Politik

"Bis zum letzten Moment" Paris und London evakuieren weiter

Halten an der Luftbrücke fest: Macron und Johnson beim G7-Gipfel im Juni.

Halten an der Luftbrücke fest: Macron und Johnson beim G7-Gipfel im Juni.

(Foto: REUTERS)

Während der Abzug der Bundeswehr aus Kabul vollzogen ist, halten Großbritannien und Frankreich an ihrer Evakuierungsmission fest. "Wir werden bis zum letzten Moment weitermachen", sagt der britische Premier Johnson. Präsident Macron will noch 20 Busse mit Ortskräften in Sicherheit bringen.

Trotz der Anschläge am Flughafen von Kabul will Großbritannien weiterhin britische Staatsbürger und Afghanen aus dem Krisenland ausfliegen. "Wir werden mit diesem Einsatz fortfahren. Wir kommen jetzt ohnehin zum absoluten Ende", sagte Premierminister Boris Johnson nach einem Treffen des Krisenkabinetts. "Wir werden bis zum letzten Moment weitermachen", kündigte Johnson an.

Über die Anschläge am Flughafen der afghanischen Hauptstadt sagte Johnson: "Wir waren darauf gefasst." Die Anschläge zeigten "die Wichtigkeit, diese Arbeit so schnell und so effizient wie möglich fortzusetzen in den Stunden, die uns noch bleiben", fügte der Premierminister hinzu. Johnson verurteilte die Tat als "barbarisch" und sprach den USA sowie "dem afghanischen Volk" sein Beileid aus. Es habe sich wohl um eine Serie von Attacken gehandelt, so Johnson weiter.

Zu geheimdienstlichen Erkenntnissen über die Hintergründe wollte er sich nicht äußern. Es sei aber "beinahe sicher", dass auch Mitglieder der Taliban unter den Opfern seien, so Johnson. Das britische Verteidigungsministerium schrieb auf Twitter, dass unter den Opfern der Anschläge kein Soldat oder Mitarbeiter der britischen Regierung sei.

Zuvor waren mindestens zwei Anschläge vor dem Flughafen der afghanischen Hauptstadt verübt worden, wo Tausende Menschen auf einen Platz in einem der letzten westlichen Evakuierungsflugzeuge warteten. Nach Angaben der radikalislamischen Taliban wurden bis zu 20 Menschen getötet und 52 verletzt. Die BBC bezifferte die Zahl der Toten auf 60, die der Verletzten auf 140. Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums sind 12 US-Soldaten unter den Toten. 15 wurden verletzt.

Macron: "Noch mehrere hundert Menschen retten"

Ungeachtet der Anschläge will auch Frankreich seine Evakuierungsflüge nach Möglichkeit fortsetzen. Präsident Emmanuel Macron sagte bei einem Besuch in Dublin, sein Land werde alles versuchen, um noch "mehrere hundert Menschen" aus Afghanistan zu retten.

Macron sagte, es warteten noch 20 Busse mit Afghanen und binationalen Staatsangehörigen in der Nähe des Kabuler Militärflughafens, die Frankreich über die Vereinigten Arabischen Emirate ausfliegen wolle. Es gebe aber keine Garantie, dass dies gelinge, "denn wir haben die Sicherheitslage nicht unter Kontrolle".

Macron räumte ein: "Wir können nicht alle afghanischen Menschen schützen, die wir schützen wollten." Kritik an der Abzugsentscheidung von US-Präsident Joe Biden wies der französische Staatschef zurück. "Niemand hat so schnell eine so brutale Situation in Kabul erwartet", betonte er. Der französische Botschafter in Kabul, David Martinon, soll Afghanistan nach den Worten Macrons in Kürze verlassen. Er hatte die Evakuierungsflüge nach Paris mit koordiniert.

Am Abend sagte der Sprecher des französischen Generalstabs, Pascal Ianni, der Einsatz werde so lange fortgesetzt, bis alle französischen Soldaten das Land verlassen hätten. Die Mission sei nicht unterbrochen worden, es seien auch noch weitere Flüge nach Kabul geplant.

Quelle: ntv.de, mau/AFP

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