US-Amerikaner in Afghanistan sind. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin betonte, dass der Terroranschlag das US-Militär nicht davon abhalten werde, seinen Aufgaben weiter nachzukommen. Alles andere würde das von den getöteten Soldaten erbrachte Opfer entehren, teilte Austin mit. Er spreche den Familienangehörigen und Kameraden der getöteten und verletzten US-Soldaten sein Beileid aus, erklärte Austin.
Verletzte in Schubkarren transportiert
Der lokale afghanische Fernsehsender Tolo-News veröffentlichte auf Twitter Bilder, auf denen zu sehen ist, wie Verletzte in Schubkarren transportiert werden. Ein Augenzeuge erzählte dem TV-Sender, die Explosion sei sehr stark gewesen. Manche Menschen seien ins Wasser gefallen - an einem Gate ist ein langer Wassergraben - und mehrere ausländische Soldaten seien zu Boden gefallen. Die Sicherheitslage rund um den Flughafen hatte sich zuletzt noch einmal deutlich zugespitzt.
Die Bundeswehr hatte bereits am Dienstag berichtet, das zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in Kabul unterwegs seien. Ähnlich hatte sich US-Präsident Joe Biden geäußert: Jeder Tag, den man länger vor Ort bleibe, sei ein weiterer Tag, an dem ein örtlicher Ableger des IS versuche, den Flughafen anzugreifen. Die Terrormiliz sei auch ein "erklärter Feind" der Taliban. Biden begründete unter anderem mit dieser Terrorgefahr auch sein Festhalten an dem Plan, die US-Truppen bis zum 31. August aus Afghanistan abzuziehen.
Einige internationale Partner hatten die USA zu einer Verlängerung des Einsatzes aufgefordert, um noch mehr Zeit für die Evakuierungen zu haben. Der Militäreinsatz ist von den US-Truppen abhängig. Taliban-Kämpfer sollen an ihren Kontrollstellen im Umfeld des Flughafens bereits mehrere Attentäter des IS abgefangen und getötet haben, hieß es aus Militärkreisen.
Quelle: ntv.de, chf/dpa