Formel1

Erster F1-Titel im November 1994 Als Michael Schumacher in Deutschland eine Hysterie auslöste

Erst gelitten, dann gefeiert: Vor 30 Jahren wurde Michael Schumacher erstmals Weltmeister in der Formel 1.

Erst gelitten, dann gefeiert: Vor 30 Jahren wurde Michael Schumacher erstmals Weltmeister in der Formel 1.

(Foto: imago/Laci Perenyi)

Michael Schumacher dominiert die Frühphase der Formel-1-Saison 1994. Trotzdem trennt vor dem letzten Rennen nur ein Punkt den WM-Führenden von seinem Konkurrenten Damon Hill. In Adelaide kommt es zum Showdown - und zur Entscheidung im Kampf Rad an Rad.

Für gewöhnlich ist der junge Michael Schumacher um keinen Spruch verlegen. Doch das ändert sich, als er auf dem Rathausbalkon seiner Heimatstadt Kerpen steht und all die Menschen sieht, die seinetwegen gekommen sind. Tausende sind es. Sie singen, jubeln, schwenken Fahnen. Um den damals 25-Jährigen zu feiern, der am 13. November 1994 als erster Deutscher die Formel-1-Weltmeisterschaft gewonnen hat. "Das ist das erste Mal, dass ich fast sprachlos bin, also ...", sagt Schumacher, dann gehen seine Worte in den lauten "Schumi, Schumi"-Rufen unter.

Bevor Schumacher aber sprachlos in diese ekstatische Menge blickt, muss er in Adelaide bange Momente überstehen. Dort, auf dem Stadtkurs der australischen Küstenstadt, findet das 16. und entscheidende Rennen der Saison 1994 statt. Benetton-Pilot Schumacher hatte die Weltmeisterschaftsführung mit einem Auftaktsieg in Brasilien übernommen und seitdem nicht mehr abgegeben. Sechs der ersten sieben Rennen gewinnt Schumacher - und fährt zudem beim Großen Preis von Spanien auf Platz zwei, obwohl er Getriebeprobleme hat und ihm am Ende nur noch der fünfte Gang zur Verfügung steht.

Nach Adelaide reist Schumacher mit 92 Punkten, geht als Führender der Fahrerwertung in das Finale. Mit nur einem einzigen Zähler mehr als sein verbliebener Konkurrent um die WM-Krone, Damon Hill. Der Brite hat im Williams eine starke zweite Saisonhälfte gezeigt, unter anderem in Belgien, Italien und Portugal gewonnen. Schumacher bleibt in diesen drei Rennen ohne Punkte: In Spa wird er wegen eines nicht regelkonformen Autos disqualifiziert, für die Wochenenden in Monza und Estoril bei Lissabon ist er gesperrt. Weil er in Silverstone die schwarze Flagge - also seine Disqualifikation - mehrfach ignoriert. Dadurch büßt der Kerpener seine zunächst komfortable Führung wieder ein.

Schumacher "muss nur vor Damon Hill"

Doch Schumacher schlägt nach seiner Zwangspause zurück, entscheidet den Großen Preis von Europa im spanischen Jerez für sich. Vor Hill. Im japanischen Suzuka triumphiert der Brite vor dem Deutschen. Von den 15 Rennen vor Adelaide gewinnt Schumacher acht, Hill sechs. Im Qualifying zum alles entscheidenden 16. Saisonlauf fährt Schumacher dann auf Platz zwei, der Williams-Pilot folgt direkt dahinter auf Position drei. Schumacher "muss nur vor Damon Hill ins Ziel und damit ist er Weltmeister", heißt es in der RTL-Übertragung. Auf dem Weg zur ersten Kurve überholen die beiden Kontrahenten Pole-Sitter Nigel Mansell, alles läuft auf eine Entscheidung im direkten Duell hinaus.

Damon Hill war der große Widersacher von Michael Schumacher.

Damon Hill war der große Widersacher von Michael Schumacher.

(Foto: imago images / Motorsport Images)

Schumacher führt das Rennen auch noch an, als er in der 36. Runde von der Fahrbahn rutscht und eine Mauer touchiert. Das ermöglicht Hill, aufzuschließen: "Als er zurück auf die Strecke ist, dachte ich, jetzt muss ich vorbei." In der nächsten Rechtskurve probiert Hill es auf der Innenseite, doch auch der Deutsche lenkt kompromisslos ein. Kurz nach fünf Uhr morgens ist es da in Deutschland, und nicht nur in Kerpen halten die Schumacher-Fans den Atem an.

"Ich denke, jetzt bist du weg vom Fenster"

Schumachers rechtes Hinterrad und Hills linkes Vorderrad berühren sich. Der Benetton hebt ab, schlägt hart wieder auf und rollt in die Reifenstapel. Der WM-Führende ist ausgeschieden. Hill fährt weiter, während Schumacher aus seinem Auto und hinter die Absperrung klettert: "Ich denke, jetzt bist du weg vom Fenster, die Weltmeisterschaft ist verloren." Doch auch Hills Williams hat den Kontakt nicht unbeschädigt überstanden. Schumacher "sah Hill weiterfahren, ihn aber verlangsamt weiterfahren".

Hill rollt noch bis in die Box, doch die Aufhängung des linken Vorderrads ist gebrochen. Der Brite schüttelt den Kopf - und steigt aus. Schumacher, der noch immer in der Unfallkurve steht, hört die Nachricht vom Aus über die Lautsprecher. Und sagt wenig später, zurück in der Benetton-Garage, als neuer Formel-1-Weltmeister: "Ich kann's jetzt noch nicht fassen, ich begreif's noch nicht." Noch nicht sprachlos, aber doch überwältigt von dem Stückchen Motorsport-Geschichte, das er soeben geschrieben hat. Und ziemlich sicher nicht ahnend, welchen nachhaltigen F1-Hype er damit in Deutschland auslösen würde.

Quelle: ntv.de

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