Brasilien will Revanche fürs 1:7 DFB-Elf setzt auf den Geist von Maracanã
18.08.2016, 17:29 Uhr
Nigeria ist bezwungen, nun wartet Brasilien auf die DFB-Auswahl.
(Foto: imago/Agencia EFE)
Die deutschen Fußballer bezwingen famos Nigeria im Olympischen Halbfinale. Im Endspiel wartet nun die brasilianische Auswahl auf die DFB-Elf. Viele hoffen auf ein Wiederholungsspiel der WM 2014 und auch die Mannschaft selbst spricht vom gleichen "Teamspirit".
Sie waren erschöpft, ergriffen und fast zu schlapp zum Jubeln. Als die deutschen Fußballer ihr olympisches Traum-Finale gegen Gastgeber Brasilien mit Superstar Neymar perfekt gemacht hatten, brauchten sie ein paar Augenblicke zum Durchschnaufen. Dann stellten sie sich in der Corinthians Arena von São Paulo zum Mannschaftsfoto auf und schrien ihre ganze Freude heraus. Finale! Um Gold. Im Maracanã, dem brasilianischen Fußball-Tempel. Zwei Jahre nach dem WM-Triumph von Philipp Lahm und Co. genau dort.
"Wir sind einfach nur glücklich. Gegen Brasilien im Finale - ein Traum ist wahr geworden", sagte Lukas Klostermann, der beim 2:0 (1:0) im Halbfinale gegen Nigeria den wichtigen Führungstreffer erzielte (9.). Silber und damit der größte Erfolg deutscher Fußballer seit dem Olympiasieg der DDR 1976 ist der Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch nun sicher. Doch Hrubesch selbst will unbedingt in den Olymp. "Wir wollen gewinnen", sagte er.
Brasilien aber sinnt am Samstag (22.30 Uhr) auf Revanche für das demütigende 1:7 im WM-Halbfinale 2014. Dieses Spiel, beruhigte Weltmeister Matthias Ginter die brasilianischen Reporter, "war einzigartig, das wird es nicht mehr geben". Doch der Geist von damals soll Ginter und Co. erneut beflügeln. "Wir haben denselben Teamspirit, wir kämpfen und rennen füreinander - wie 2014", sagte der Dortmunder.
Letzter Triumph für Hrubesch
Hrubesch war mehr als nur stolz auf seine Jungs, deren Sieg der eingewechselte Nils Petersen mit seinem sechsten Turniertor (89.) sicherstellte. "Die Jungs haben das selbst gemacht, ich kann ihnen nur gratulieren", sagte er: "Jetzt brauchen wir nur noch die Medaille abzuholen." Für den 65-Jährigen soll es in seinem letzten Spiel ein goldener Abschied werden. "Ich habe so viele Sachen in meinem Leben mitgemacht, das ist eine der tollsten Geschichten", sagte er.
Jetzt, betonte Klostermann, "ist alles möglich". Der bislang größte Erfolg der DFB-Kicker bei Olympia war Bronze 1988 in Seoul gewesen. Hrubeschs Team ist jetzt schon weiter als Jürgen Klinsmann und Co. vor 28 Jahren. Im Maracanã wartet am Samstag aber ein Hexenkessel und ein dicker Brocken: Brasilien stürmte durch ein 6:0 (3:0) gegen Außenseiter Honduras ohne Gegentor ins Endspiel.
Gala-Boys statt "Rumpftruppe"
In Topform befindet sich aber auch die Hrubesch-Elf. Vier Tage nach der 4:0-Gala gegen Portugal überzeugte die vor dem Turnier noch als "Rumpftruppe" bezeichnete Auswahl vor 41.000 Zuschauern auch gegen die kampfstarken Nigerianer, wenn auch der Glanz diesmal fehlte. Nach der schnellen Führung entwickelte sich ein unterhaltsames Spiel, das bis in die Schlussphase hinein spannend blieb. Klostermann traf nach einem Pass von Kapitän Max Meyer, Petersen schloss einen Konter ab.
Nigeria, immerhin Olympiasieger 1996 und Finalist 2008, blieb mit dem blitzschnellen Spielführer John Obi Mikel vom FC Chelsea bei Kontern gefährlich. Niklas Süle (31.) und der erneut starke Ginter (45.+1) mussten in höchster Not retten. Nach der Pause änderte sich das Spiel kaum: Deutschland hatte mehr vom Spiel, ließ den Ball sicher in den eigenen Reihen laufen. Gegen die starke DFB-Abwehr fiel den Afrikanern nicht viel ein, sie wirkten kopf- und ideenlos.
Damit zieht das DFB-Team nach einer fast dreiwöchigen Rundreise durch Brasilien endlich auch ins Olympische Dorf ein. Mit Hilfe des DOSB gelang es kurzfristig, den gesamten DFB-Tross einzubuchen. "Das wird ein einzigartiges Erlebnis, auf das wir uns sehr freuen", sagte Hrubesch.
Quelle: ntv.de, lsc/sid