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"Der Schweizer freut sich nicht" Deutschland eröffnet Psycho-Duell mit Erzrivalen

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Frederik Tiffels und das DEB-Team wollen die Schweiz wieder ärgern.

(Foto: IMAGO/GEPA pictures)

Deutschlands Eishockey-Nationalteam fiebert dem erneuten Viertelfinal-Showdown in Riga gegen die Schweiz entgegen. Vor dem K.o.-Spiel bei der Weltmeisterschaft ist das Psycho-Duell mit dem Erzrivalen in vollem Gange. Die Rollen auf dem Eis sind klar verteilt.

Wieder Riga. Wieder gegen die Schweiz. Am morgigen Donnerstag soll sich die jüngere deutsche Eishockey-Geschichte gegen den Erzrivalen wiederholen. Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes setzt vor dem WM-Viertelfinal-Knaller gegen den Geheimfavoriten Schweiz (15.20 Uhr/Sport1 und MagentaSport sowie im Liveticker bei ntv.de) in der lettischen Hauptstadt auch auf das Nervenflattern der Eidgenossen.

"Der Schweizer freut sich nicht, dass der Deutsche wieder vor ihm steht", unkte Sturm-Routinier Marcel Noebels, der vor zwei Jahren Deutschland ebenfalls in Riga mit einem famosen Trick-Penalty gegen die Schweiz ins WM-Halbfinale geschossen hatte. "Vielleicht mache ich es noch mal", sagte Noebels schmunzelnd. Der aktuelle deutsche WM-Topscorer John-Jason Peterka - vor zwei Jahren ebenfalls dabei - meinte zu den deutschen Spitzen vor dem erneuten Duell: "Vor allem in solchen Turnieren ist die mentale Stärke wichtig. Wenn man sie ein bisschen mental auf den Boden zieht, kann das schon klappen."

Obwohl die Schweiz mit acht NHL-Stars eine famose WM-Vorrunde gespielt hat und souverän Erster der Gruppe B wurde, ist das Selbstvertrauen im DEB-Team nach vier Siegen in Serie in Tampere groß. Dass die Schweizer besiegbar sind, demonstrierte am Dienstagabend zum Vorrundenabschluss WM-Co-Gastgeber Lettland, der durch das 4:3 nach Verlängerung das Viertelfinalticket löste.

"Die werden es auch im Kopf haben"

Zwölf Spieler des deutschen Nationalteams, das unter dem damaligen Bundestrainer Toni Söderholm vor zwei Jahren die Schweiz im WM-Viertelfinale niederrang, sind auch diesmal wieder dabei. "Klar hat man das im Kopf, die werden es auch im Kopf haben", befand DEB-Kapitän Moritz Müller. NHL-Stürmer Peterka von den Buffalo Sabres stellte klar: "Natürlich wollen wir es wieder machen." Er sieht die Sache so : "Vor allem in Turnieren wie einer Weltmeisterschaft ist es wichtig, wenn man mental einfach stärker ist", sagte der 21-Jährige, der trotz - oder gerade wegen - der zwischenzeitlich von Bundestrainer Harold Kreis verordneten Denkpause mit vier Toren und fünf Vorlagen fünftbester Punktesammler der WM-Vorrunde war.

Mit hartem Spiel müsse man den Vizeweltmeister von 2013 und 2018 "mental auf den Boden ziehen", forderte Peterka. Wohl wissend, dass die Schweizer sich ganz oben fühlen. Nach einer beeindruckend starken Vorrunde mit Siegen gegen Rekordweltmeister Kanada und den zwölfmaligen Champion Tschechien hat das Team mit sechs NHL-Profis um Torjäger Nino Niederreiter nur ein Ziel: endlich zum ersten Mal Weltmeister werden.

Dass die Schweizer Spieler trotz der bislang tollen Vorrunde Deutschland insgeheim fürchten, darf angenommen werden. Gegen die Letten schonten sie einige Stars für das wichtigere Duell am Donnerstag. Wann immer die Schweiz in der jüngeren Vergangenheit in ein K.o.-Spiel gegen Deutschland ging, verlor sie: Vor 2021 war das schon im WM-Viertelfinale 2010 und im Olympia-Entscheidungsspiel um den Viertelfinaleinzug 2018 in Pyeongchang so gewesen. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir die Schweiz schlagen können, auch in entscheidenden Spielen. Das haben wir auch diesmal vor", sagte Kapitän Müller.

"Wir haben eine super Mannschaft, wir halten zusammen"

Nun sprechen die Voraussetzungen diesmal noch mehr für die Nachbarnation als sonst. Die in Schweizer Medien etwas übertrieben bereits als "bestes WM-Team der Geschichte" bezeichnete Auswahl überzeugte bislang spielerisch vollauf. "Sie sind Gruppensieger geworden, sie haben eine überragende Mannschaft. Sie haben das große Ziel, Weltmeister zu werden", sagte der beim SC Bern aktive Stürmer Dominik Kahun, der als Team dagegen halten will: "Wir haben eine super Mannschaft, wir halten zusammen - das entscheidet solche Spiele."

Neben dem Einzug ins Halbfinale geht es für Deutschland um die direkte Olympia-Qualifikation, die im Fall eines Siegs wohl perfekt wäre. Damit hätte Söderholm-Nachfolger Harold Kreis gleich bei seiner WM-Premiere beide ambitioniert vom DEB-Vorstand formulierten Ziele erreicht. Die erste Vorgabe - der Einzug ins Viertelfinale - gelang nach den unglücklichen Auftaktpleiten trotz guter Leistungen gegen die Top-Nationen Schweden (0:1), Finnland (3:4) und die USA (2:3) dank teils deutlicher Siege in den folgenden Spielen gegen Dänemark (6:4), Österreich (4:2), Ungarn (7:2) und Frankreich (5:0). So souverän hatte gegen die vermeintlich schwächeren Gegner noch keine DEB-Auswahl unter Kreis' Vorgängern in den vergangenen Jahren gespielt.

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"Jedes Spiel, auch wenn es die Niederlagen am Anfang waren, hat uns gezeigt, wie gut wir sind. Die Mannschaft ist Spitzenklasse", sagte Torhüter Mathias Niederberger über das von Kreis ohne 15 verletzte Leistungsträger zusammengestellte Team. "Mit unserer Truppe, mit unserem Willen, mit unserem Können und unserer Geschlossenheit wird das ein sehr gutes Spiel werden", kündigte Kreis selbst an. "Die Schweizer werden das Spiel bestimmt nicht diktieren. Wir werden schon auf Augenhöhe gegen die antreten." Der Trainer-Routinier war 2010 beim Viertelfinal-Sieg in Mannheim Co-Trainer vom damaligen Bundestrainer Uwe Krupp. Auch für Kreis darf sich Geschichte wiederholen.

Bei den Spielen 2026 könnten vielleicht zum einzigen Mal alle deutschen NHL-Stars um Leon Draisaitl und Tim Stützle auf der größten Bühne zusammen auftreten. Dafür müsste das deutsche Team in der Weltrangliste die Schweiz oder die Slowakei überholen. Der Olympiadritte verpasste zwar das Viertelfinale, liegt nach bisherigem Stand noch knapp vorne, ebenso die Schweiz. Mit dem Einzug ins Halbfinale wäre die DEB-Auswahl an beiden vorbei - wenn das Ranking so berechnet wird wie in der Vergangenheit. Der Weltverband IIHF hat aber nicht wie üblich eine aktualisierte Liste vor der WM veröffentlicht und hüllt sich in Schweigen.

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

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