Fußball

"Am Ende geht's immer um Geld" Auch Klopp hasst "schwachsinnige" WM-Idee

Jürgen Klopp ist ein entschiedener Gegner der Idee, die Fußball-WM künftig alle zwei Jahre auszuspielen.

Jürgen Klopp ist ein entschiedener Gegner der Idee, die Fußball-WM künftig alle zwei Jahre auszuspielen.

(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)

Geht es nach einem hochkarätigen Beratergremium der FIFA, wird die Fußball-Weltmeisterschaft künftig in höherer Taktung stattfinden. Die Pläne des Weltverbandes provozieren heftige Reaktionen. Prominente deutsche Trainer sind entsetzt und fürchten um die Gesundheit ihrer Spieler.

Liverpool-Trainer Jürgen Klopp hat die Reformpläne für den internationalen Spielkalender deutlich kritisiert. "An einem Punkt muss jemand verstehen, dass wir ohne die Spieler, der wichtigsten Zutat dieses wunderbaren Spiels, nicht spielen können", sagte der frühere Bundesliga-Coach während einer Pressekonferenz. "Wer auch immer denkt, er sei wichtiger als die Spieler - niemand ist wichtiger als die Spieler."

Am Ende gehe "es nur um Geld", sagte der 54-Jährige. Mit den Spielern werde einfach gehandelt. Wenn die Weltmeisterschaften tatsächlich künftig alle zwei Jahre ausgerichtet würden, wie die FIFA-Berater am Donnerstag vorgeschlagen hatten, "können wir zu 100 Prozent sicher sein, dass auch alle zwei Jahre eine Europameisterschaft gespielt wird", fügte Klopp an. Für die Topspieler bedeute das "jedes Jahr ein großes Turnier".

Auch aus der Bundesliga gibt es teils drastisch formulierte Ablehnung. "Willst du gelten, mach dich selten", sagte Bayern-Chefcoach Julian Nagelsmann, verwies auf die ohnehin schon extreme Belastung der Nationalspieler und sprach zudem von "einer Abwertung der WM", wenn sie häufiger als alle vier Jahre stattfinden würde. FIFA-Direktor Arsène Wenger hatte sich am Donnerstag alle Mühe gegeben, das Belastungsargument zu entkräften.

"Wer will wie Geld machen?"

Nach der Vorstellung der Technischen Beratungsgruppe sollen für den zwei- statt vierjährigen WM-Rhythmus mindestens drei der bislang fünf Länderspielperioden im Jahr abgeschafft werden. Nach den Turnieren - in ungeraden Jahren würde unter anderem die EM gespielt - sollen zudem feste Ruhephasen von 25 Tagen eingepreist werden. Es bleibt mindestens die steigende Belastung durch mehr Highend-Spiele - für die Profis steht die Teilnahme an einer WM über allem.

"Die Spieler sind schon belastet", sagte Hertha-Trainer Pal Dardai. "Es wird immer schwieriger, jeden Sommer ein Turnier, das ist nicht gut für die Körper." Zudem glaubt der Ungar nicht an altruistische Motive der FIFA, mehr Ländern öfter die Chance auf eine WM-Teilnahme einzuräumen. "Zum Schluss ist es immer das Geld. Wer will wie Geld machen?", sagte der 45-Jährige.

Beschließen kann die Änderung des Spielkalenders nach jetzigem Stand das FIFA-Council, jenes 37-köpfiges und von FIFA-Präsident Gianni Infantino angeführte Ratsgremium. Vertreten sind auch neun Mitglieder der massiv opponierenden Europäischen Fußball-Union UEFA, darunter DFB-Interimspräsident Peter Peters. UEFA-Präsident Aleksander Čeferin hat in einem "Times"-Interview schon mit Boykott gedroht, der Deutsche Fußball-Bund möchte das Thema gerne in einer Präsidiumssitzung nochmals erörtern.

"Kompletter Schwachsinn"

Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl erachtet die Idee als "kompletten Schwachsinn". Er halte "überhaupt nichts davon, in einer solchen Zeit solche Themen in dieser Form zu diskutieren", sagte Eber. "Der Fußball ist schon sehr präsent, noch mehr Präsenz führt nicht zu noch mehr Interesse." Auch Gladbachs Trainer Adi Hütter hält die Belastungsgrenze für die Spieler längst erreicht. "Das ist fast nicht mehr machbar. Es geht auch um die Belastung der Spieler, die oft mit Verletzungen von den Länderspielen zurückkommen. Früher waren es auch nur zwei Spiele, heute sind es schon drei", sagte der Österreicher. Es sei auch eine gewisse Sättigung erreicht. "Teilweise weiß man schon gar nicht mehr, wer vor zwei Jahren im Finale der Europameisterschaft gestanden hat", sagte Hütter.

Der aktuelle Terminkalender im internationalen Fußball gilt noch bis 2024, in Deutschland wird in jenem Jahr die EM gespielt. Nach der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko mit erstmals 48 statt 32 Teilnehmern sollen dem Plan zufolge bereits 2027 die nächsten Kontinentalturniere folgen, ehe 2028 wieder eine WM ansteht. Der Gastgeber wird vom FIFA-Kongress bestimmt, der auch die Durchführung der Machbarkeitsstudie für die Männer- und Frauen-Turniere durchgewinkt hatte.

"Ich halte nichts davon. Ich bin groß geworden mit der WM alle vier Jahre. Im Eishockey hat man sie jedes Jahr, da geht mir das Besondere verloren. Wir haben schon zu viel Fußball. Alles ist aufgebläht", sagte Herthas Sportdirektor Arne Friedrich, lange selbst verlässlicher Abwehrspieler in der deutschen Nationalmannschaft. Nagelsmann sagte, es gebe jetzt "eine Flut an Terminen, die teilweise schwer zu stemmen sind". Vereine wie der FC Bayern müssten sich auch in einem vernünftigen finanziellen Rahmen bewegen, sagte er: "Wenn wir immer mehr Spiele haben, muss der Kader größer werden und du hast explodierende Kosten. Das muss alles gedeckelt sein", argumentierte der Coach: "Der Fußballspieler ist natürlich auch dafür da, die Massen zu begeistern und zu entertainen, aber die Flut der Spiele trägt nicht dazu bei, dass der Fußball besser wird."

Quelle: ntv.de, ter/dpa

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