Kuss-Skandal "inakzeptabel" Regionalverbände: Rubiales soll sofort zurücktreten
29.08.2023, 04:27 Uhr
Luis Rubiales (l.), Präsident des spanischen Fußballverbandes RFEF, und Jorge Vilda, Trainer der Frauen-Nationalmannschaft.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Über den Gewinn der Weltmeisterschaft der Spanierinnen spricht derzeit niemand. Stattdessen steht der Kuss-Skandal um Verbandschef Luis Rubiales im Fokus. Die Regionalverbände fordern nach einer Sitzung dessen Ende - und sogar die UN schaltet sich ein.
Der spanische Fußballverband RFEF hat Verbandschef Luis Rubiales nach dessen Kuss-Attacke auf Nationalspielerin Jenni Hermoso zum Rücktritt aufgefordert. Nach einem Treffen der RFEF-Regionalpräsidenten hieß es in einer Mitteilung, diese forderten Rubiales' "sofortigen" Rücktritt nach dessen "inakzeptablem Verhalten". Die spanische Staatsanwaltschaft kündigte indes Vorermittlungen an - sie wolle prüfen, ob es sich um einen "sexuellen Übergriff" handeln könnte. Die Vereinten Nationen bedauerten, dass es im Sport immer noch "Sexismus" gebe.
Der erzwungene Kuss habe "dem Image des spanischen Fußballs schweren Schaden zugefügt, die Präsidenten fordern Rubiales auf, sofort von seinem Amt als Präsident des RFEF zurückzutreten", erklärten die Regionalpräsidenten. Gleichzeitig forderten sie "eine Umstrukturierung in den strategischen Positionen des Verbandes, um den Weg freizumachen für eine neue Etappe im Management des spanischen Fußballs", hieß es.
RFEF-Präsident Rubiales hatte nach dem WM-Triumph der Spanierinnen in Sydney am 20. August vor den Augen eines Millionen-Publikums Hermosos Kopf mit beiden Händen festgehalten und sie auf den Mund geküsst. Das übergriffige Verhalten hatte international Empörung ausgelöst. Die Staatsanwaltschaft des höchsten Strafgerichts in Spanien erklärte, sie werde untersuchen, ob es sich bei dem Vorfall um einen "sexuellen Übergriff" handeln könnte. Sie rief Weltmeisterin Hermoso auf, sich binnen der nächsten 15 Tagen mit ihr in Verbindung zu setzen, um sich über ihre Rechte als Opfer zu informieren und gegebenenfalls Anzeige zu erstatten.
Am Samstag hatte der Fußball-Weltverband FIFA den 46-jährigen Rubiales für zunächst 90 Tage suspendiert. Seit Montagmittag beriet das spanische Sportgericht TAD zudem über eine von der Regierung beantragte weitere Sperrung des Verbandschefs.
UN beklagen Sexismus im Sport
UN-Generalsekretär António Guterres bedauerte indes, dass es im Sport immer noch "Sexismus" gebe. Es bestehe ein "Problem des Sexismus im Sport und wir hoffen, dass die spanischen Behörden (...) (diesen Fall) so handhaben, dass die Rechte aller Sportlerinnen dabei respektiert werden", sagte der Sprecher von Guterres, Stéphane Dujarric.
Rubiales' Mutter trat unterdessen aus Protest gegen die massive Kritik an ihrem Sohn in einen Hungerstreik. Angeles Béjar begann am Montag ihre Protestaktion in der Divina-Pastora-Kirche im südspanischen Küstenort Motril, wie ein Familienmitglied vor dem Gotteshaus zu Journalisten sagte. Sie wolle so lange die Nahrung verweigern, bis Hermoso "die Wahrheit" über den Vorfall nach dem WM-Sieg der spanischen Frauen-Nationalmannschaft sage. Rubiales leide unter "Schikane, die nicht fair ist", sagte die Cousine von Rubiales, Vanessa Ruiz Béjar. Er sei Opfer einer Vorverurteilung. "Wir wollen, dass Jenni die Wahrheit sagt, denn sie hat ihre Aussage dreimal geändert", sagte Ruiz Béjar.
Rubiales hatte versichert, der Kuss sei "gegenseitig, euphorisch und einvernehmlich" gewesen. Die 33-jährige Hermoso wies das zurück. Sie habe "niemals" in den "übergriffigen" Kuss eingewilligt, erklärte sie am Freitag. Sie fühle sich vielmehr als Opfer eines "sexistischen Akts".
Das Gericht erklärte, die Vorermittlungen erfolgten mit Blick auf die "eindeutigen" Aussagen Hermosos, dass es sich nicht um einen einvernehmlichen Vorgang gehandelt habe. Um das Verfahren vorantreiben zu können, müsse "die Geschädigte oder ihr Rechtsbeistand Anzeige erstatten" oder die Staatsanwaltschaft Klage erheben, hieß es weiter. Sollte Hermoso den Verbandschef nicht anzeigen, werde es für die Staatsanwälte allerdings "schwierig", erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Justizkreisen.
Quelle: ntv.de, rog/AFP