"Grenzwertiger" Antony Blinken Kritik an Gitarren-Auftritt von US-Außenminister in Kiew
15.05.2024, 17:14 Uhr Artikel anhören
Beim Besuch in der ukrainischen Hauptstadt schnappt sich US-Außenminister Antony Blinken in einer teuren Bar eine Gitarre und spielt "Rockin' in the Free World". Das kommt nicht überall gut an. Zu gedrückt ist die Stimmung angesichts von über zwei Jahren Krieg, mangelnder westlicher Hilfe und vorrückenden Russen.
Ein Auftritt des US-Außenministers Antony Blinken mit einer ukrainischen Band in einer Bar hat für Aufregung gesorgt. "Ihre Soldaten, Ihre Bürger, besonders im Nordosten in Charkiw, leiden enorm", sagte Blinken in der Bar Barman Dictat in Kiew, bevor er auf einer Gitarre Neil Youngs "Rockin' in the Free World" spielte. "Sie kämpfen nicht nur für eine freie Ukraine, sondern für die freie Welt, und die freie Welt ist mit euch", so Blinken. Obwohl es vor Ort Applaus gegeben hatte, sorgte der Auftritt - der in den sozialen Medien zu sehen ist - für Kritik.
Die Chefin der Agentur für Gesetzgebungsinitiativen, Switlana Matwienko, beschrieb den Auftritt auf Facebook als unangemessen. "Als ukrainische Bürgerin, deren Angehörige alles aufgeben, damit wir Widerstand leisten können, hat mich dieser Auftritt beleidigt", schrieb sie.
Auch laut Blogger Serhi Martschenko, der mehr als 34.000 Follower auf Facebook hat, war das Gitarrenspiel fehl am Platz. "Wir sind auf einer anderen Wellenlänge. Ich würde mir mehr Verständnis von den Verbündeten wünschen", schrieb er. Der ukrainische Journalist Denis Trubetskoy fand den Auftritt "grenzwertig", wie er auf X mitteilte. "
Die Stimmung in der Ukraine, wo der Krieg mit Russland im dritten Jahr ist, ist zunehmend pessimistisch. Russland hat am vergangenen Freitag eine neue Offensive in der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine begonnen und damit neben dem Osten und Süden eine dritte Front eröffnet. Angesichts der Offensive hat Präsident Wolodymyr Selenskyj seine für diese Woche geplanten Besuche in Spanien und Portugal abgesagt.
Zudem lahmt die westliche Waffenhilfe an diversen Stellen, was die Ukraine in eine deutlich schlechtere Position versetzt hat. Es gibt seit Monaten zu wenig Artilleriemunition und zu wenig Flugabwehr. Fast täglich sterben Zivilisten. Zudem ist die ukrainische Energieinfrastruktur stark beschädigt.
Quelle: ntv.de, rog/rts