DFB-Team in Ostdeutschland Deutsche Nationalelf spielt Plan gegen "Rechtsdrall" aus
26.05.2024, 14:14 Uhr
DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig, Co-Trainer Sandro Wagner und Bundestrainer Julian Nagelsmann am Samstagabend beim DFB-Pokalfinale.
(Foto: IMAGO/Steinbrenner)
Die Fußball-Nationalmannschaft startet ihre EM-Vorbereitung im Osten Deutschlands. DFB-Geschäftsführer Rettig findet das "großartig", gerade auch unter politischen Aspekten. Bundestrainer Julian Nagelsmann zieht gleich die Zügel an - obwohl wichtige Mannschaftsteile noch fehlen.
DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig misst dem Trainingsaufenthalt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Thüringen auch eine politische Bedeutung kurz vor der Europawahl bei. Die Entscheidung des Verbandes, ganz bewusst vor der Heim-EM ein Vorbereitungscamp in Blankenhain, Thüringen, im Osten Deutschlands abzuhalten, finde er "großartig", sagte der 61-Jährige der am Montag erscheinenden "Frankfurter Rundschau". "Weil wir nicht wollen, dass das Gefühl vieler Menschen in Ostdeutschland, abgehängt worden zu sein, noch verstärkt wird."
"Es gibt Gründe, weshalb wir einen Rechtsdrall in unserem Land haben. Wir wollen uns nicht überhöhen, aber dass die Fußball-Nationalmannschaft sich im Osten auf dieses große Turnier vorbereitet, ist eine wunderbare Symbolik, die wirken soll: "Ihr seid auch dabei!" Auch mit Blick auf die Europawahl am 9. Juni. Mir ist diese Botschaft wichtig: "Geht nicht jeder rechten Parole auf den Leim!"", sagte der Geschäftsführer. Er erhoffe sich, "dass ein Wir-Gefühl entsteht in diesen düsteren Zeiten, die wir leider gerade erleben".
"Wir wollten zeigen, dass wir alle zusammengehören", sagte auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler bei einem Ortstermin in Blankenhain. Dort fühlt man sich oft zu kurz gekommen, was den großen Fußball angeht. Leipzig ist wie bei der WM 2006 der einzige EM-Spielort in den neuen Bundesländern. Die drei EM-Gruppenspiele gegen Schottland (14. Juni/München), Ungarn (19. Juni/Stuttgart) und die Schweiz (23. Juni/Frankfurt) finden alle im Süd-West-Cluster statt.
Andere Zeiten als vor der WM 2006
Rettig will dabei die stimmungsvolle WM 2006, die ein neues Deutschland-Bild auch im Ausland gezeichnet hatte, nicht mit dem aktuellen Heimturnier vergleichen. Das empfinde er "als untauglich, weil die Rahmenbedingungen völlig andere sind".
Es gäbe 18 Jahre später "Kriege und Konflikte, die mühselig überstandene Pandemie, Inflation, wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die aufs Gemüt drücken und aufs Portemonnaie. Man spürt aber gerade, dass sich was tut, auch aufgrund des positiven Spins, den wir durch die Spiele gegen Frankreich und die Niederlande hereinbekommen haben".
Der EM-Kader von Julian Nagelsmann bereitet sich von Sonntag bis Freitag in Blankenhain in Thüringen auf die am 14. Juni beginnende Heim-EM vor. An diesem Montag absolviert die Nationalmannschaft ein öffentliches Training in Jena. Der Bundestrainer zieht gleich zum Auftakt des Trainingslagers die Zügel an. Nach sieben Wochen Fußball-Sommer soll als Krönung im ganzen Land der EM-Titel gefeiert werden. "Es wird von jedem immer Vollgas verlangt, egal ob Spieler 14, 2 oder 18. Das sorgt für den nötigen Konkurrenzkampf, für die Spannung", sagte Nagelsmann.
Zum Auftakt muss der Bundestrainer gleich eine gute Mischung finden. Von seinen 27 vorläufig nominierten Spielern sind zum Auftakt wegen des DFB-Pokalfinales und des Endspiels in der Champions League nur 18 dabei. "Wir haben einen guten Mix gefunden, zwischen sehr starken Persönlichkeiten, zwischen Persönlichkeiten, die sich unterordnen können und die anderen pushen", sagte Nagelsmann. "Es sind schon zwei Busse voll mit Menschen, und das muss zusammenpassen."
Quelle: ntv.de, dbe/dpa