Außenminister: Kiew entscheidet Ukraine darf mit US-Waffen russisches Territorium angreifen
15.05.2024, 20:01 Uhr Artikel anhören
Die USA unterstützen den Einsatz ihrer Waffen auf russisches Territorium nicht, überlassen die Entscheidung laut neuesten Aussagen aber der Ukraine.
(Foto: General Staff of the Armed Forces of Ukraine)
Mehrfach heißt es aus Washington, die Ukraine dürfe US-Waffen nicht für Angriffe auf russisches Gebiet nutzen. Nun sagt Außenminister Blinken, dass Kiew darüber selbst entscheiden müsse. Die Forderungen nach einer Aufhebung des Verbots waren wegen der Offensive im russisch-ukrainischen Grenzgebiet zuletzt lauter geworden.
Die US-Regierung verbietet der Ukraine laut Außenminister Antony Blinken keine Angriffe auf russisches Territorium mit Waffen aus den Vereinigten Staaten. Dies ließ Blinken bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba durchblicken. "Wir haben keine Angriffe außerhalb der Ukraine unterstützt oder ermöglicht. Aber die Ukraine muss selbst entscheiden, wie sie diesen Krieg führen will, um ihr Territorium zu verteidigen", sagte der US-Außenminister.
Die Entscheidung, die Waffen aus dem 61-Milliarden-Dollar-Hilfspaket für Ziele in Russland einzusetzen, liegt den Aussagen zufolge also bei Kiew. Zuvor hatte es immer wieder Kritik gegeben, dass die USA einen solchen Einsatz verbieten würden, was hochrangige Beamte in der Vergangenheit auch mehrfach betont hatten.
Russland-Experte George Barros vom Institut für Kriegsstudien (ISW), das die russische Invasion in der Ukraine täglich analysiert, hatte erst am Montag in einem langen Beritrag die US-Regierung wegen des Verbots angezählt. Dies würde die Fähigkeit der Ukraine beeinträchtigen, sich gegen die neue Offensive bei Charkiw zu wehren, so Barros.
Auch der bekannte ukrainische Journalist Illia Ponomarenko kritisierte nach einem Gitarren-Auftritt Blinkens in einer ukrainischen Bar die US-Politik. Die Einlage des Außenministers "hätte viel besser funktionieren können, wenn er zuerst ein hervorragendes Hilfspaket für die Ukraine und eine bedeutende Veränderung der US-Regierung in Richtung des Einsatzes von US-Waffen gegen wichtige militärische Ziele auf russischem Gebiet angekündigt hätte", schrieb Ponomarenko auf der Plattform X.
Russland greift unbehelligt aus eigenem Luftraum an
Laut Russland-Experte Barros könnte die Ukraine US-Waffen nutzen, um Flugzeuge über der russischen Region Belgorod abzufangen. Aktuell würden die Jets der Kreml-Truppen von dort unbehelligt Gleitbomben in Richtung Charkiw abfeuern. "Russische Flugzeuge können die Stadt auf unbestimmte Zeit angreifen, ohne jemals das Schutzgebiet des russischen Luftraums zu verlassen", hieß es von Barros.
US-Außenminister Blinken äußerte sich auf der Pressekonferenz auch zur Bitte Kiews um zwei Patriot-Flugabwehrsysteme für die Region Charkiw. Die Vereinigten Staaten haben der Ukraine während des gesamten Krieges erst eine Einheit geliefert, obwohl sie über viele Patriot-Systeme verfügen und der größte Unterstützer des Landes sind.
Eine feste Zusage von Washington gab es jedoch auch jetzt nicht. "Wir konzentrieren uns intensiv auf Patriots und andere Formen der Luftabwehr und stellen sicher, dass wir sie finden und in die Ukraine bringen können", sagte Blinken lediglich. "Charkiw hat natürlich Priorität. Wir haben das im Detail besprochen und arbeiten aktiv und mit Nachdruck daran."
Quelle: ntv.de, rog