Neue Evakuierungsversuche Ukrainische Zivilisten sollen durch sieben Korridore fliehen
02.04.2022, 12:34 Uhr
Helfer versuchen, eine verletzte Frau aus Mariupol über eine zerstörte Brücke in Sicherheit zu bringen.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Zahlreiche Versuche sind bisher gescheitert, weil die vereinbarte Waffenruhe nicht hielt. Nun versucht das Rote Kreuz erneut, Zivilisten aus umkämpften und belagerten Orten in der Ukraine zu retten. Ein Berater von Präsident Selenskyj ist optimistisch, dass es diesmal klappt.
Nach der gescheiterten Evakuierungsmission startet das Rote Kreuz einen neuen Versuch, Zivilisten unter anderem aus der belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol zu bringen. Nach Angaben der Regierung in Kiew sind dafür heute insgesamt sieben Fluchtkorridore eingerichtet worden. Aus Mariupol im Süden soll ein Weg für Privatfahrzeuge in Richtung der Stadt Saporischschja führen, wie Vizeregierungschefin Irina Wereschtschuk in Kiew mitteilte. Aus der Stadt Berdjansdk sollten Zivilisten mit Bussen abgeholt werden, aber auch mit Autos Richtung Saporischschja fliehen können. Aus umkämpften Gebieten im Osten des Landes führten fünf Korridore in die Stadt Bachmut, schrieb Wereschtschuk in ihrem Nachrichtenkanal bei Telegram.
Die Routen werden für jeden Tag neu angekündigt. Russland und die Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, die Evakuierung von Ortschaften und Städten zu sabotieren. Moskau hatte zuletzt erklärt, die Kampfhandlungen auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren. Der von Russland begonnene Krieg dauert schon seit dem 24. Febuar.
Ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sagte, er rechne diesmal mit guten Nachrichten. "Unsere Delegation hat in Istanbul (bei den Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland) eine Vereinbarung erzielt, um Evakuierungen möglich zu machen", sagte Olexij Arestowytsch dem ukrainischen Fernsehen. "Ich denke, dass wir heute oder vielleicht morgen gute Nachrichten haben, was die Evakuierung der Einwohner von Mariupol angeht."
Russisches Militär bewegt sich nach Osten
In Mariupol sind Zehntausende Menschen ohne ausreichend Zugang zu Wasser und Lebensmitteln eingeschlossen. Am Freitag musste ein Konvoi von 54 ukrainischen Bussen und Autos des Roten Kreuzes aus Sicherheitsgründen allerdings umkehren, auch zuvor schon waren Evakuierungsversuche gescheitert. Wiederholt waren geplante Feuerpausen nicht eingehalten worden.
Selenskjy sagte, die russischen Truppen bewegten sich in Richtung des Donbass und der schwer unter Beschuss stehenden Stadt Charkiw im Nordosten des Landes. In den frühen Morgenstunden schlugen russische Raketen in den Städten Poltawa und Krementschuk in der Zentralukraine ein, wie der Chef der Region Poltawa, Dmitri Lunin mitteilte. Infrastruktureinrichtungen und Wohngebäude seien getroffen worden. In Dnipro im Südwesten des Landes schlugen nach Angaben des örtlichen Verwaltungsleisters Walentyn Resnitschenko Raketen bei einer Infrastruktureinrichtung ein. Zwei Menschen seien verletzt worden, es seien umfangreiche Schäden entstanden. Auch in den Städten Siewerodonezk und Rubischne in der Separatistenregion Luhansk berichtete das ukrainische Militär von Luftangriffen.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/rts