Skurrile Kundgebung kurz vor WM Tausende Gastarbeiter demonstrieren in Katar
14.11.2022, 11:10 Uhr (aktualisiert)
Vier von fünf Einwohnern von Katar sind Ausländer.
(Foto: imago/MiS)
Wegen der Menschenrechtslage steht das WM-Gastgeberland Katar in Kritik. Umso überraschender erscheint eine Kundgebung in der Hauptstadt Doha, bei der Tausende Arbeitsmigranten teilnehmen. Mit einer Protestaktion hat die Versammlung jedoch wenig zu tun.
Rund eine Woche vor dem Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar haben Tausende Arbeitsmigranten in der Hauptstadt Doha an einer WM-Kundgebung teilgenommen. Menschen mit Fahnen und Trikots von Argentinien, Brasilien und England versammelten sich an der Strandpromenade zu dem Marsch, der auch am Königspalast vorbeiführte.
Demonstrationen und Kundgebungen sind in Katar selten und werden in der Regel von strengen Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Organisiert wurde die Veranstaltung über soziale Medien. "Die Polizei wurde im Voraus informiert", sagte einer der Organisatoren des Marsches, der anonym bleiben wollte.
Die Teilnehmer kamen hauptsächlich aus dem indischen Bundesstaat Kerala, der eine Fußballhochburg ist. Sie macht auch einen großen Teil der indischen Gemeinde in Katar aus, die etwa 750.000 Menschen umfasst. Das Golfemirat hat eine Gesamtbevölkerung von etwa 2,8 Millionen Menschen, mehr als 80 Prozent von ihnen kommen aus dem Ausland.
"Das ist ein Tag der Freude für uns"
"Die ausländischen Arbeiter in Katar lieben den Fußball und haben viele Eintrittskarten gekauft", sagte einer der Organisatoren des Marsches. "Das ist ein Tag der Freude für uns", sagte ein Mann, der sich Rajesh nannte. Die meisten Teilnehmer des Marsches wollten nicht ihren vollen Namen nennen, um zu verhindern, dass ihre Arbeitgeber von der Teilnahme an der Kundgebung erfahren. Ein Teilnehmer mit dem Namen Aju sagte: "Natürlich haben einige von uns harte Jobs, wir hören die Geschichten, aber die Weltmeisterschaft ist ein einmaliges Ereignis."
Katar steht als WM-Gastgeber wegen der Menschenrechtslage in dem Golfemirat in der Kritik. Die WM beginnt am 20. November. Es ist das erste Mal, dass die Fußball-Weltmeisterschaft in einem arabischen Land ausgetragen wird - und das erste Mal nicht im Sommer, sondern am Jahresende.
(Dieser Artikel wurde am Samstag, 12. November 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, uzh/AFP