Dilma Rousseff

Mehr als eine halbe Million Corona-Tote, die Wirtschaft leidet nicht erst seit der Pandemie, jede Menge politische Skandale. Das ist Brasilien im Jahr 2021. Präsident Bolsonaro muss um seine Wiederwahl fürchten. Ihm droht ein ähnliches Schicksal wie Donald Trump. Von Kevin Schulte

Eigentlich will sich Lula im Oktober noch einmal zum Präsidenten wählen lassen, die Umfragen stehen gut. Das Korruptionsverfahren gegen ihn steht dem aber im Wege. Der Schuldspruch wird in zweiter Instanz bestätigt, das Strafmaß sogar erhöht.

Von der Oberschicht kontrollierte Medien, ein von Korruption durchsetztes Land, Kampf um sozialen Aufstieg: Dies sind die Parameter des brasilianischen Wahlkampfes. Zwei Ex-Präsidenten kämpfen um ihr Vermächtnis und gegen die Justiz. Von Roland Peters

Der Korruptionsskandal in Brasilien weitet sich aus. Ermittler finden auch beim früheren Minister Vieira Lima Geldkoffer mit 16 Millionen Dollar. Besonders pikant: Vieira Lima ist ein langjähriger Vertrauter des Präsidenten.

Fast alle führenden Politiker Brasiliens stehen im Korruptionsskandal "Lava Jato" unter Verdacht. Nun erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Ex-Präsident Lula und seine Nachfolgerin Dilma Roussef. Auch der amtierende Staatschef ist in Bedrängnis.

Korruption, Rezession und Gewalt: Die Brasilianer sind frustriert über Präsident Temer. Die gute Nachricht für sie: Er kann nicht wiedergewählt werden. Die schlechte Nachricht: Es könnte noch schlimmer kommen.

Hat Brasiliens Staatspräsident dabei geholfen, einen gefährlichen Mitwisser in einem Korruptionsfall zum Schweigen zu bringen? Der schwer unter Druck geratene Michel Temer wittert eine Verschwörung.

Brasilien droht der nächste Politskandal: Offenbar beauftragt Präsident Temer höchstpersönlich Schmiergeldzahlungen an einen Belastungszeugen. Besonders brisant: Seine Vorgängerin ließ Temer des Amtes entheben - wegen Korruption.

Nicht nur in Venezuela herrschen politisch-unruhige Zeiten. Auch in Brasilien gibt es immer wieder Proteste gegen die Führung des Landes, kommen Korruptionsvorwürfe ans Licht. Letztere richten sich auch gegen Ex-Präsident Lula. Der hat aber nun große Pläne.

Um lukrative Regierungsaufträge zu erhalten, soll der brasilianische Konzern Odebrecht Beamte mit mehreren Hundert Millionen Dollar geschmiert haben. Dafür wird das Unternehmen nun in den USA verurteilt. Gegen zahlreiche Politiker wird noch ermittelt.

Der brasilianische Präsident Temer empfängt schlechte Schwingungen in seiner Residenz. Aus Angst vor Geistern zieht er deswegen zurück in seinen vorherigen Palast. Vielleicht sitzen ihm aber auch nur die Korruptionsvorwürfe im Nacken.

Der brasilianische Baukonzern Odebrecht soll Politikern, Parteien, Staatsbeamten und Managern Schmiergelder gezahlt haben. Ganz Lateinamerika ist von diesem Skandal betroffen. Die Staatsanwälte aus 15 Ländern wollen bei der Aufklärung kooperieren.

Viele seiner Parteikollegen wurden wegen ihrer mutmaßlichen Verwicklung in Brasiliens größten Korruptionsskandal bereits angeklagt. Dieses Schicksal droht nun auch Ex-Präsident Lula.

Brasiliens Wirtschaft schrumpft, Jobs werden gestrichen, die Staatskassen sind leer. Die neue Regierung will deshalb privatisieren - in ganz großem Stil. 25 Projekte stehen zur Ausschreibung. Milliarden sollen erlöst werden.

Der Präsident Brasiliens heißt seit Mittwoch Michel Temer, der Amtseid ist abgelegt. Die entmachtete Dilma Rousseff will nicht gehen - sie legt am Obersten Gerichtshof Berufung ein.

Viele Jahre schon lange strebt Michel Temer nach der brasilianischen Staatsspitze. Durch die Amtsenthebung von Dilma Rousseff ist er nun endlich Präsident. Das Schicksal seiner Vorgängerin könnte allerdings auch ihn ereilen.

• Der "parlamentarische Putsch" Rousseffs Rauswurf spaltet Brasilien