"Nordkorea gleich wie Südkorea" FIFA-Boss Infantino liebt alle Länder gleich
16.12.2023, 20:59 Uhr
Er liebt die Menschen, die Menschen lieben ihn: FIFA-Boss Gianni Infantino.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Gianni Infantino wird nicht müde, seine Sicht auf die Welt darzulegen. In einem Interview erklärt der Verbandsboss allen 211 FIFA-Mitgliedsländern seine Liebe, wirft dem Westen "Doppelmoral" vor und schwingt sich zum Retter der Menschenrechte auf.
FIFA-Chef Gianni Infantino hat den umstrittenen WM-Bewerber Saudi-Arabien verteidigt und macht unter den Mitgliedsländern des Fußball-Weltverbandes offenbar keine Unterschiede. Jedes der 211 FIFA-Mitgliederländer habe das Recht, sich zu bewerben. "Für mich als FIFA-Präsident ist Nordkorea gleich wie Südkorea. Ist Amerika gleich wie China", sagte Infantino dem "Tagesanzeiger" aus der Schweiz.
Saudi-Arabien ist einziger Bewerber für die WM 2034, nachdem nur Kandidaten aus Asien und Ozeanien aufgrund der Vergabe für 2026 und 2030 zugelassen worden waren. "Ein Austragungsort muss alle unsere Kriterien erfüllen, inklusive Menschenrechte. Der Prozess endet ja nicht mit der Kandidatur. Er fängt dann erst an", so Infantino.
Infantino: "Ich spreche Missstände an"
Der FIFA-Boss beklagt gleichzeitig eine "Doppelmoral des Westens". "Alle westlichen Staatschefs hofieren das Land. Sie machen Deals in Milliardenhöhe." Der Schweizer ist der Meinung, dass der Fußball für Veränderungen im Land sorgen könne. Dabei sei er auch im Austausch mit dem saudischen Kronprinzen und faktischen Herrscher, Mohammed Bin Salman: "Ich spreche Missstände an, biete auch Hilfe an. Man diskutiert, sucht gemeinsam Lösungen. Als ich FIFA-Präsident wurde, gab es in Saudi-Arabien keinen Frauenfußball. Jetzt gibt es eine Frauenliga und ein Nationalteam."
In Bezug auf die Kommerzialisierung des Fußballs betonte Infantino: "Das Einkommen der FIFA bleibt nicht bei der FIFA. Wir investieren all unsere Einnahmen wieder auf der ganzen Welt - das ist heute übrigens alles öffentlich einsehbar. (…) Ohne dieses Geld würde es in 100 bis 150 Ländern gar keinen organisierten Fußballbetrieb geben, keinen Jugend- und keinen Frauenfußball."
Infantino vertritt die Auffassung, dass der Weltverband vergleichsweise eher bescheidene Einnahmen kassiert: "Die besten Ligen der Welt hingegen generieren vier- oder fünfmal mehr Einnahmen als die FIFA. An wen geht dieses Geld? An die Klubs im eigenen Land. Das ist normal und auch schön für die Fans dort, aber für den Rest der Welt ist das nicht wirklich toll."
Quelle: ntv.de, ses/dpa/sid