US-Wahl 2024

US-Wahl bei "Hart aber fair" "Trump hat nicht alle Tassen im Schrank"

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Trump oder Harris? Die Gäste bei "Hart aber fair" sind hier geteilter Meinung.

Trump oder Harris? Die Gäste bei "Hart aber fair" sind hier geteilter Meinung.

(Foto: WDR/Oliver Ziebe)

Es ist die im Moment alles beherrschende Frage: Wer gewinnt die Präsidentschaftswahlen in den USA und was bedeutet das für Deutschland und Europa? In der Talkshow "Hart aber fair" entbrennt darüber eine hitzige Diskussion.

Es ist so weit, am heutigen Dienstag wird in den USA gewählt. Die dabei alles entscheidende Frage: Wird Donald Trump oder Kamala Harris das Kopf-an-Kopf-Rennen machen? Und was bedeutet der Wahlausgang für Europa und Deutschland? Darüber diskutiert auch Louis Klamroth in seiner Talkshow "Hart aber fair" mit seinen Gästen. Die Fronten sind klar: Die FDP-Europapolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann setzt genau wie die Politikwissenschaftlerin Rachel Tausendfreund auf Kamala Harris, Peter Rough, der einst den republikanischen Kandidaten George W. Bush beraten hat, möchte lieber Donald Trump als Präsidenten haben.

BSW-Politiker Oskar Lafontaine kann sich nicht entscheiden. Er mag nach eigenen Aussagen beide nicht. Harris würde weiter Waffen an die Ukraine liefern und wäre damit dafür verantwortlich, dass dort weiter Menschen sterben, Trump sei ihm im Nahostkrieg zu israelfreundlich, sagt Lafontaine. Der ehemalige Spiegelredakteur Klaus Brinkbäumer wird indes nicht nach seinem Favoriten gefragt. Wer aber seinen Podcast "OK, America" kennt, weiß, dass er den Republikaner Trump häufiger kritisiert, auch wenn er eigentlich um Neutralität bemüht ist.

"Trump würde das nicht akzeptieren"

Was passiert, sollte die Demokratin Harris die Wahl gewinnen? Könnte es womöglich sogar ähnliche Szenen wie 2021 beim Sturm aufs Kapitol geben? Strack-Zimmermann schließt das zumindest nicht ganz aus: "Trump würde [einen Sieg von Harris] nicht akzeptieren." Das Weiße Haus in Washington sei bereits abgeriegelt wie ein Bollwerk - und das deute darauf hin, dass man mit dem Schlimmsten rechne. Das Weiße Haus sei immer wie eine Festung abgeriegelt, kontert Rough. Das sei nichts Besonderes. Anders sei es beim Kapitol gewesen, der Kongress sei immer mit leichteren Sicherheitsmaßnahmen ausgekommen.

Während auch Brinkbäumer Ausschreitungen befürchtet, falls Trump die Wahlen verliert, geht die Demokratin Tausendfreund nicht davon aus. Einzelne könnten politische Gewalt ausüben, "aber dass es im großen Stil so etwas wie am 6. Januar 2021 wieder gibt oder gar noch größer, das glaube ich nicht", so die US-Expertin. Damals habe Trump die Regierungsgewalt gehabt, somit sei es etwas anderes gewesen.

Ist Trump ein Diktator und Faschist?

Ob Trump ein Diktator sei, will Klamroth anschließend wissen. Rough lässt die Frage offen. Die Demokratie in den Vereinigten Staaten sei durch ihn jedenfalls nicht gefährdet, sagt er. Kamala Harris behaupte das Gegenteil, weil sie Trump schaden wolle. Trump sei kein Gesetzgeber. Er könne nur Gesetze umsetzen. Und er sei auch nicht die Justiz. Die liege in der Hand von Richtern. Dass aber bei den obersten Richtern die Republikaner die Mehrheit haben, verschweigt Rough.

Strack-Zimmermann hält Trump dagegen für einen Diktator. Er habe darüber selbst fantasiert und gesagt, was er tun würde, wenn er 24 Stunden Diktator wäre. Brinkbäumer sieht das etwas gelassener. Trump habe schon viel angekündigt und dann nicht umgesetzt. Allerdings habe er auch während seiner ersten Amtszeit seinen Justizminister dazu bringen wollen, gegen politische Gegner zu ermitteln. Somit müsse sich zeigen, wie unabhängig im Falle einer Trump-Regierung sein neuer Justizminister sei, sagt Brinkbäumer.

Ob Trump ein Faschist sei, fragt Klamroth weiter. Strack-Zimmermann bejaht. Trump habe schließlich gesagt, er fände Adolf Hitler toll, weil der eine eigene Armee hatte. Auf seinen Wahlkampfveranstaltungen äußere er zudem ordinäre Plattitüden und Gewaltfantasien. "Ich würde erst einmal sagen, dass Trump nicht alle Tassen im Schrank hat", fasst sie zusammen.

Lafontaine schimpft auf die USA

Als Klamroth fragt, was sich nach den US-Präsidentschaftswahlen für Europa und Deutschland ändern könne, entgleist das Gespräch kurzzeitig. Zunächst antwortet Tausendfreund noch wenig überraschend: "Das kommt darauf an, wer ins Weiße Haus kommt." Doch egal, ob Harris oder Trump: So einen Freund wie Joe Biden werde Europa nicht mehr haben. "Biden war der letzte Alt-Transatlantiker als Präsident."

Doch dann kommt die Antwort von Lafontaine: "Mit dem Transatlantiker bin ich nicht so einverstanden. Denn dieser Transatlantiker hat uns die Gasleitungen weggesprengt. Da haben wir einen schweren Schaden." Er behauptet damit, dass Biden 2022 für die Sprengung der Nord-Stream-Leitungen in der Ostsee verantwortlich gewesen sei.

Moderator Louis Klamroth muss den angriffslustigen Oskar Lafontaine einbremsen.

Moderator Louis Klamroth muss den angriffslustigen Oskar Lafontaine einbremsen.

(Foto: WDR/Oliver Ziebe)

Tatsächlich hatte der US-Journalist Seymour Hersh im Februar 2023 einen entsprechenden Beitrag verfasst, sehr zur Freude des Kreml. Er hatte sich damals auf eine anonyme Quelle berufen. Lafontaine: "Das hat Biden selbst erzählt, vor aller Welt." Das hat er jedoch nie getan. Und mittlerweile werden mehrere Ukrainer für den Anschlag verantwortlich gemacht, gegen einen von ihnen wurde ein Haftbefehl erlassen. Darauf wird Lafontaine hingewiesen. Er antwortet: "Und deshalb müssen wir denen viel Geld geben und viele Waffen liefern, zum Dank, weil sie uns die wichtigste Energieleitung weggesprengt haben."

Europa muss selbstständiger werden

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Klamroth führt das Gespräch geschickt in sichere Bahnen zurück, verweist auf den Faktencheck. Lafontaine wird im Laufe der Sendung noch einmal behaupten, die USA seien für die Nord-Stream-Sprengung verantwortlich. Zur Wirtschaftspolitik hat er eine klare Meinung: "Wir müssen selbstständiger werden, wir müssen unsere eigenen Interessen wahrnehmen, weil die Welt sich total verändert." Aus einer Welt, wo es nur die Großmacht USA gab, werde eine Welt mit mehreren Großmächten: Russland, China oder Indien kämen dazu. "Wir sollten uns mit all diesen Weltmächten gut stellen. Das ist im Interesse unseres Landes und unserer Bevölkerung, und wir tragen so zum Frieden bei."

Hier stimmt Strack-Zimmermann ihrem politischen Kontrahenten zu. "Ja, Europa muss selbstständiger werden. Und wer immer in den USA gewinnt: Der Zahltag Europas beginnt morgen."

Quelle: ntv.de

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