Begriffe im Ukraine-Krieg Was unterscheidet Bomben, Raketen und Artillerie?
30.03.2022, 17:33 Uhr
Im modernen Krieg sind die Grenzen von Waffensystemen und deren Einsatz fließend. Ein paar Abgrenzungen gibt es aber dennoch.
(Foto: Collage)
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine ist immer wieder die Rede von Bomben-, Raketen- oder Artillerieangriffen. Aber was bedeutet das im Einzelnen? Sind es unterschiedliche Namen für die gleichen Geschosse? Kann man sie synonym einsetzen oder haben sie ganz unterschiedliche Auswirkungen und Einsatzgebiete?
Im Zuge der Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine ist immer wieder die Rede von Bomben, die abgeworfen werden, vom Beschuss ukrainischer Städte durch russische Raketen oder den Artilleriebeschuss von Truppen oder Ortschaften. Aber worin bestehen die Unterschiede? Gibt es überhaupt welche oder können die Begriffe synonym gebraucht werden? Auf die letzte Frage gibt es ein klares Nein. Alle drei Bezeichnungen stehen für unterschiedliche Arten des Beschusses mit unterschiedlichen Folgen.
Die Bombe
Im militärischen Sinne ist eine Bombe ein Sprengkörper, der mit explosivem Material gefüllt ist und ohne Treibladung, lediglich durch die eigene Schwerkraft, abgeworfen aus einem Flugzeug, sein Ziel erreicht. In der Regel verfügt die Fliegerbombe über einen Aufschlagzünder, dessen beweglicher Schlagbolzen beim Aufprall der Bombe für dessen Detonation sorgt. Statt eines Aufschlagzünders kann eine Bombe auch mit einem Langzeitzünder versehen sein, der die Explosion erst geraume Zeit nach dem Aufschlag auslöst.

Die verheerenden Wirkungen von Bomben im militärischen Sinne sind unterschiedlich. Ihr Einsatz ist aber in der Regel gleich.
(Foto: dpa)
Um die zerstörerischen Ziele zu erreichen, gibt es unterschiedliche Arten von Bomben. Im Zweiten Weltkrieg wurden im Luftkrieg von den deutschen, britischen und US-amerikanischen Truppen vorzugsweise Luftminen eingesetzt. Andere Bezeichnungen dafür sind Minenbomben. Blockbuster oder Wohnblockknacker. Diese schweren Sprengbomben wurden zur Zerstörung von Städten eingesetzt.
Die verheerende Wirkung der Luftmine besteht darin, dass ihre enorme Druckwelle Gebäude im Umkreis von 100 Metern zerstören kann. Bei Menschen sorgt die Druckwelle in der Regel für tödliche Risse in der Lunge. Auch Brandbomben wurden im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Zu den Brandbomben zählen Stabbrand-, Napalm- und Aerosolbomben sowie Bomben mit thermobarer Wirkung. Natürlich gibt es auch Bomben mit ABC-Wirkung, also mit chemischen oder biologischen Kampfstoffen und Kernwaffen in Form der Atom- oder Neutronenbombe.
Das Problem des Bombenabwurfs aus der Luft ist aber die mangelnde Zielgenauigkeit. Allein der Wind kann die Trefferfläche um einige Kilometer vom Abwurfort verschieben. Heutzutage wird für den Bombenabwurf nicht nur ein GPS genutzt, sondern sogenannte "Smart Bombs" finden mit Hilfe der Lasersteuerung selbständig ihr Ziel, verbessern die Treffergenauigkeit über bewegliche Leitwerke oder werden nach dem Abwurf ferngelenkt. Zudem verfügen "Smart Bombs" unter Umständen über einen eigenen Treibsatz, der sie nach dem Verlassen des Trägersystems und mithilfe eines Zielerfassungssystems an den Bestimmungsort der Zerstörung bringt.
Die Raketen
Anders ist es bei Raketen. Von wo sie abgefeuert werden, ist unerheblich. Als Boden-Boden-Rakete werden sie, wie der Name sagt, vom Boden gegen Ziele am Boden eingesetzt, können aber auch von Schiffen oder U-Booten starten. Luft-Boden-Raketen hingegen werden von Flugzeugen oder Hubschraubern gegen Boden- und Seeziele eingesetzt.
Zu den militärischen Raketen gehören auch die ballistischen Raketen. Sie werden aber lediglich durch ein Starttriebwerk in Bewegung versetzt und erreichen ihr Ziel über eine Flugbahn, die in der Regel eine Wurfparabel beschreibt. Gestartet werden ballistische Raketen von mobilen oder festen Abschussrampen. Das Problem der ballistischen Rakete ist, dass die Präzision der Flugbahn von der Entfernung des Ziels abhängig ist. Je weiter es weg ist, desto ungenauer wird sie. Allerdings weichen die genauesten Interkontinentalraketen kaum mehr als 100 Meter vom Ziel ab, bei den ungenauesten sind es unter Umständen sogar fünf Kilometer. Auch die russische Hyperschallrakete "Kinschal" gehört zu den ballistischen Raketen, wird aber von einem Kampfflugzeug gestartet und gilt aufgrund ihrer enormen Geschwindigkeit als sehr zielgenau.
Die Artillerie
Wenn die Rede vom Beschuss mit Artillerie ist, dann handelt es sich um großkalibrige Geschütze, um Raketenwaffen und um den Namen einer militärischen Truppengattung, die diese Waffen ausschließlich vom Boden einsetzt. Die Artillerie ist in der modernen Kriegsführung der wesentliche Träger des Feuerkampfes. Das heißt, dass sie zu jeder Tages- und Nachtzeit und unabhängig vom Wetter den Feind unter Beschuss setzen kann. Dank der Beweglichkeit der Waffensysteme der Artillerie, wie zum Beispiel die beweglichen Artilleriegeschützen, kann die zahlenmäßige Unterlegenheit eigener Truppen ausgeglichen werden.
Wenn die Artillerie über große Distanzen angreift - die Rede ist hier von einer Entfernung von über 50 Kilometern -, werden weitreichende Boden-Boden-Systeme eingesetzt. Dazu gehören auch Raketenwerfer oder Mittel der Luftwaffe in Form von Kampfflugzeugen, Helikoptern oder bewaffnete Drohnen. Am Boden werden zudem sogenannte Selbstfahrlafetten eingesetzt. Die Reichweite der Geschosse aus solchen Rohrwaffen, zum Beispiel in Form der Panzerhaubitze, beträgt bis zu 40 Kilometer.
Quelle: ntv.de