Politik

Gefahr überlasteter Kliniken Virologe warnt vor Lockerung des Shutdown

Eine Lockerung der geltenden Bestimmungen könnte fatale Folgen haben, warnt Virologe Helmut Fickenscher.

Eine Lockerung der geltenden Bestimmungen könnte fatale Folgen haben, warnt Virologe Helmut Fickenscher.

(Foto: dpa)

Am Mittwoch beraten Kanzlerin Merkel und die Länderchefs über eine Lockerung der Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen wegen der Corona-Krise. Doch ein Kieler Virologe warnt vor Schnellschüssen: Würden die Schutzmaßnahmen jetzt aufgehoben, drohten ihm zufolge "in kurzer Zeit volle Krankenhäuser".

Für eine Entwarnung in der Corona-Krise gibt es nach Überzeugung des Kieler Virologen Helmut Fickenscher bisher keinen Grund. "Würde man die Schutzmaßnahmen aufheben, hätten wir höchstwahrscheinlich in kurzer Zeit volle Krankenhäuser", sagte der Leiter des Instituts für Infektionsmedizin der Universität Kiel. Dann könnten wegen Überlastung nicht einmal mehr simple Unfälle angemessen behandelt werden.

"Die Bremsung muss aufrechterhalten werden", sagte Fickenscher, der auch Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) ist. Dass die Zahl der Infektionen nicht mehr so stark steigt, sei schlicht die Folge der strengen Schutzmaßnahmen. "Die Entwicklungen in New York und in Großbritannien führen uns ja vor Augen, wie extrem schwer etwas wieder eingefangen werden kann, wenn es außer Kontrolle geraten ist."

Eine Diskussion über Anpassungen in kleinen Schritten sei jetzt ganz wesentlich, sagte Fickenscher. "Eine Exitdebatte muss ständig geführt werden, damit man die jeweiligen Argumente verstehen kann." Dabei spielten so viele Faktoren eine Rolle, dass man mit jeder Entscheidung auch aufs Glatteis geraten könne. Viele schwere Fehler seien denkbar. "Wenn man jetzt zum Beispiel sofort alle Schulen wieder komplett öffnen würde, hielte ich das für einen großen Fehler", sagte Fickenscher. "Mit solchen Situationen bestehen ja noch keine Erfahrungswerte."

Politiker wollen schrittweise Normalisierung

Kommenden Mittwoch soll unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel entschieden werden, ob die Kontakteinschränkungen gelockert werden können. Merkel hat erklärt, ein wichtiger Anhaltspunkt werde ein Gutachten der Forschergemeinschaft Leopoldina sein. Dieses empfiehlt unter anderem eine Maskenpflicht für den öffentlichen Personenverkehr. Zudem sprechen sich die Forscher dafür aus, die Schulen schrittweise zunächst für jüngere Schüler wieder zu öffnen. "Da die Jüngeren im Bildungssystem mehr auf persönliche Betreuung, Anleitung und Unterstützung angewiesen sind, "sollten zuerst Grundschulen und die Sekundarstufe I wieder schrittweise geöffnet werden".

Führende Politiker hatten bereits eine Lockerung der Kontakteinschränkungen wegen der Corona-Pandemie in Aussicht gestellt. Zugleich warnen sie vor einer übereilten Rückkehr zur Normalität. "Wenn uns bestimmte Branchen zeigen, sie können Hygiene- und Abstandsregeln durchsetzen, dann können die Bereiche, wo das geht, auch wieder anfangen, in den Alltag zurückzukehren", sagte Gesundheitsminister Jens Spahn am Sonntag "Bild TV". Mehrere Ministerpräsidenten warben für Geduld, während NRW-Regierungschef Armin Laschet Kriterien für ein Wiederanfahren der Wirtschaft entwickeln ließ.

Quelle: ntv.de, vmi/dpa/rts

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