"Feind rückt in die Stadt ein" Ukraine: Russen nähern sich Zentrum von Sjewjerodonezk
30.05.2022, 15:57 Uhr
Tschetschenische Kämpfer, die an der Seite Russlands kämpfen, am 29. Mai in Sjewjerodonezk.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Im ostukrainischen Sjewjerodonezk spitzt sich die Lage zu. Nach Behördenangaben wollen Moskaus Verbände nun das Zentrum der Großstadt erobern. Noch immer sollen sich Tausende Zivilisten in der Stadt aufhalten.
Im Donbass rücken russische Truppen nach ukrainischen Angaben von den Außenbezirken weiter in das Zentrum der Stadt Sjewjerodonezk vor. Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gajdaj, sprach von sehr heftigen Kämpfen mit starkem Beschuss, bei dem zwei Zivilisten getötet und fünf verletzt worden seien. "Leider haben wir enttäuschende Nachrichten, der Feind rückt in die Stadt ein", sagte Gajdaj im staatlichen Fernsehen. Die Gas- und Wasserversorgung der Stadt sei unterbrochen.
Sjewjerodonezk ist die größte Stadt in der Region Luhansk, die noch von der Ukraine gehalten wird. In Sjewjerodonezk hatte es nach Angaben des Gouverneurs schon am Sonntag heftige Straßenkämpfe gegeben. Mittlerweile sei die Lage in der Stadt "sehr schwierig", sagte Gajdaj bei Telegram. "Die wichtige Infrastruktur von Sjewjerodonezk ist zerstört, 60 Prozent der Wohnungen können nicht wiederaufgebaut werden". Die Straße, die Sjewjerodonezk mit der Nachbarstadt Lyssytschansk und Bachmut weiter südlich verbindet, sei zu "gefährlich", um Zivilisten in Sicherheit und Hilfsgüter in die Stadt zu bringen.
Der Bürgermeister von Sjewjerodonezk, Olexander Stryuk, hatte bereits am Wochenende wegen der humanitären und sanitären Lage in der Stadt Alarm geschlagen, die vor dem Krieg 100.000 Einwohner hatte und in der nun schätzungsweise noch 15.000 Zivilisten ausharren. "Ständige Bombenangriffe" erschwerten vor allem die Versorgung mit Trinkwasser.
In den vergangenen Tagen haben die russischen Streitkräfte im Osten der Ukraine immer wieder Erfolge vorweisen können. Für die ukrainischen Truppen wird die Lage dagegen immer schwieriger. Russlands Außenminister Sergej Lawrow nannte die Einnahme des Donbass eine "bedingungslose Priorität" für sein Land und sprach dabei von einer Befreiung. Russland erkenne die separatistischen Donbass-Regionen Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten an, sagte Lawrow dem französischen Sender TF1 zufolge. Die anderen Teile der Ukraine sollten selbst über ihre Zukunft entscheiden.
Quelle: ntv.de, jpe/AFP/rts