Handshake Castro-Obama in Johannesburg Anlass zur Hoffnung?
11.12.2013, 08:20 Uhr
Kubas Präsident Raul Castro beim Handshake mit Barack Obama
(Foto: AP)
Der von Obama und Castro ausgetauschte Händedruck bei der Ehrung Mandelas bewegt die Gemüter weltweit. Historisch ist er nicht. Aber vielleicht handelt es sich um ein zartes Pflänzchen der Hoffnung.
Der zwischen US-Präsident Barack Obama und seinem kubanischen Amtskollegen Raúl Castro ausgetauschte Händedruck ist der dritte seiner Art seit der Revolution 1959. Es ist der einzige, der im Bild festgehalten wurde. Der Inhalt des - nur einige Sekunden dauernden - Wortwechsels zwischen den beiden ist unbekannt. Und wird es wohl auch bleiben, es sei denn, die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff, die neben Castro stand, plaudert aus dem Nähkästchen.
Es war keine historische Geste. An Castro achtlos vorbeizugehen, wäre in einem Augenblick des Gedenkens an den stets zur Versöhnung mahnenden Nelson Mandela einem Affront der südafrikanischen Gastgeber gleichgekommen. Immerhin gehörte der kubanische Staatschef zu jenen Auserwählten, die im Rund des Johannesburger FNB-Stadions eine Rede halten durften. Castro sagte einem kolumbianischen Radiosender anschließend, es habe sich um eine normale Geste zwischen zivilisierten Menschen gehandelt. Das Weiße Haus in Washington wollte den Handshake nicht kommentieren.
Immerhin: Als der frühere venezolanische Präsident Hugo Chávez fast genau auf den Tag vor einem Jahr dem Tod ein weiteres Mal für kurze Zeit von der Schippe gesprungen war, weigerte sich Obama bei einem Auftritt in Miami, diesem Genesungswünsche zu übermitteln. Miami gilt als Hochburg der vielfach anticastristischen Auslandskubaner. Ileana Ros-Lehtinen, aus Florida stammende republikanische Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses, erklärte, Obama habe die "blutige Hand eines Diktators" geschüttelt. Dies diene "lediglich dem kubanischen Regime als Propaganda".
"Giganten der Geschichte"
Viel "Propaganda" hat Kuba allerdings nicht gemacht. In den Berichten der KP-Zeitung "Granma" und dem Blatt der kommunistischen Jugend "Juventud Rebelde" aus Johannesburg wird der Händedruck gar nicht erwähnt. Auf der Website des staatlichen Fernsehens findet sich kein Video zum Thema. Lediglich die - gleichfalls - staatliche und vor allem ans Ausland gerichtete Website cubadebate.cu thematisiert den Moment ausführlich und zeigt das entsprechende Video.
Um jeglichen Missverständnissen vorzubeugen, sprach Obama in seiner Rede dann von Staaten, die zwar "Solidarität mit Mandelas Kampf um die Freiheit bekundeten, diese bei ihrem eigenen Volk aber nicht" tolerierten. Castro seinerseits verzichtet darauf, Staaten zu erwähnen, die das Apartheid-Regime unterstützten und nun Mandela als "Giganten der Geschichte" würdigten.
Südafrikanische Vertreter hingegen verwiesen auf die Unterstützung des ANC durch Kuba und die Bedeutung der Schlacht von Cuito Canavale, der längsten in Afrika seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Im März 1988 hatten kubanische Kontingente im Süden Angolas gemeinsam mit angolanischen Regierungstruppen die südafrikanische Armee und die von den USA unterstützte angolanische UNITA-Opposition geschlagen und so den Mythos von der Unbesiegbarkeit der Streitkräfte der Apartheid beendet.
Der Händedruck ist also kein Zeichen einer grundsätzlichen Wende in den Beziehungen zwischen Washington und Havanna. Erst kürzlich hatte Obama in Florida Veränderungen in seiner Kubapolitik in Aussicht gestellt. Wie die aussehen könnten, sagte er nicht. Das Embargo gegen die Karibikinsel besteht seit Beginn der sechziger Jahre im Wesentlichen unverändert. Ein Anlass zur Hoffnung ist er gleichwohl. Nützen würde er dem kubanischen Volk ebenso wie der US-amerikanischen Wirtschaft, die nur allzu begierig ist, den ausgedörrten kubanischen Markt zu erobern. Vom Nutzen für das friedliche Zusammenleben auf dem amerikanischen Doppelkontinent ganz zu schweigen.
Quelle: ntv.de