Lehrstunde statt Überraschung Topstar Alcaraz verpasst Zverev satte Abreibung
02.05.2023, 18:54 Uhr
Musste sich dem Spanier Carlos Alcaraz in Madrid mit 1:6, 2:6 geschlagen geben: Alexander Zverev.
(Foto: Manu Fernandez/AP)
Alexander Zverev verpasst beim ATP-Turnier in Madrid eine Überraschung. Gegen Topstar Carlos Alcaraz ist der Olympiasieger chancenlos. Während der 19-Jährige von seinem eigenen Spiel schwärmt, wirkt der Deutsche nach der herben Klatsche nachdenklich.
Fast ungläubig schüttelte Alexander Zverev den Kopf. Dann gratulierte er Carlos Alcaraz zum Sieg in einem höchst einseitigen Match, das für ihn selbst eine Lehrstunde war. Bei der 1:6, 2:6-Niederlage im Achtelfinale des ATP-Turniers von Madrid bekam der chancenlose Olympiasieger vom spanischen Tennisstar knallhart die Grenzen aufgezeigt. Knapp einen Monat vor Beginn der French Open war das Duell gegen den Weltranglistenzweiten für Deutschlands besten Tennisspieler ein großer Stimmungsdämpfer.
"Ich bin gerade weit davon entfernt, gegen ihn zu gewinnen - und das hat man heute auch gesehen", sagte der niedergeschlagene Zverev hinterher bei Pay-TV-Sender Sky: "Er macht momentan alles besser als ich, deswegen ist es eigentlich auch völlig egal, was ich mir vorgenommen habe."
Dabei war der 26-Jährige mit großer Freude in das von ihm selbst als "Riesentest" bezeichnete Duell gegen den US-Open-Gewinner gegangen. Doch die Vorfreude wich auf dem Sandplatz im Manolo Santana Stadium schnell Frust. Die Mängelliste war lang: Zverev holte zu selten mit dem ersten Aufschlag Punkte, seinen Angriffsschlägen fehlten Power und Präzision, ein Serve-and-Volley-Spiel war zu ausrechenbar. Mitunter wirkte Zverev fast hilflos.
Alcaraz spielt fast fehlerlos
Alcaraz dagegen agierte nahezu fehlerlos und verwandelte nach 1:22 Stunden seinen dritten Matchball. Der Spanier hatte mit mehr Gegenwehr von Zverev gerechnet. "Das Ergebnis ist für mich nicht normal", sagte der 19-Jährige, "aber ich habe großartig gespielt und mich sehr gut gefühlt. Das Match gibt mir viel Selbstvertrauen." Im Viertelfinale trifft der an Nummer zwei gesetzte Alcaraz auf den Russen Karen Chatschanow.
Anders als Zverev hatte Daniel Altmaier zuvor die Achtelfinalhürde gemeistert. Der 24-Jährige besiegte den angeschlagenen Spanier Jaume Munar in 85 Minuten mit 6:3, 6:0 und setzte damit seine unerwartete Erfolgsserie fort. Nie zuvor hatte Altmaier in seiner Karriere bei einem Masters-1000-Turnier den Sprung unter die besten Acht geschafft. Im Viertelfinale trifft er auf den Kroaten Borna Coric. Auch Jan-Lennard durfte jubeln. Er setzte sich in drei Sätzen mit 7:6 (9:7), 6:7 (7:9), 6:3 gegen den Argentinier Pedro Cachin durch.
"Zverevs Spiel fehlt es an Konstanz"
Für Zverev ist das Turnier dagegen vorbei. Wieder ein relativ frühes Aus, wie so oft seit seiner Rückkehr nach langer Verletzungspause wegen der schweren Fußverletzung bei den French Open im Vorjahr. In der Weltrangliste wird Zverev erstmals seit April 2017 wieder aus den Top-20 fallen, doch noch mehr schmerzt die Erkenntnis: Mit einem Ausnahmekönner wie Alcaraz kann er es aktuell nicht aufnehmen.
Dabei war es Zverevs Ziel gewesen, in der Sandplatzsaison wieder sein "bestes Tennis" zu spielen. Er sah sich auch auf einem guten Weg dorthin. Ihm würden nur noch "ein, zwei Prozent zur absoluten Topform" fehlen, hatte er Mitte April kurz vor Start des ATP-Turniers in München gesagt, bei dem er sein Auftaktmatch verlor. Zverevs Spiel fehlt es an Konstanz. Physisch scheint er sich von der Verletzung gut erholt zu haben, aber die mentale Stärke hat er noch nicht zurück. Der Auftritt gegen Alcaraz dürfte das Problem nochmals verschärfen.
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa