Fotos der Zerstörung in Mariupol Wohnblocks dem Erdboden gleichgemacht
13.03.2022, 10:25 Uhr
Satellitenbilder zeigen die Wucht der Zerstörung im ukrainischen Mariupol. Ein Einkaufszentrum ist massiv beschädigt, Wohnhäuser sind schlicht nicht mehr da, wo sie vorher standen. Ein neuerlicher Versuch, Menschen aus der Stadt zu bringen, ist gescheitert.
Bei den Luftangriffen der vergangenen Tage ist die südukrainische Stadt Mariupol schwer beschädigt worden. Satellitenbilder zeigen Zerstörungen an Wohngebäuden und ziviler Infrastruktur. Dutzende Hochhäuser seien schwer beschädigt, teilt Maxar Technologies mit, der US-Anbieter der Satellitenbilder. Die Aufnahmen zeigen unter anderem ein Wohngebiet nahe des Doms Molitvy, wo ein ganzer Häuserblock dem Erdboden gleichgemacht wurde.
Seit zwölf Tagen ist Mariupol eingekesselt, mehr als 1500 Zivilisten sind nach Angaben des Stadtrats bereits getötet worden. Die russischen Streitkräfte, die die Stadt belagern, versuchen sie zu erstürmen. Prorussische Separatisten sind in östliche Randbezirke vorgedrungen, haben das Stadtgebiet aber laut dem ukrainischen Außenministerium noch nicht unter ihre Kontrolle gebracht. Mehrere Versuche der ukrainischen Seite, Menschen über vereinbarte Fluchtkorridore aus der umkämpften Stadt zu bringen, sind bislang gescheitert. Auch das Einkaufszentrum "Portcity" ist schwer beschädigt, wie die Satellitenbilder zeigen.
Erst am Samstag ist ein Evakuierungsversuch aus Mariupol gescheitert. Die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk sagte, dass die Kolonne von 50 Bussen fünf Stunden an einem Kontrollpunkt festgehalten worden sei. Heute soll es einen weiteren Versuch geben. Russland beschuldigte dagegen ukrainische "Nationalisten", den Konvoi beschossen zu haben. Das lässt sich bislang nicht überprüfen.
Sasha Volkov, Vize-Chef des Internationalen Roten Kreuzes in Mariupol, beschreibt die katastrophale Versorgungssituation in der Stadt und unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hilfsorganisation auf Twitter.
Etwa 65 Menschen haben im Gebäude des Roten Kreuzes Schutz gesucht, mehrheitlich Leute aus dem Team und ihre Familien. "Inzwischen sind viele von uns krank wegen der Feuchtigkeit und Kälte im Gebäude", so der Rote Kreuz-Mann. Die Schutzräume im Keller seien Müttern mit Kindern vorbehalten, alle übrigen Personen ab 12 Jahren schlafen laut Volkov im Büro. Dank Generatoren gebe es drei bis vier Stunden am Tag Strom.
Die Leute hätten sämtliche Essensvorräte von zu Hause mitgebracht, auch aus zerstörten Häusern mancher Mitarbeiter habe man noch Nahrung geholt, sodass das Essen noch einige Tage reichen werde. Auch hätte das Team einen Weg gefunden, um Trinkwasser aufzubewahren. Wären die Vorräte aufgebraucht, dann würde man Flusswasser abkochen. "Uns geht es hier gut, verglichen mit der Situation vieler anderer."
Während die Evakuierungen aus Mariupol stocken, kamen Rettungs-Konvois auf anderen Korridoren nach Angaben beider Seiten aber zustande. Aus dem Gebiet Sumy mit den Städten Sumy, Lebedyn, Konotop, Trostjanez und mehreren Dörfern wurden laut Angaben der Regionalverwaltung mehr als 10.000 Menschen über den "Grünen Korridor" mit Bussen und Privatautos in Sicherheit gebracht.
Quelle: ntv.de, mit dpa