"Dann ist jeder ein Gegner" Hülkenberg zeigt kein Mitleid mit Schumacher
22.12.2022, 10:48 UhrNico Hülkenberg ersetzt Mick Schumacher im Formel-1-Team Haas. Damit ist der 35-Jährige der einzige deutsche Pilot im Feld. Warum das für ihn kaum eine Rolle spielt und wieso er wenig Kontakt zu Mick Schumacher pflegt, erklärt der Formel-1-Routinier bei RTL/ntv.
Die Zeit als Feuerwehrmann ist vorbei. Seit Ende 2019, als das Engagement bei Renault endete, war Nico Hülkenberg zwar gefragter "Springer", aber keine Stammkraft mehr. Erst Feuerwehrmann für Racing Point, später dann für das Nachfolgeteam Aston Martin und Mercedes. Und der Allrounder lieferte, sprang mehrmals spontan in ein Arbeitsgerät, das er kaum kannte, teilweise auf Strecken, die er noch nie gefahren war, etwa Anfang 2022 in Saudi-Arabien. 2020 erreichte ihn in seiner eigentlichen Rolle als RTL-Experte beim Kaffeetrinken ein Anruf, er solle doch bitte den erkrankten Lance Stroll ersetzen. Hülkenberg, ganz in seinem Element, überzeugte sofort. Fast so, als wäre er nie weg gewesen.
Die Geschichte zeigt, dass Hülkenberg vor allem eines ist: ein Profi. Ein Profi, der sich drei Jahre lang hintanstellte, im Hintergrund eher leise seinen Job erledigte und dennoch beste Kontakte gehalten hat, weil er als Ersatzmann eben oft an den Formel-1-Strecken auftauchte. Zum Beispiel zu Günther Steiner. Der polarisierende Teamchef von Haas entschied sich Ende dieses Jahres für einen Wechsel in seinem zweiten Cockpit. Hülkenberg statt Schumacher. Erfahrung statt Jugend.
Der Wechsel hatte sich in den Wochen zuvor angedeutet, verursachte dennoch einen Knall in Deutschland. Schumacher punktete nach Haas-Auffassung zu wenig, hatte mit ein paar Crashes hohe Kosten verursacht. "Wir mussten Mick tragen", sagte Steiner hinterher. Hülkenberg hielt sich bereit, einen direkten Austausch zu Schumacher aber pflegte er in dieser Zeit nicht, wie er im RTL/ntv-Interview verrät. "Wir haben seitdem nicht miteinander geredet. Wir haben uns auch davor nie wirklich ausgetauscht", sagt Hülkenberg.
Der einzige deutsche Pilot in der Formel 1
Natürlich plausche man mal auf der Fahrerparade, weil man eben die gleiche Sprache spreche. "Mick ist auch eine andere Generation. Wir hatten nie eine richtige Beziehung, so etwas wie er mit Sebastian (Vettel, d.Red.) hat. Die Story ist jetzt, wie sie ist. Wenn es ich nicht gewesen wäre, wäre es vielleicht jemand anderes gewesen."
Harte Worte. Offenbar vor allem jedoch ehrliche Worte. Denn in der Motorsport-Königsklasse regiert das Leistungsprinzip. Zumindest bei den Fahrern, die keine Millionen mit ins Team bringen. "In der F1 geht es über Leistung. Wenn man überzeugt und leistet, hat man einen Job, ist man eine heiße Aktie. Wenn die Leistung ausbleibt, dann ist es ganz schnell vorbei", analysiert der neue Haas-Pilot.
Hülkenberg war so eine heiße Aktie auf dem Fahrermarkt 2022. Und jetzt die letzte deutsche. Kaum zu glauben: Der 35 Jahre alte Haas-Pilot ist nun der einzige deutsche Fahrer in der Formel 1. Erstmals seit 1993 ist nur ein Deutscher vertreten. Damals war Michael Schumacher allein, ehe im Jahr darauf Heinz-Harald Frentzen dazukam. Der große Boom in Deutschland ist vorbei. Kein Michael Schumacher mehr, kein Sebastian Vettel, kein Nico Rosberg, kein Deutschland-Rennen auf absehbare Zeit.
Aber eben Nico Hülkenberg, der die Fahne hochhält. Für ihn spiele das keine allzu große Rolle. Es sei nicht so relevant, "wie viele Fahrer aus deinem Land am Start stehen", sagt er. Es zähle nur eines: "Wenn du im Grid stehst, geht das Visier geht runter, dann ist jeder ein Gegner."
Quelle: ntv.de, tsi/RTL.de