Gewaltzunahme im Amateurfußball Männer prügeln Schiedsrichter ins Krankenhaus
24.10.2022, 15:52 Uhr
"Erstmals müssen wir einen Anstieg bei den Spielabbrüchen feststellen, wobei wir uns immer noch im Promillebereich bewegen", sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann.
(Foto: imago images/Eibner)
Bei einem Bezirksliga-Spiel in Bochum wird ein Schiedsrichter brutal zusammengeschlagen und muss in Krankenhaus. Die Eskalation der Gewalt im Amateurfußball spitzt sich weiter zu. Im Kreis Osnabrück sorgen die Unparteiischen mit einer ungewöhnlichen Aktion für Aufsehen.
Und schon wieder eine brutale Attacke im Amateurfußball: Bei einem Bezirksligaspiel in Bochum ist ein 27 Jahre alter Schiedsrichter aus Hamm nach einem Angriff schwer verletzt und zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus gebracht worden. Am späten Sonntagnachmittag, gegen 17.15 Uhr, war die Situation nach dem Duell zwischen dem SV Phönix Bochum und CF Kurdistan eskaliert. Laut Polizei griffen ein 34-jähriger Betreuer und der 60 Jahre alte Trainer der Gastmannschaft sowie ein noch nicht bekannter Fan den Unparteiischen an. Sie sollen dem 27-Jährigen die Pfeife aus dem Mund geschlagen und danach mehrfach auf ihn eingetreten haben.
Offenbar spielten Platzverweise dabei eine erhebliche Rolle, wie ein Sprecher der Polizei gegenüber RTL/ntv erklärte. Laut WAZ hatte der Schiedsrichter nach dem Schlusspfiff (1:1) einem Spieler und dem Trainer Rot wegen Meckerns gezeigt. Zunächst kam es zu einer Rudelbildung und dann schließlich zu den Schlägen und Tritten. Ein Vorfall, der längst keine Seltenheit mehr ist. Am vorigen Mittwoch hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) einen Rekord bei der Zahl an Spielabbrüchen im Amateurfußball bekannt gegeben. In der Saison 2021/22 hätten Referees 911 Spiele vorzeitig beenden müssen, teilte der DFB mit. So viele wie nie in einer Saison.
Jeden Sonntag warten, "dass es irgendwo geknallt hat"
"Erstmals müssen wir einen Anstieg bei den Spielabbrüchen feststellen, wobei wir uns immer noch im Promillebereich bewegen", hatte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann gesagt. Die über die Vorjahre stabile Quote der Abbrüche stieg von 0,05 auf 0,075 Prozent. Der DFB erstellt seit 2014/15 ein Lagebild des Amateurbereichs. Über Online-Spielberichtsbögen wurden in der zurückliegenden Saison 1.219.397 Begegnungen im Amateurfußball erfasst und vom Verband ausgewertet.
Um auf die deutliche Zunahme der gewaltsamen Übergriffe aufmerksam zu machen, haben die Schiedsrichter im Kreis Osnabrück am Wochenende eine bemerkenswerte Protestaktion gestartet. Vor dem Anpfiff der jeweiligen Partien am Sonntag verlasen sie eine Erklärung. "In den letzten Wochen gab es vermehrt Gewaltvorfälle auf unseren Sportplätzen, bei denen auch Schiedsrichter aufs Schlimmste beleidigt, bedroht und sogar tätlich angegriffen wurden. Hiergegen setzen wir mit unserer Unterbrechung ein Zeichen, denn so wird die Zukunft aussehen, wenn sich nichts ändert", hieß es in dem Statement, wie der NDR berichtete. Danach warteten sie zwölf Minuten, bis sie die Spiele anpfiffen.
"Es sollte ein Signal sein, dass es einfach kurz vor zwölf ist", sagte der Kreisschiedsrichterobmann Julian Meckfessel der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er warte mittlerweile jeden Sonntag auf einen Anruf, "dass es irgendwo geknallt hat." Laut NOZ kam es dann auch ausgerechnet am Tag des Protests der Unparteiischen erneut zu einem Spielabbruch. In einem Kreisklassen-Spiel waren ein Torwart und ein gegnerischer Stürmer in der Nachspielzeit aneinandergeraten. Es sei zu Handgreiflichkeiten gekommen, bei denen der Schiedsrichter am Kopf getroffen worden sein soll. Dieser zeigte beiden Spielern die Rote Karte und brach das Spiel ab.
Quelle: ntv.de, tno/dpa